Fremdsprachenlernen leicht gemacht: Blue Line, Red Line und Orange Line

Fremdsprachenlernen leicht gemacht: Blue Line, Red Line und Orange Line

Wenn es um Fremdsprachenunterricht geht, sprüht Dr. Frank Haß, Herausgeber der Englisch-Lehrwerke Blue Line, Red Line und Orange Line aus dem Ernst Klett Verlag, vor Veränderungswillen. Sprachenlernen ist ein natürlicher Prozess, der jedoch in der Schule alltagstauglich vermittelt werden sollte. Das sagt zumindest der Fachautor und Gründer des Instituts für Angewandte Didaktik in Kirchberg.

Warum fällt Fremdsprachenlernen oft so schwer?

Doch ist Fremdsprachenlernen wirklich so schwer? Im Grunde handelt es sich dabei um einen ganz natürlichen Prozess. Viele Menschen wachsen in Europa ganz selbstverständlich mehrsprachig auf – ohne Unterricht. In vielen Regionen ist Mehrsprachigkeit völlig normal. Das menschliche Gehirn ist von Natur aus darauf ausgelegt, mehrere Sprachen zu erlernen.

Wo liegt das Problem in Schulen?

Meiner Ansicht nach handelt es sich um ein traditionsbedingtes Problem. Die Didaktik moderner Sprachen war stark vom Unterricht der alten Sprachen Latein und Griechisch geprägt. Es wurde viel Wert auf Sprachanalyse und Übersetzung gelegt. Das Sprachenlernen hatte lange Zeit elitären Charakter und war den “Bessergestellten” vorbehalten, also den Gymnasien. Selbst in den Hauptschulen war Englischunterricht in den 1970er Jahren noch keine Selbstverständlichkeit.

Was müsste sich im Englischunterricht ändern?

Schulforscher wie Andreas Helmke haben herausgefunden, wie erfolgreicher Unterricht aussehen kann. Auch die Hirnforschung hat Erkenntnisse geliefert, insbesondere zur Rolle von Emotionen beim Lernen. Viele dieser Erkenntnisse sind im Konzept des kompetenzorientierten Englischunterrichts umgesetzt. Seit dem PISA-Schock ist der Begriff “Kompetenzorientierung” bei uns weit verbreitet. Dennoch fehlt immer noch ein einheitliches Verständnis davon, was Kompetenz genau ausmacht.

Wie definieren Sie Kompetenz im Englischunterricht?

Die wichtigste Bildungsziel des Englischunterrichts sollte die kommunikative Kompetenz sein. Das bedeutet im Wesentlichen die Fähigkeit, Alltagssituationen sprachlich bewältigen zu können.

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Was genau meinen Sie damit?

Stellen Sie sich vor, Sie sind bei einer englischen Gastfamilie zu Besuch und müssen sich dort vorstellen. Der Besuch bei der Gastfamilie ist eine solche Alltagssituation, das Vorstellen eine sprachliche Kompetenz.

Sollte der Englischunterricht also lebensnaher und weniger abstrakt gestaltet werden?

Genau das! Lehrerinnen und Lehrer sollten sich zunächst fragen, welches Ziel sie am Ende einer Lernsequenz erreichen möchten. Welche Alltagssituationen sollen die Schülerinnen und Schüler bewältigen können? Welches Wissen und welche Fertigkeiten benötigen sie dafür? Dies gibt den Fahrplan für den Unterricht vor.

Funktioniert das für alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse gleichermaßen?

Im Prinzip ja. Allerdings müssen Lehrerinnen und Lehrer auch die unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden berücksichtigen. Warum lernt der eine leichter als der andere? Was sind die Ursachen dafür? Hier müssen wir umdenken. Studien haben zum Beispiel ergeben, dass fast 25 Prozent aller Schülerinnen und Schüler beeinträchtigtes Hörvermögen aufweisen – häufig ohne dass dies erkannt wird. Die Ursachen dafür sind unklar; falsches Medienverhalten wie das zu laute Hören von Musik über Kopfhörer könnte eine Ursache sein. Wenn jedoch jemand nicht richtig hört, kann er Gehörtes auch nicht richtig verstehen. Zudem merkt er nicht, wenn er Wörter falsch ausspricht. Das ist für die Verständigung viel schlimmer als grammatische Fehler. Deshalb müssen das gezielte Hören und die richtige Aussprache bei diesen Schülern intensiv geübt werden. Andere Schüler bringen andere Voraussetzungen mit und müssen daher auch anders unterrichtet werden.

