Was ist das beste Format für die Ausstrahlung von Fernsehsendungen – 720p oder 1080i? Obwohl HD bereits seit vielen Jahren existiert, sind die Meinungen immer noch geteilt. Einige behaupten, dass 720p, das Format, in dem öffentlich-rechtliche Sender ausstrahlen, besser ist. Andere bevorzugen 1080i als das überlegene Format. Aber was ist nun die Wahrheit? Und wie sieht es im Ausland aus? Sind die USA bereits weiter und dreht Hollywood sogar mit 60p?
Die optimale Auflösung
Optimal wäre eine Ausstrahlung in 1920×1080 50p. Aus ökonomischen Gründen (Gerätekosten, Bandbreite usw.) und aus technischen/historischen Gründen (Kompatibilität mit bestehenden Infrastrukturen) wird dies jedoch in der Praxis nicht durchgeführt.
Weltweit wird sowohl im öffentlich-rechtlichen als auch im privaten Fernsehen hauptsächlich in 720 50p oder 1080 25i (früher 50i) ausgestrahlt, und in Ländern mit 60 Hz mit den jeweiligen Äquivalenten.
Die Qualität der Formate
Die oft gehörte Aussage, dass 720p eine niedrigere Auflösung als 1080i hat und daher das schlechtere Format ist, ist zu einfach gedacht. Beide Formate bieten qualitativ ähnliche Bildqualität, jedoch mit einem Unterschied:
720p hat 921.600 Pixel (1280 x 720). Dabei spielt der dargestellte Bildinhalt keine Rolle. Bei 1080i ist das anders. Statische Bildinhalte wie Grafiken und Fotos bestehen aus 2.073.600 Pixeln (1920 x 1080). Das ist natürlich besser als bei 720p.
Im Fernsehen sind statische Bilder jedoch die Ausnahme. Selbst bei geringsten Bewegungen (z. B. wogendes Gras in einer Landschaftsaufnahme) verringert das Interlacing die Anzahl der “echten” Pixel auf nur noch 1.036.800 (1920×540), also nur unwesentlich mehr als bei 720p. Wenn man typische Interlacing-Artefakte wie Treppchen an kontrastreichen Diagonalen mit in die Bewertung einbezieht, schneidet 1080i sogar etwas schlechter ab.
Unter der Annahme, dass Flachbildfernseher mit Halbbildern nichts anfangen können, ist die Argumentation der EBU (European Broadcasting Union), die sich bei der Einführung von HD für 720p und gegen 1080i ausgesprochen hat, durchaus nachvollziehbar. Vereinfacht gesagt: Da die Qualität der Deinterlacer in den verschiedenen Abspielgeräten stark variieren kann, ist es vorteilhaft, den Geräten das Bildsignal möglichst “mundgerecht” (=progressiv) zu liefern, entweder durch natives 720p-Material oder durch ein qualitativ hochwertiges Deinterlacing mit entsprechenden Studiogeräten.
Das Votum der Privatsender für 1080i war rein marketinggetrieben. Unter dem Motto “Viel hilft viel” war Full HD das Verkaufsargument gegenüber dem “kleinen” HDReady. Dass 1080i qualitativ streng genommen kein Full HD ist und sich nur geringfügig von HDReady unterscheidet, interessiert die meisten Verbraucher nicht.
Weltweite Standards und Hollywood
Weltweit sieht es kaum anders aus. In den USA sind Bildfrequenzen von 25 und 50 (egal ob interlaced oder progressiv) zwar selten. Dies hat jedoch keinen technischen Hintergrund, sondern ist historisch bedingt. Da die Bildfrequenz früher von der Netzfrequenz abgeleitet wurde, sind in Ländern mit 60 Hz Netz (USA, Japan usw.) 30 (bzw. 29,97) und 60 Bilder pro Sekunde die gängigen Frequenzen.
Fernsehproduktionen (Reportagen, Nachrichtensendungen, Sport, Magazine usw.) werden in den USA genauso wie in Europa in der Regel in 1080i produziert, jedoch aufgrund der Geschichte mit 60 Halbbildern (früher 60i, heute 30i).
Für Hollywood-Filme gilt weiterhin der weltweite Standard von 24 Bildern pro Sekunde (24p). Bei hochwertigen Fernsehproduktionen wie Serien und TV-Filmen sind 30 Bilder pro Sekunde (30p) die Frequenz der Wahl. Oft werden auch für das Fernsehen 24 B/Sekunde verwendet, da dies die Konvertierung zwischen Kino, TV 50 Hz und TV 60 Hz erleichtert.
Höhere Bildfrequenzen wie 48, 50 oder 60p sind außerhalb von Ausnahmefällen wie verschiedenen IMAX-Formaten unüblich. Der Grund dafür ist der angestrebte Filmlook. Mit zunehmender Bildfrequenz verschwindet dieser. Das Bild erhält dann eher die Anmutung einer Live-Übertragung oder eines Theatermitschnitts, was aus künstlerischen Gründen in der Regel unerwünscht ist.
Wie man sieht, gibt es bei der Fernsehausstrahlung verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Beide Formate, 720p und 1080i, bieten qualitativ ähnliche Bildqualität, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Letztendlich kommt es auf die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen der Fernsehsender und Zuschauer an.