Falsche Autositze – Kein Spaß für den Rücken!

Falsche Autositze – Kein Spaß für den Rücken!

Rein ins Auto, den Schlüssel umdrehen und los geht’s – so beginnt jede Autofahrt. Dabei vergessen viele oft eines: der Sitz und die Sitzposition bestimmen, wie erholt man am Ziel ankommt. Besonders Vielfahrer kennen das Problem von dauerhaften Schmerzen und Rückenbeschwerden, die oft mit dem häufigen Sitzen im Auto zusammenhängen.

Wichtige Faktoren hierbei sind die Sitzposition und die Grundkonstruktion des Autositzes, die selten wirklich auf die Gesundheit der Fahrer ausgelegt ist. In manchen Fällen hilft nur der Einsatz eines teuren Nachrüstsitzes, der heutzutage jedoch nicht mehr so einfach wie früher eingebaut werden kann.

“Bei den Standardsitzen in den Fahrzeugen kann man davon ausgehen, dass 95 Prozent nicht optimal an die Bedürfnisse der Menschen angepasst sind”, sagt Detlef Detjen, Sprecher der Aktion Gesunder Rücken (AGR) in Selsingen, Niedersachsen. Hubert Paulus vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg, Bayern, erklärt die Gründe dafür: “Die Sitze sind zwar generell besser geworden, aber oft immer noch nicht ausreichend, zum Beispiel weil sie zu weich gepolstert sind.”

Ein weiches Sitzpolster mag beim ersten Probesitzen angenehm sein, aber für die Gesundheit ist es nicht optimal. “Ein Sitz sollte den Körper unterstützen”, meint Paulus. Genau das bietet ein weiches Polster nicht.

Das Problem liegt nicht nur in der Sitzkonstruktion, sondern auch in der Wahrnehmung. “Eine straffe Polsterung ist eine Voraussetzung für gesundes Sitzen”, erklärt Frank Essig, Sprecher des Sitzherstellers Recaro in Kirchheim. “Viele Menschen empfinden jedoch beim ersten Platznehmen auf einer straffen Sitzfläche ein unangenehmes Gefühl.” Wer also Wert auf gesundes Sitzen im Auto legt, sollte sich nicht nur auf den ersten Eindruck verlassen.

LESEN  GoClimate CO2 Rechner

Neben der Sitzkonstruktion gibt es weitere mögliche Mängel, die das gesunde und entspannte Sitzen auf Dauer erschweren. Beim Kauf eines Autositzes sollte laut Detlef Detjen auf die Ausformung des Sitzes geachtet werden. Die Lehne sollte eine leichte S-Form haben, um die Wirbelsäule zu unterstützen. Hubert Paulus empfiehlt außerdem eine sogenannte Lordosen-Stütze, die den Lendenwirbelbereich entlastet. Dabei nutzen die Sitzhersteller verschiedene Methoden, von einfachen Stellrädern bis hin zu aufblasbaren Luftkammern.

Auch die Höhe der Rückenlehne ist wichtig. Laut AGR sollte die Sitzlehne nicht über den Rücken hinausragen. Eine Höhenverstellung der Sitzfläche ist ein Muss, um allen Nutzern ein annähernd gleiches Sichtfeld zu ermöglichen. Diese Verstellmöglichkeit ist nicht nur für die Sicht wichtig, sondern auch für die Beckenposition und die Krümmung der Wirbelsäule. Eine Neigungsverstellung der Sitzfläche wird ebenfalls empfohlen, um eine korrekte Auflage der Oberschenkel zu ermöglichen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Seitenhalt, der oft nur mit einer sportlichen Fahrweise in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich profitieren aber auch normale Fahrer vom Seitenhalt. Laut Hubert Paulus wird der Körper in Kurven besser im Sitz gehalten. Wenn ein Sitz keinen ausreichenden Seitenhalt bietet, muss der Fahrer dies ausgleichen, indem er sich mit dem Körper dagegenstemmt und sich am Lenkrad festhält.

Dennoch sind Vielfahrer mit Rückenproblemen oft nicht zufrieden mit den serienmäßigen Autositzen. Ihnen bleibt nur die Möglichkeit, bei einem Neukauf die angebotenen aufwendigeren Sitze gegen Aufpreis zu bestellen oder einen ergonomisch geformten Nachrüstsitz einzubauen. “Als Vielfahrer bezeichnen wir Menschen, die täglich mehr als eineinhalb Stunden im Fahrzeug unterwegs sind. Das betrifft etwa 40 Prozent der Autofahrer”, so Detlef Detjen von der AGR.

LESEN  Wasseranalyse und Wassertest für Brunnenwasser

Das Nachrüsten ist jedoch nicht mehr so einfach wie früher. Früher genügte es, eine Sitzkonsole zu montieren, auf der dann der Nachrüstsitz seinen Platz fand. Heute sind in den Seitenlehnen der Sitze meist Airbags integriert, auf die man nicht verzichten sollte. “Es werden jedoch seit einiger Zeit auch Nachrüstsitze mit Universal-Airbags angeboten”, sagt Essig. Diese integrierten Airbags werden mit der Autoelektronik verbunden, sodass gesundes Sitzen auch mit gewohnter Sicherheit einhergeht.