Fiebersaft-Engpass: “Im Notfall stellen wir eben selbst her”

Fiebersaft-Engpass: “Im Notfall stellen wir eben selbst her”

Apotheken in ganz Deutschland sind einfallsreich, um ihre Kunden trotz der aktuellen Engpässe mit den benötigten Medikamenten zu versorgen. Manchmal gehen sie sogar so weit, die Medikamente selbst herzustellen. Wir haben uns mit Juliane Stark-Kreul, der Inhaberin einer Apotheke in Marl, unterhalten.

Versorgungsprobleme mit Ibuprofen

In der aktuellen Situation gibt es offensichtlich Versorgungsprobleme mit dem Wirkstoff Ibuprofen. Besonders betroffen sind Säfte wie Fiebersäfte mit Ibuprofen. Aber auch bei einigen Fieberzäpfchen, insbesondere bei den niedrig dosierten Varianten mit 75 mg und 125 mg, gibt es bereits Engpässe.

Auswirkungen auf bestimmte Patientengruppen

Ibuprofen in flüssiger Form ist vor allem für Kinder gedacht. Daher sind sie die Hauptbetroffenen. Hinzu kommen Menschen mit Schluckbeschwerden, die Ibuprofen nicht in fester Darreichungsform einnehmen können.

Ursachen für den Engpass

Es gibt verschiedene Gründe für diesen Engpass. Einerseits haben wir derzeit eine Grippewelle, eine Erkältungswelle und natürlich auch die Corona-Pandemie. Ein weiterer Grund ist der Ukrainekrieg. Deutschland hat Ibuprofen-Säfte ins Krisengebiet geschickt. Zu guter Letzt gibt es noch eine grundlegende Ursache: Die Hersteller haben sich aus Deutschland zurückgezogen, und viele Wirkstoffe werden jetzt in China produziert und in Indien weiterverarbeitet. Wenn es dort zu Problemen wie Verunreinigungen oder Fabrikbränden kommt, steht die gesamte Produktion still. Und dann gelangt einfach nichts mehr nach Europa. Wir sind mittlerweile zu abhängig von Lieferungen aus dem Ausland.

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Deutschlandweite Engpässe

Die Versorgungsengpässe mit Ibuprofen betreffen Apotheken deutschlandweit. Keine Region ist verschont geblieben.

Umgang mit Lieferengpässen

Die Apotheken kontaktieren die Hersteller direkt und fragen nach den Wirkstoffen. Zunächst hatten sie auch Vorräte angelegt, aber diese sind mittlerweile größtenteils ausverkauft. Daher empfehlen sie alternative Darreichungsformen wie Zäpfchen oder Schmelztabletten, die sich im Mund auflösen. Zudem machen sie sich auf die Suche nach lieferbaren Medikamenten bei verschiedenen Großhändlern.

Ausweichen auf andere Wirkstoffe

Die Apotheken weichen auch auf andere Wirkstoffe aus. Dies ist jedoch teilweise nicht einfach, da Medikamente mit Ibuprofen in flüssiger Form auf ärztliche Verschreibung hin verabreicht werden. Daher müssen sie Rücksprache mit den jeweiligen Ärzten halten. Das erfordert Zeit, und wenn der Kunde erst um 18 Uhr in die Apotheke kommt, ist es oft schwierig, den Arzt noch zu erreichen. Wenn der Kunde jedoch ein Rezept vom Notarzt hat, können sie diesen immer noch kontaktieren. Grundsätzlich ist der Wechsel des Wirkstoffs jedoch eine Möglichkeit. Sie sind bereits von Paracetamol auf Ibuprofen umgestiegen, um dem Engpass entgegenzuwirken.

Selbst herstellen von Medikamenten

Ja, die Apotheken könnten die Medikamente auch selbst herstellen, solange der grundlegende Wirkstoff noch verfügbar ist. Allerdings ist dies nicht ganz einfach. Neben einem erheblichen Zeitaufwand gibt es derzeit auch einen Mangel an Fachkräften in den Apotheken. Die Corona-Pandemie hat die Apotheken bereits stark belastet. Im Notfall sind sie jedoch in der Lage, ein Medikament selbst herzustellen. Dies haben sie bereits getan, als Desinfektionsmittel nicht verfügbar waren. Sie suchen nach Lösungen und finden immer eine. Daran besteht kein Zweifel.

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Wann werden die Lieferketten wieder funktionieren?

Diese Frage würde Frau Stark-Kreul auch gerne selbst beantworten können. Derzeit erleben wir eine dramatische Situation, wie wir sie noch nie zuvor hatten: Fiebersäfte und Zäpfchen sind entweder gar nicht oder nur sehr schwer erhältlich. Wenn wir jetzt auf andere Wirkstoffe umsteigen und Ibuprofen ersetzen, drohen wahrscheinlich auch bei diesen Wirkstoffen bald Engpässe.

Tipps für Apothekenkunden

Die Apotheken versuchen auf jeden Fall zu helfen und das Mögliche zu tun. Aber wie bereits erwähnt, benötigt die Suche nach Alternativen Zeit. Kunden sollten daher ihre Rezepte nicht zu lange unbeachtet zu Hause liegen lassen, sondern frühzeitig in die Apotheke kommen. So kann eine vernünftige Lösung gefunden werden.