Gesünder mit LaVita? Eine kritische Betrachtung

Gesünder mit LaVita? Eine kritische Betrachtung

Der Markt für Vitamine, Mineralstoffe und Nahrungsergänzungsmittel boomt. Jedes Jahr geben die Menschen in Deutschland über 2 Milliarden Euro dafür aus, in der Hoffnung, ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun.

Eine deutsche Preisvergleichsseite listet rund 10.000 verschiedene Nahrungsergänzungsmittel auf. Doch selbst diese Liste enthält nicht alle verfügbaren Produkte.

70 in einer Flasche

Eines dieser Nahrungsergänzungsmittel heißt LaVita. Laut der Webseite des Herstellers (Lavita.de) handelt es sich dabei um ein Konzentrat aus über 70 Lebensmitteln. LaVita ist sozusagen die Essenz von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, Kräutern, pflanzlichen Ölen sowie von Aloe Vera und Grünem Tee.

Der Hersteller empfiehlt, täglich ein bis zwei Esslöffel des Konzentrats in ein Glas Wasser einzurühren und zu trinken. Bei einem Preis von 50 Euro für einen halben Liter des Produkts ist das allerdings eine eher teure Angelegenheit.

Esslöffelweise Gesundheit

Die Webseite von LaVita lockt mit Aussagen wie “Innere Ruhe und Gelassenheit”, “in 90 Tagen ein neuer Mensch” und “mehr Energie”. Zusätzlich findet man dort Artikel über Leistungsfähigkeit im Sport, Unterstützung von Konzentration und Gedächtnis sowie andere Beiträge rund um das Thema Gesundheit.

Für viele Leserinnen und Leser könnte dies den Eindruck erwecken, dass das Nahrungsergänzungsmittel die Konzentration erhöht, sportliche Leistungen verbessert oder Müdigkeit und Energielosigkeit bekämpft – auch wenn das Unternehmen dies nicht explizit behauptet.

Studien zu LaVita nicht aussagekräftig

Um die Wirksamkeit von LaVita zu belegen, führt die Herstellerfirma auf ihrer Webseite drei Studien an. Von einer einzigen Studie wurden jedoch Ergebnisse veröffentlicht.

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Weitere Forschungsergebnisse zu LaVita konnten wir trotz umfangreicher Suche in medizinischen Studiendatenbanken nicht finden. Daher haben wir uns die Ergebnisse dieser einzigen veröffentlichten Studie angesehen. Leider sind sie nicht aussagekräftig. Es wurden Blut- und Urinproben der Teilnehmenden untersucht, nachdem sie LaVita eingenommen hatten. Laut dem Autorenteam haben sich einige medizinische Laborwerte nach sechsmonatiger Einnahme verbessert.

Die Studie kann jedoch nicht beantworten, ob LaVita tatsächlich die Ursache für diese Veränderungen war oder ob sie auf Umstellungen der Ernährung oder des Lebensstils zurückzuführen sind. Insgesamt wurden zwar 48 verschiedene Parameter berücksichtigt, doch nur bei 20 Parametern wurde ein wichtiger Gruppenvergleich durchgeführt, nämlich zwischen den Teilnehmenden, die LaVita eingenommen haben, und denen, die ein nährstoffarmes Scheinpräparat erhalten haben.

Nur für drei von insgesamt 48 Werten gibt es Hinweise auf eine tatsächliche Verbesserung: Homocystein, Coenzym Q10 und Superoxid-Dismutase. Doch haben die Probanden mit den veränderten Laborwerten auch tatsächlich von LaVita profitiert? Hat sich ihre Gesundheit spürbar verbessert? Dies wurde in der Studie nicht untersucht.

Der Mensch ist kein Reagenzglas

Auch die auf der Webseite zusammengefassten Ergebnisse von unveröffentlichten Untersuchungen geben keine klare Antwort, ob der Konsum von LaVita die Gesundheit und das Wohlbefinden spürbar verbessert. Diese Untersuchungen haben hauptsächlich die chemischen Eigenschaften des Nahrungsergänzungsmittels im Reagenzglas untersucht.

Solche Untersuchungen können interessante Denkanstöße bieten, jedoch lässt sich daraus keine klare Aussage über eine direkte Verbesserung der Gesundheit beim Menschen ableiten. Das gilt auch für Untersuchungen zur “antioxidativen Kapazität” oder der “Lebendigkeit” von LaVita, deren wissenschaftlicher Wert fragwürdig ist.

Geringe Gefahr von Nebenwirkungen

Es ist unwahrscheinlich, dass Nahrungsergänzungsmittel wie LaVita schaden. Die im empfohlenen Esslöffel enthaltenen Mikronährstoffe liegen unter den Höchstmengen, die von der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegt wurden.

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Nur Personen, die regelmäßig Vitaminpräparate in sehr hoher Dosierung einnehmen, müssen Nebenwirkungen befürchten.

Ausreichend versorgt

Untersuchungen in Österreich und Deutschland haben gezeigt, dass der Großteil der Bevölkerung ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt ist. Fachleute halten es in der Regel für unnötig, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen.

Eine ausgewogene Ernährung, die auch Obst und Gemüse enthält, ist ausreichend. Lediglich in speziellen Fällen, wie in der Schwangerschaft, bei bestimmten Erkrankungen oder bei ärztlich diagnostiziertem Vitaminmangel, wird zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln geraten.

Behauptungen nicht immer belegt

Die Herstellerfirma von LaVita betont, dass einzelne Vitamine und Mineralstoffe für bestimmte Bereiche der Gesundheit wichtig sind. Sie stellt auf ihrer Webseite zum Beispiel fest, dass Eisen, Folsäure, Magnesium, Niacin, Vitamin C, Vitamin B2, B12 und B6 zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung beitragen.

Solche Aussagen sind nach der EU-Verordnung zu gesundheitsbezogenen Aussagen erlaubt, vorausgesetzt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hat ein entsprechendes Gutachten erstellt und die Gesundheitsbehauptung genehmigt. Doch nicht alle Aussagen sind wissenschaftlich untermauert.

So ist zum Beispiel die Angabe erlaubt, dass “Folsäure zur Reduzierung von Müdigkeit und Ermüdung beiträgt”. Die Begründung der EFSA ist jedoch dünn. Es wird argumentiert, dass bei einem Folsäure-Mangel eine bestimmte Art von Blutarmut auftreten kann, die sich in Symptomen wie Schwäche und Müdigkeit äußert. Das ist prinzipiell richtig, jedoch gibt es viele andere Gründe für Müdigkeit und Erschöpfung. In solchen Fällen hilft Folsäure allein nicht weiter.

Quelle: [Ursprünglich veröffentlicht am 17.9.2015, aktualisiert am 29.8.2018, am 14.9.2018, am 1.7.2020 und am 30.11.2020. Für alle Aktualisierungen führten wir neuerliche Literatursuchen durch und konnten keine zusätzlichen Studien finden. Unsere Einschätzung hat sich daher nicht geändert. Allerdings haben wir den Text bei einigen Aktualisierungen adaptiert. Der Verweis auf den Inhaltsstoff Stutenmilch wurde gestrichen, da sich die Zusammensetzung des Produkts nach Angaben der Herstellerfirma geändert hat.]

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