Fünf schwere Mängel bei Gebrauchtwagen: ÖAMTC-Kaufüberprüfungen enthüllen besorgniserregende Statistik

Fünf schwere Mängel bei Gebrauchtwagen: ÖAMTC-Kaufüberprüfungen enthüllen besorgniserregende Statistik

Wie steht es um den Gebrauchtwagenmarkt in Österreich? Eine Analyse von rund 200.000 ÖAMTC-Kaufüberprüfungen aus den Jahren 2004 bis 2008 zeigt ein alarmierendes Bild. Im Durchschnitt wurden bei jedem Fahrzeug fünf schwere Mängel festgestellt. Besonders erschreckend ist, dass 83 Prozent der überprüften Autos Defekte im Bremssystem aufwiesen. Auch die Beleuchtung (78 Prozent) und der Motor (73 Prozent) sind stark betroffen. Zudem zeichnet sich eine klare Tendenz ab: Die Österreicher behalten ihre Autos länger, während die jährliche Fahrleistung sinkt.

Fahrzeuge werden länger gefahren, jährliche Fahrleistungen sinken

Laut ÖAMTC-Experte Rudolf Brauch ist das Durchschnittsalter der Fahrzeuge innerhalb von fünf Jahren um ein halbes Jahr auf 7,5 Jahre gestiegen. Gleichzeitig nimmt die Fahrleistung ab. Im Jahr 2004 betrug der Tachostand im österreichweiten Durchschnitt 106.565 Kilometer. Im letzten Jahr waren es 108.361 Kilometer bei einer längeren Nutzungsdauer. Bei der Kaufüberprüfung des ÖAMTC werden die Fahrzeuge umfangreicher untersucht als bei der gesetzlich vorgeschriebenen §57a-Begutachtung. Die Ergebnisse sind oft schockierend. Durchschnittlich werden pro Fahrzeug 13 leichte Mängel oder Hinweise verzeichnet. Potenzielle Kunden sollten genau hinschauen, denn auch leichte Mängel können teuer werden. Eine demnächst anstehende Zahnriemenwechsel bei modernen Motoren kann bis zu 1.500 Euro kosten. Schwere Mängel hingegen können das Pickerl gefährden und den Wert des Fahrzeugs erheblich mindern. Eine defekte Klimaanlage wird beispielsweise als schwerer Mangel in den Prüfbericht aufgenommen.

Bremsdefekte mit 83 Prozent immer noch Spitzenreiter, gravierende Mängel bei “Sicherheit, Komfort und sonstiger Ausstattung” auf dem Vormarsch

Am häufigsten werden bei den Kaufüberprüfungen des ÖAMTC Defekte im Bereich der Bremsen festgestellt. In den letzten fünf Jahren wiesen 83 Prozent aller überprüften Autos Mängel im Bremssystem auf. Knapp dahinter folgen die Beleuchtung (78 Prozent), der Motor (73 Prozent) sowie Lenkung und Radaufhängung (61 Prozent). Eine genaue Analyse zeigt ein ähnliches Bild: Im Jahr 2008 lagen defekte Bremsscheiben mit 22 Prozent an der Spitze der Mängelrangliste, gefolgt von Scheinwerfereinstellung und Betriebsbremse (je rund 14 Prozent).

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Der Trend der letzten fünf Jahre zeigt eine Verschiebung bei den schweren Mängeln. Obwohl Bremsdefekte immer noch führend sind, nehmen sie ab. Hingegen sind die Mängel im Bereich “Sicherheit, Komfort und sonstige Ausstattung” stark gestiegen. Der Grund dafür liegt laut dem ÖAMTC-Experten darin, dass Fahrzeuge heute serienmäßig besser ausgestattet sind. Mit einer besseren Ausstattung gehen jedoch auch mehr Mängel in diesem Bereich einher. Im Jahr 2004 wurden bei 100 Fahrzeugen “nur” 23 schwere Mängel in der Kategorie “Sicherheit, Komfort und sonstige Ausstattung” festgestellt. 2008 waren es bereits 35. Auch die Mängel im Bereich Bodengruppe und Karosserie nehmen zu. Korrosion, Verformungen, Lackschäden und unsachgemäße Reparaturen sind dabei die Hauptursachen.

Ein besonders extremes Beispiel ist ein Wiener Besitzer eines VW Passat aus dem Jahr 1992. Bei diesem Fahrzeug mussten die Prüfer 31 schwere Mängel feststellen – von einer lockeren Batterie über eine durchgerostete Bodengruppe bis hin zu falsch dimensionierten und beschädigten Reifen. Das Ausmaß wird durch den Vermerk “Gefahr in Verzug” verdeutlicht, den die Prüfer vergeben, wenn das Fahrzeug am besten gar nicht mehr auf die Straße sollte. Ob der Käufer sich nach dieser ÖAMTC-Überprüfung dennoch entschieden hat, das Fahrzeug zu erwerben, ist unklar. Aber zumindest wusste er, worauf er sich einließ. Die Statistiken zeigen, dass potenzielle Käufer durch eine Kaufüberprüfung im Durchschnitt 500 Euro vom ursprünglichen Kaufpreis einsparen können. Manchmal übersteigen die Reparaturkosten sogar den Fahrzeugwert. Auf jeden Fall gilt: Wer die Mängel kennt, ist in einer besseren Verhandlungsposition.

Übrigens werden am häufigsten Fahrzeuge der Porsche-Gruppe auf den Kaufprüfbühnen des ÖAMTC überprüft, darunter 3.400 Mal der Golf, 1.760 Mal der Passat, 1.461 Mal der Audi A4 und 1.076 Mal der VW Polo im Jahr 2008.

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Virtueller ÖAMTC-Gebrauchtwagen-Check auf www.oeamtc.at

Der ÖAMTC bietet auf seiner Website eine besondere Beratungsplattform an. Anhand eines “virtuellen” Autos werden alle Aspekte dargestellt, die man beim Kauf eines Gebrauchtwagens beachten sollte, wie Vorbeschädigungen, Geräusche, Dokumente usw. Die Informationen sind mit Bildern und Animationen versehen, und es besteht die Möglichkeit, eine Checkliste für die Auto-Besichtigung auszudrucken. Dadurch fällt die Erstauswahl vor Ort viel leichter. Hat man einen potenziellen Favoriten gefunden, bietet eine reale Kaufüberprüfung des ÖAMTC Sicherheit.

Weitere Informationen zur Kaufüberprüfung beim ÖAMTC finden Sie unter www.oeamtc.at/pruefdienste oder an den Club-Standorten. Der virtuelle Gebrauchtwagencheck ist unter www.oeamtc.at/gebrauchtwagencheck verfügbar.