Fahrradhändler erheben Vorwürfe gegen JobRad

Fahrradhändler erheben Vorwürfe gegen JobRad

Das Leasing von Dienstfahrrädern hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Ein Unternehmen, das dabei eine Vorreiterrolle einnimmt, ist JobRad. Allerdings gibt es nun Streit zwischen dem Leasinganbieter und den Fachhändlern. Der Konflikt dreht sich um Provisionen und die Frage nach Marktmacht.

Hintergrund

Oliver Claus, ein Fahrradhändler aus Trebur in Hessen, hat den neuen Vertrag von JobRad erhalten und ist alles andere als begeistert. Aus seiner Sicht versucht JobRad, auf seine Kosten Gewinne zu maximieren und die Händler auszunutzen. Claus führt einen traditionsreichen Familienbetrieb und verkauft hochwertige Räder und E-Bikes. In der Vergangenheit hat er auch viele Räder über JobRad verkauft. Doch mit den neuen Provisionen kann er seine Mitarbeiter nicht mehr ordentlich bezahlen. Die Zahlungen an JobRad würden 40 Prozent seines Rohertrags ausmachen und sein Geschäft gefährden.

Das Geschäftsmodell von JobRad

JobRad ist ein Unternehmen aus Freiburg und hat sich in den letzten zehn Jahren als Pionier und Marktführer im Dienstfahrradleasing etabliert. Das Prinzip ist einfach: Arbeitgeber leasen Räder bei JobRad und überlassen diese dann ihren Angestellten, meist gegen einen Gehaltsverzicht. Die Angestellten suchen sich dann Räder im stationären Fahrradhandel aus, die Abrechnung erfolgt über JobRad. Diese Art des Leasings ermöglicht es den Angestellten, Steuern zu sparen, während der Fahrradhandel neue Kunden gewinnt und auch JobRad profitiert.

Win-Win-Situation?

Das Geschäft boomt und deutschlandweit sind inzwischen mehr als 900.000 Diensträder unterwegs. JobRad allein hat im Jahr 2022 mehr als 300.000 Räder verleast. Lange Zeit lief die Zusammenarbeit zwischen JobRad und den Fachhändlern reibungslos und galt als Win-Win-Situation für alle Beteiligten. JobRad brachte neue Kunden zu den Fahrradhändlern und das durchschnittliche Rad kostete stolze 3.500 Euro.

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Streitpunkt Provision

Nun gibt es allerdings Streit über die Provisionen. Bisher erhielt JobRad sieben Prozent Provision, jedoch gedeckelt auf maximal 200 Euro pro Rad. Zukünftig sinkt der Prozentsatz auf vier bis sechs Prozentpunkte, je nach Umsatzvolumen des Händlers. Das klingt zunächst positiv, hat aber aus Sicht von Händler Oliver Claus zwei Nachteile. Zum einen entfällt die Deckelung der Provision auf 200 Euro, was vor allem bei teuren Rädern zu einer geringeren Marge für den Händler führt. Zum anderen darf die Provision nicht mehr auf den Preis aufgeschlagen werden, was ebenfalls zu Umsatzeinbußen führt.

Erhebliche Umsatzverluste

Laut dem Branchenverband “Verbund Fahrrad und Service” müssen vor allem umsatzstarke Fahrradhändler nun mehr Geld an JobRad abgeben. Ein Händler berichtet, dass 30 Prozent seines Umsatzes von dem JobRad-Modell abhängig sind und wirft dem Unternehmen Erpressung vor. Große Arbeitgeber haben häufig JobRad als Exklusivpartner, was dazu führt, dass es oft keinen echten Wettbewerb mehr gibt. JobRad verhandelt nicht über die neuen Konditionen, sondern es gilt “Friss oder Stirb”. Dieser Umstand stört die Händler, da sie keinen Einfluss darauf haben, mit welchem Anbieter der Arbeitgeber Verträge abschließt.

Marktmacht und Kartellrecht

Einige Händler fragen sich, ob JobRad seine Marktmacht ausnutzt und gegen das Kartellrecht verstößt. Allerdings ist es schwierig, eine solche relative Marktmacht nachzuweisen. Professor Georg Götz von der Universität Gießen sieht kartellrechtlich wenig Chancen für eine Klage gegen JobRad. Zudem haben sich die Händler in den letzten Jahren selbst in diese Abhängigkeit begeben und gut daran verdient.

Oliver Claus hat den Vertrag mit JobRad gekündigt, da er sich nicht auf Augenhöhe behandelt fühlt. Er möchte seine Kunden weiterhin gut beraten und keine Abstriche bei der Qualität machen. Ab Juni wird er nicht mehr Teil des JobRad-Netzwerks sein.

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