Gepflegte Konkurrenz – Kölsch gegen Alt

Gepflegte Konkurrenz – Kölsch gegen Alt

Zwischen den rheinischen Hauptstädten verläuft eine unsichtbare Grenze. Sie gründet nicht auf historischen Konflikten oder ideologischen Gegensätzen, sondern vor allem auf der Überzeugung der Bewohner, sich selbst genug zu sein. Man ignoriert sich gegenseitig, so gut man eben kann. In Köln findet man (fast) kein Schild, das den Weg nach Düsseldorf weist, und umgekehrt gilt dasselbe. Es scheint, als würden beide Städte sich in ihrem eigenen Kosmos behaupten wollen.

In Kölner Kneipen gibt es auch Tegerseer Helles. Aber bitte bloß kein Düsseldorfer Alt!

In den Kölner Kneipen und Brauhäusern ist es schwierig, ein Düsseldorfer Alt zu finden. Die Spezialität aus der benachbarten Stadt ist dort nicht üblich. Stattdessen werden Pils und Weißbier aus allen Ecken Deutschlands serviert, sowie internationale Marken. Doch ein Alt vom Frankenheimer oder Schumacher, aus der nur 30 Kilometer entfernten Stadt Düsseldorf, muss man mit viel Mühe suchen und vergeblich wird man oft sein. Doch warum ist das so? Bestimmt nicht, weil sich Kölsch-Trinker nicht für Altbier eignen (und umgekehrt). Beide Biere sind eng miteinander verwandt. Sie werden obergärig gebraut, was bedeutet, dass obergärige Hefe verwendet wird. Der offensichtliche Unterschied zwischen Alt und Kölsch liegt in der Farbe. Das Alt ist durch längeres Rösten der Malzkörner deutlich dunkler als das Kölsch. Dadurch schmeckt es herber und ein bisschen bitterer, aber dennoch gehen beide Sorten in eine ähnliche Richtung. Auch das typische Gefäß der beiden Biere zeugt von ihrer familiären Beziehung: In Düsseldorf wird ein zylindrisches Glas verwendet, während in Köln die Kölsch-Stange zum Einsatz kommt. Beide werden mit 0,2 Litern gefüllt. Größere Einheiten sind zwar in der Außengastronomie verbreitet, aber an beiden Orten ein Stilbruch und beeinträchtigen den Geschmack. Sowohl Alt als auch Kölsch sollten nach dem Zapfen schnell getrunken werden, um die Frische im Geschmack zu bewahren.

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Während Alt auch in Westfalen und anderen entlegenen Gegenden gebraut werden darf (sogar in Köln), ist Kölsch eine geografisch geschützte Marke. Die Europäische Gemeinschaft und die Kölsch-Konvention des Kölner Brauerei-Verbandes wachen darüber. In einer Präambel vor dem eigentlichen “Grundgesetz” des Kölsch wird erklärt, dass Kölsch eine qualifizierte geografische Herkunftsbezeichnung mit bestimmten Eigenschaften ist. Diese Herkunftsbezeichnung wird von den beteiligten Wirtschafts- und Verkehrskreisen, Verwaltungsbehörden, Gerichten und in zwischenstaatlichen Abkommen anerkannt und bestätigt. Dies unterstreicht den Anspruch der eingesessenen Kölner Brauereien auf Alleinvertretung in wirtschaftlicher, kultureller und lokaler Hinsicht. Es geht darum, Irreführungen, Verwechslungen und Verwässerungen der Marke entgegenzuwirken.

Insgesamt kann man sagen, dass Köln und Düsseldorf keine Nordirland-artige Situation darstellen, bei der die Biervorlieben zwischen den Menschen stehen. Wenn Wirte und Brauereien die Grenze überschreiten, müssen sie keine Anfeindungen befürchten. In Düsseldorf wird zum Beispiel im “Eigelstein” seit mehr als zehn Jahren erfolgreich Kölsch serviert. Und in Köln gibt es zwei private Brauereien, die auch Alt herstellen. Die Entscheidung, das Sortiment zu erweitern, hat Anna Heller, Juniorchefin des gleichnamigen Familienbetriebs, schlagartig zur Medien-Berühmtheit gemacht. Manche konnten es wirklich nicht fassen.