Kommen wir noch einmal zur Frage nach den Kompetenzen. Seit PISA hat man den Eindruck, dass nur noch Kompetenzen zählen und Wissen weniger wichtig ist…

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Das ist ein Trugschluss. Ohne Wissen gibt es keine Kompetenz. Das betrifft verschiedene Wissensbereiche. Natürlich muss auch weiterhin sprachliches Wissen, also Vokabeln und Grammatik, erlernt werden, um erfolgreich kommunizieren zu können. Ebenso wichtig ist jedoch das Wissen über soziokulturelle Hintergründe der Gesprächspartner. Wenn ich zum Beispiel nicht weiß, welche Rolle Smalltalk in einer britischen Gesprächssituation spielt und wichtige Wendungen dafür nicht kenne, kann ich kaum ein gutes Gespräch führen.

Können deutsche Lehrkräfte das leisten?

Ich kenne keinen Lehrer, der nicht erfolgreich unterrichten möchte. Der Erfolg eines Lehrers wird oft am Erfolg seiner Schüler gemessen. Doch dafür müssen auch die Rahmenbedingungen für erfolgreichen Unterricht stimmen. Das fängt beim Lehramtsstudium an und geht mit Fortbildungsmöglichkeiten als Teil der berufsbegleitenden Professionalisierung weiter. Klassen mit 30 Schülerinnen und Schülern sind für einen kompetenzorientierten und individualisierenden Sprachunterricht zu groß. Zudem fehlen oft die entsprechenden Lehrmaterialien. Hier besteht noch großes Entwicklungspotenzial.

Schulen werden dazu aufgefordert, insbesondere lernschwache Schüler zu fördern. Wie kann das gelingen?

Es gibt meiner Meinung nach keine “schwachen Lerner” an sich. Vielmehr sollten wir uns darauf konzentrieren, welche Merkmale der individuellen Persönlichkeit dafür verantwortlich sind, dass jemand in einem Fach stärkere oder schwächere Leistungen erbringt. Wenn zum Beispiel vier Schüler in einer Klasse einen Hörtext nicht verstehen, kann das verschiedene Gründe haben. Einer hört vielleicht nicht gut, der andere kann sich nicht ausreichend konzentrieren, der dritte hat einen zu geringen Wortschatz und der vierte kann sich das Gehörte nicht merken. Es gilt also zunächst die Ursachen für Lernschwierigkeiten herauszufinden und dann entsprechend zu fördern. Ein Schüler benötigt vielleicht einfach eine Hörhilfe, ein anderer muss lernen, sich besser zu konzentrieren, ein weiterer sollte seinen Wortschatz erweitern und ein weiterer muss sein Gedächtnis trainieren. Diagnose und Therapie müssen Hand in Hand gehen, um allen Schülern Lernerfolge zu ermöglichen.

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Kann Inklusion unter den gegebenen Umständen im Sprachunterricht funktionieren?

Im Grunde habe ich die Antwort bereits gegeben. Inklusion bedeutet, dass jeder Schüler mit all seinen positiven und negativen Eigenschaften als Teil der Gemeinschaft akzeptiert wird, ohne ihn von vornherein auszusortieren. Ich bin überzeugt, dass dies möglich ist, aber es müssen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden (Klassengröße, Ausstattung der Schulen, Arbeitszeit der Lehrkräfte, Qualifikation der Lehrkräfte usw.). Alles andere wäre ein unverantwortliches Experiment und für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte gleichermaßen unzumutbar.

Bereit zum Unterrichten! Blue Line, Red Line und Orange Line.

Dank ihres klaren Fokus auf Kompetenzorientierung können die Schülerinnen und Schüler mit den neuen Lehrwerken die Sprache schnell und zielgerichtet anwenden. Die große Auswahl an Förder- und Fordermaterialien bietet Lernwege für jeden Lernstand. Weitere Informationen finden Sie unter www.klett.de/lines und in der Klett Pressebox.

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