Ganztagsschulen: Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

Ganztagsschulen: Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

Es ist ein großer Schritt für unsere kleinen Schützlinge: Der Schulanfang verändert nicht nur den Alltag der Kinder komplett, sondern stellt oft auch das Leben der Eltern auf den Kopf. Nach einer relativ flexiblen Kita-Betreuung folgt die Schulpflicht mit festen Anfangszeiten und langen Ferien. Die ganze Familie stellt sich nun die Frage, wie sie das Familienleben und den Beruf der Eltern miteinander vereinbaren können.

Die gute Nachricht ist, dass in den letzten Jahren flächendeckend Ganztagsschulen ausgebaut wurden – allerdings mit deutlichen Unterschieden zwischen den Bundesländern, wie Wido Geis-Thöne, Bildungsökonom am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln erläutert.

Ganztagsschulen im Vergleich

Bildungspolitiker haben schon seit Jahren die Notwendigkeit erkannt, berufstätige Eltern mit einer umfassenden Betreuung zu entlasten. Der Anteil ganztags betreuter Kinder ist bundesweit deutlich gestiegen, auf etwa 60 Prozent, wie Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) und des Statistischen Bundesamts zeigen.

Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass trotz des Ausbaus immer noch Lücken in der Betreuung bestehen und Eltern nicht immer im gewünschten Umfang arbeiten können. Die Angebote unterscheiden sich nicht nur zwischen den 16 Bundesländern, sondern oft auch von Kommune zu Kommune.

Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

In den neuen Bundesländern ist die Lage traditionell besser, da die Kinder dort bereits seit DDR-Zeiten ganztags in Schule und Hort betreut wurden. Eltern müssen dort nicht lange suchen, bis sie eine passende Schule gefunden haben.

In Thüringen haben Grundschulkinder beispielsweise einen Rechtsanspruch auf einen Hort, sodass sie täglich insgesamt zehn Stunden betreut werden können. Laut dem Erfurter Kultusministerium beträgt die Hortbesuchsquote bei staatlichen Grund- und Gemeinschaftsschulen 87,2 Prozent.

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Auch Hamburg und Sachsen-Anhalt bieten Kindern einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Darüber hinaus werden Grundschulen in Sachsen-Anhalt als Grundschulen mit verlässlichen Öffnungszeiten geführt, sodass eine Nachmittagsbetreuung an allen Grundschulen möglich ist.

Doch nicht überall ist das Angebot so großzügig. In Rheinland-Pfalz beispielsweise, wie auch in vielen anderen Ländern im Westen, sind vier von fünf Schulen Ganztagsschulen. Dort werden die Kinder an vier Tagen der fünftägigen Schulwoche mindestens acht Zeitstunden betreut. Wenn man weitere fünf Stunden für den fünften Tag dazurechnet, kann dies für Eltern ausreichen, um Vollzeit zu arbeiten – allerdings nur, wenn sie zu zweit sind, sich Bring- und Abholdienste teilen und zeitlich versetzt arbeiten.

Kosten und Qualität der Betreuung

Die Kosten für die Betreuung können je nach Bundesland variieren. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise, das offene Ganztagsschulen fördert, betragen die Elternbeiträge bis zu 197 Euro pro Monat. Rabatte gibt es für Geringverdiener und Geschwisterkinder. In Berlin hingegen beginnen die Kosten bei zehn Euro pro Monat für Kinder von Geringverdienern und können bis zu 243 Euro im Monat betragen, wenn das Kind die maximale Betreuungszeit von 6 bis 18 Uhr in Anspruch nimmt und die Eltern gut verdienen. Allerdings werden die Beiträge in Berlin schrittweise abgeschafft.

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Kindertagesförderung seit dem 1. Januar 2020 für Eltern beitragsfrei, lediglich die Kosten für das Mittagessen müssen die Eltern übernehmen.

Qualität ist entscheidend

Natürlich sollten Eltern nicht nur auf die Kosten achten, sondern auch die Qualität der Ganztagsschulen berücksichtigen. Eine gute Ganztagsschule sollte nicht nur die zeitlichen Bedürfnisse der Familie abdecken, sondern auch Lernangebote machen und beispielsweise Sport- oder Musikunterricht ermöglichen, betont Geis-Thöne vom IW. Bei der Wahl der Schule spielt auch der persönliche Eindruck bei einem Besuch eine Rolle, genauso wie die Qualität der Lehrer.

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Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind immer noch groß, aber die Ausweitung der Ganztagsschulangebote ist ein großer Fortschritt für berufstätige Eltern. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Betreuung zu gewährleisten.