Das Fairtrade-Siegel ist weit verbreitet und auf vielen Lebensmitteln zu finden – von Kaffee, Tee und Schokolade bis zu Bananen. Doch was genau bedeutet es, welche Standards erfüllt es und welche Kritik gibt es?
Fairer Handel: Fairtrade vs. Fair Trade
Beim fairen Handel kommt es oft zu Verwirrungen bezüglich der Begriffe:
- Die meisten Menschen, die von Fairtrade-Produkten sprechen, meinen eigentlich “Fair Trade”-Produkte, also Produkte aus hinreichend fairem Handel. Diese können verschiedene Fair-Trade-Zeichen tragen, wie zum Beispiel “Gepa fair+” oder “Naturland fair”.
- “Fairtrade” hingegen ist ein eingetragenes Markenzeichen und kennzeichnet Produkte mit einem Siegel, bei dem bestimmte Kriterien des fairen Handels erfüllt wurden.
Fairtrade-Siegel: Kriterien
Das Fairtrade-Siegel legt verschiedene Kriterien fest, die sich auf soziale, ökologische und ökonomische Aspekte entlang der Lieferkette erstrecken. Dazu gehören unter anderem:
Soziale Kriterien:
- Organisation in demokratischen Gemeinschaften (bei Kooperativen) und Förderung gewerkschaftlicher Organisation (auf Plantagen)
- Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit sowie Diskriminierung
- Verbot von diskriminierenden Tests
- Unterrichtung der Arbeitnehmer:innen über ihre Rechte und Verhandlung von Arbeitsverträgen
- Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung für Angestellte
Ökologische Kriterien:
- Umweltschonender Anbau, Schutz der Biodiversität und nachhaltige Energie- und Wassernutzung sowie Müllvermeidung
- Verbot bestimmter Pestizide und gentechnisch verändertes Saatgut
- Begrenzter Einsatz von Herbiziden und Verhinderung von Rodung für neue Ackerflächen
- Sensibilisierung für Bodenerosion und Entwicklung nachhaltiger Maßnahmen aufgrund des Klimawandels
Ökonomische Kriterien:
- Mindestpreise und Fairtrade-Prämien
- Transparente und langfristige Handelsbeziehungen
- Vorfinanzierung von Projekten zur Unterstützung von Farmen
Mengenausgleich
Beim Fairtrade-Siegel gibt es einen sogenannten “Mengenausgleich” für zertifizierte Produkte. Während beispielsweise Kaffee zu 100 Prozent aus Fairtrade-Kaffee besteht, findet bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee ein Mengenausgleich statt. Das bedeutet, dass faire und konventionelle Ware gemischt werden können. Die Produzent:innen verpflichten sich jedoch, genauso viel fairen Rohstoff einzukaufen, wie sie als “fair” gekennzeichnete Produkte verkaufen. Mischprodukte wie Vollmilchschokolade müssen mindestens 20 Prozent der Zutaten aus Fairtrade-Quellen enthalten.
Kontrollinstanzen
Das Fairtrade-Siegel wird in Deutschland vom Verein TransFair e.V. vergeben, der von über 30 Mitgliedsorganisationen getragen wird. Es gibt auch internationale Organisationen wie die Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) und die World Fair Trade Organisation (WFTO), die Standards festlegen und Fairtrade-Siegel vergeben. Es werden regelmäßig Kontrollen durchgeführt, um die Einhaltung der Kriterien zu überprüfen.
Kritik am Fairtrade-Siegel
Das Fairtrade-Siegel ist nicht frei von Kritik. Einige der häufigsten Kritikpunkte sind:
- Höhere Preise für Fairtrade-Produkte im Vergleich zu konventionellen Produkten
- Schwierigkeiten für Verbraucher:innen, die Fairtrade-Methoden nachzuvollziehen, insbesondere beim Mengenausgleich
- Absenkung des Mindestanteils an fair gehandelten Zutaten bei Mischprodukten von 50 auf 20 Prozent im Jahr 2011
- Intransparenz bezüglich der verschiedenen Siegel und Kennzeichnungen
Trotz dieser Kritikpunkte wird das Fairtrade-Siegel als gut und wichtig angesehen.
Alternativen zum Fairtrade-Siegel
Es gibt auch alternative Siegel und Labels, die fairen Handel kennzeichnen, wie zum Beispiel GEPA fair+, Naturland fair, Rapunzel Hand in Hand, UTZ und Rainforest Alliance. Darüber hinaus gibt es auch den Ansatz des Direct Trade, bei dem direkt mit kleinen Produzent:innen Geschäfte gemacht werden, um Verluste entlang der Lieferkette zu vermeiden.
Verfügbarkeit: sehr hoch
Fairtrade-Produkte sind inzwischen fast überall erhältlich. Sie sind nicht nur in Bioläden, Biosupermärkten und Weltläden zu finden, sondern auch in vielen gut sortierten Supermärkten und Discountern.
Utopia-Fazit
Das Fairtrade-Siegel gilt als vertrauenswürdig und ist das am weitesten verbreitete Kennzeichen für fair gehandelten Kaffee und Kakao. Es steht für bessere soziale Bedingungen, den Schutz der Umwelt und nachhaltige Produktion. Obwohl es Kritik gibt, ist der Kauf von Produkten mit Fairtrade-Siegel eine gute Wahl, um sozialere, gesündere und nachhaltigere Produktionsbedingungen zu unterstützen.
Quelle: Utopia.de