Gammel-Food und Vegan-Chaos bei Burger King: Einblick hinter die Kulissen

Gammel-Food und Vegan-Chaos bei Burger King: Einblick hinter die Kulissen

Burger King

Burger King und das “Team Wallraff” – eine Kombination, die bereits für Schlagzeilen gesorgt hat. Bereits 2014 waren Reporter der RTL-Investigativ-Sendung undercover in Filialen des Fast-Food-Riesen unterwegs. Die Zustände, die sie damals aufdeckten, waren so schockierend, dass 89 Franchise-Filialen schließen mussten.

Doch offenbar hat Burger King aus diesem aufsehenerregenden Skandal wenig gelernt. In den letzten Monaten waren erneut Reporter des “Team Wallraff” undercover in verschiedenen Restaurants der Kette im Einsatz. Und was sie dort in den Küchen erlebt haben, lässt den Appetit auf Whopper und Co. gehörig vergehen.

“Hygiene ist hier ein Fremdwort”

Bereits am ersten Tag in einer Burger-King-Filiale in Bernau bei Berlin stellte Undercover-Reporter Alexander Römer gravierende Hygienemängel fest. Der Arbeitstag beginnt damit, dass der Chef eine lange Reihe von Etiketten mit Haltbarkeitsdaten ausdruckt. Diese werden dann systematisch auf die nicht mehr ganz frische Ware vom Vortag geklebt – vom Bacon bis zur Tomate. Selbst abgelaufene Saucen-Tuben werden nicht entfernt, sondern einfach mit frischem Inhalt aufgefüllt.

Außerdem sind die Burger-Brötchen teilweise seit Wochen abgelaufen, und die Mitarbeiter greifen mit ungewaschenen Fingern in die Pommes- und Nuggets-Behälter, um sich selbst einen Snack zuzubereiten. “Hygiene ist hier ein Fremdwort, und die Mindesthaltbarkeitsdaten spielen keine Rolle. Es ist wirklich erschreckend, was den Kunden hier über die Theke gereicht wird”, stellt der Undercover-Reporter nach seinem ersten Arbeitstag fest.

Die Mäuse haben sogar Namen

Das Hygieneversagen ist kein Einzelfall. Aktive und ehemalige Mitarbeiter berichten von untragbaren Zuständen in anderen Filialen. Es gibt unterbrochene Kühlketten, angegammelte Zutaten, die mit neuen Etiketten versehen werden, und eine Maden-Armee, die sich von der Bio-Tonne kommend über den gesamten Küchenboden verteilt. In einer Kölner Innenstadt-Filiale gehören Mäuse sogar sozusagen zum Inventar, wie ein ehemaliger Mitarbeiter berichtet. “Die Mutter aller Mäuse wurde Freddy genannt. Und alle Kinder: Freddys. Da haben nur noch die Burger-King-Uniformen gefehlt, und sie hätten anfangen können”, plaudert der Mann aus dem Nähkästchen.

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Selbst die Undercover-Reporterin, die nach diesen Schilderungen selbst in der Mäuse-Filiale anheuert, macht schnell Bekanntschaft mit den Nagern, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Als sie ihre Kollegen auf die in der Küche herumhuschenden Tierchen aufmerksam macht, reagieren diese nur mit Schulterzucken. Immerhin darf das angeknabberte Burger-Brötchen entsorgt werden. Dass im nicht minder schmutzigen Stinkekeller das Kühlhaus offenbar immer mal wieder kurzzeitig ausgeschaltet wird, in dem die frischen Lebensmittel gelagert werden, passt zum verheerenden Bild, das dieses Restaurant abgibt.

Keine wirksamen Kontrollen

Erstaunlicherweise sieht es in einer anderen Kölner Filiale, die von einer weiteren Undercover-Reporterin besucht wird, vergleichsweise gut aus. Alles wirkt sauber, und es gibt jede Menge Personal. Der Grund dafür wird schnell klar: Der Chef erwartet Besuch von einer Betriebsprüferin, die von Burger King selbst geschickt wird. Diese internen Kontrollen sollten zwar eigentlich unangemeldet erfolgen, aber der Chef wurde im Voraus von einer anderen Filiale gewarnt. Deshalb hat er zusätzliches Personal von anderen Filialen abgezogen, um sich an diesem Tag von seiner besten Seite zu präsentieren. Offenbar tricksen einige Filialen im Burger-King-Imperium ihre eigenen Kontrolleure aus. Von unabhängiger Seite fehlen jedoch effektive Prüfungen. Denn die staatlichen Stellen sind schwach ausgestattet: Im Durchschnitt ist ein Lebensmittelkontrolleur für 2000 Betriebe zuständig.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander

Burger King bemüht sich seit einiger Zeit um ein moderneres Image. Der Konzern bewirbt offensiv seine vegetarischen und veganen Produkte, die neben den Fleischbuletten ihren Platz in der Speisekarte gefunden haben. Doch Anspruch und Wirklichkeit klaffen auch hier bedenklich weit auseinander. In einer Münchner Burger-King-Filiale beobachtet eine Undercover-Reporterin das pure Chaos bei den angeblich streng getrennten Produktlinien. Fleisch und vegane Produkte werden entgegen den Vorschriften manchmal einfach nebeneinander im selben Fett frittiert. Mitarbeiter und Kunden berichten aus anderen Burger-King-Filialen, dass es immer wieder vorkommt, dass anstelle der bestellten fleischfreien Nuggets echte Chicken Nuggets serviert werden. Wahrscheinlich, weil nicht jeder den Unterschied schmeckt.

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Das sagt Burger King

Nachdem das Team Wallraff Burger King mit den aufgedeckten Missständen konfrontiert hat und auch benannt hat, in welchen Filialen diese beobachtet wurden, reagierte die Burger King Deutschland GmbH mit einer Stellungnahme: “Nachdem wir von Ihren Vorwürfen erfahren haben, haben wir – gemeinsam mit unseren Franchisepartnern – sofort gehandelt und entsprechende Maßnahmen ergriffen. Wir haben die genannten Restaurants umgehend geschlossen und ein außerordentliches, externes Audit für alle 750 Burger King Restaurants in Deutschland angeordnet, das bis spätestens Ende September 2022 abgeschlossen sein wird.” Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass Burger King Deutschland seit Mai neue Mehrheitseigentümer hat und dass ein umfassender Veränderungsprozess eingeleitet wurde. Bis Ende des Jahres sollen rund 100 Restaurants umgebaut und mit neuer Ausstattung versehen werden.

Drei der von Team Wallraff undercover besuchten Restaurants sind mittlerweile wieder geöffnet, eines wird noch aufgehübscht, und eine Filiale bleibt vorübergehend aufgrund von Umbauarbeiten geschlossen.

Ob sich dieses Mal grundlegende Änderungen im System ergeben werden? Investigativreporter Günter Wallraff hat seine Zweifel. Er zieht das Fazit, dass Burger King ein Weltkonzern ist, der Mitarbeiter ausbeutet und Kunden teilweise arglistig täuscht. Er fordert, dass endlich mehr staatliche Kontrollen in den Burger-King-Küchen durchgesetzt werden – insbesondere wenn es um gesundheitsgefährdende Zustände geht.

“Team Wallraff” wird am 29. September um 20:15 Uhr bei RTL ausgestrahlt oder zur gleichen Zeit im Livestream von RTL+.