Gewaltfrei kommunizieren – Entdecke die Kunst der achtsamen Kommunikation

Gewaltfrei kommunizieren – Entdecke die Kunst der achtsamen Kommunikation

Gewaltfrei zu kommunizieren bedeutet, auf Augenhöhe und mit Wertschätzung miteinander zu sprechen. Bei der gewaltfreien Kommunikation, auch bekannt als GFK, stehen gegenseitige Achtung und Aufmerksamkeit im Vordergrund. Für mich persönlich ist sie mehr als nur eine stressfreie Art der Kommunikation.

Die GFK basiert auf vier Schritten, die strukturiert und sprachlich gewählt sind. Besonders wird sie eingesetzt, um Konflikte zu verhindern oder zu lösen.

Wer hat die GFK entwickelt?

Die gewaltfreie Kommunikation wurde von Marshall B. Rosenberg entwickelt. Als Symbol für gewaltfreie Kommunikation verwendete er gerne die Giraffe, für gewaltvolle Kommunikation den Wolf. Rosenberg wurde 1934 geboren und verstarb leider 2015.

Hier sind einige Eckdaten zu seiner Person:

  • 1961 Promotion in Psychologie
  • Gründer der gewaltfreien Kommunikation (Nonviolent Communication)
  • Zusammenarbeit mit Bürgerrechtlern in den 1960er Jahren
  • International tätiger Mediator
  • Gründung des Center for Nonviolent Communication im Jahr 1984
  • Wohnhaft in Albuquerque, New Mexico

Rosenberg wurde unter anderem von Gandhis Ideen zur Gewaltfreiheit und von seinem Lehrer Carl Rogers beeinflusst.

“Seitdem habe ich einen spezifischen Zugang zur Kommunikation entdeckt – zum Sprechen und zum Hören -, der uns dazu führt, von Herzen zu geben, indem wir mit uns selbst und mit anderen auf eine Weise in Kontakt kommen, die unser natürliches Einfühlungsvermögen zum Ausdruck bringt. Ich nenne diese Methode Gewaltfreie Kommunikation und benutze den Begriff Gewaltfreiheit im Sinne von Gandhi: Er meint damit unser einfühlendes Wesen, das sich wieder entfaltet, wenn die Gewalt in unseren Herzen nachlässt. Wir betrachten unsere Art zu sprechen vielleicht nicht als ‘gewalttätig’, dennoch führen unsere Worte oft zu Verletzung und Leid – bei uns selbst oder bei anderen.” (Marshall Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens, Junfermann, 2009, S. 18.)

Rosenbergs Vision

Rosenberg strebte danach, alte Verhaltensmuster wie Verteidigung, Rückzug oder Angriff durch die GFK zu überwinden. Dadurch könnten wir die Menschen so sehen, wie sie wirklich sind und was ihnen wichtig ist. Wertschätzung und Aufmerksamkeit gegenüber uns selbst und unserer Umwelt sind dafür hilfreich. Statt jemanden zu manipulieren, indem wir drohen und bestrafen, ist es erstrebenswert, von Herzen zu geben.

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Man könnte die gewaltfreie Kommunikation auch als wertschätzende, achtsame oder empathische Kommunikation bezeichnen, denn genau das macht sie aus.

Was ist gewaltvolle Kommunikation?

Fragst du dich, was genau gewaltvolle Kommunikation ist? Geht es dabei nur um Beleidigungen und Anschreien?

Nein, in der GFK bedeutet gewaltvolle Kommunikation nicht nur, jemanden zu beschimpfen. Es beinhaltet auch das Ankleben von Etiketten (z.B. “Du bist so und nicht anders”), den Versuch, jemanden über Belohnung und Bestrafung zu etwas zu bringen, das er selbst nicht möchte, und vieles mehr. Hier ein Zitat von Rosenberg dazu:

“Anstatt eine Sprache des Lebens, eine Sprache von Gefühlen und Bedürfnissen sprechen zu lernen, wurde üblicherweise eine Sprache von Kritik, moralisierenden Beurteilungen, Analysen und Diagnosen gelehrt. Sie haben gelernt zu anderen zu sagen: ‘Das Problem mit dir ist, …’ und sie haben einen großen Wortschatz dafür, anderen Menschen zu sagen, was mit ihnen nicht in Ordnung ist. Wir meinen, dass jede Art von Sprache, die sich für andere als Kritik anhört, ein tragischer Ausdruck dafür ist, dass die eigenen Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Eine weitere Kommunikationsform, die zu Gewalttätigkeit beiträgt und Mitgefühl nur schwer möglich macht, ist jede Art von Sprache, die keine Wahl lässt. Sprache des ‘zu Habens, Sollens, Müssens und nicht Könnens’.” (Marshall Rosenberg: Eine Sprache des Mitgefühls, durch “gewaltfreie Kommunikation” können unsere Beziehungen und unser Leben bereichert werden, ein Interview mit Marshall B. Rosenberg, www.touch the future.com, 2004.)

Ein praktisches Beispiel für gewaltfreie Kommunikation

Stell dir vor, du befindest dich in einer Situation, in der du dich über eine andere Person ärgern möchtest. Du könntest deinem Ärger Luft machen, die Person anschnauzen und ihr sagen, wie “blöd”, “ungeschickt” oder “unfähig” sie ist. Vielleicht brauchst du das gerade jetzt. Vielleicht ist es dir aber auch egal, weil du sie sowieso nicht mehr oft sehen wirst. In diesem Fall ist das vielleicht in Ordnung.

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Aber nun stell dir vor, du möchtest den anderen eigentlich nicht verletzen und die Kommunikation zwischen euch nicht blockieren. In diesem Fall könntest du einen Moment innehalten, tief durchatmen und in dich hineinhorchen. Möchtest du dich jetzt direkt mit der Person darüber unterhalten? Oder sind deine Gefühle so stark, dass du lieber eine Nacht darüber schlafen möchtest?

Auch das ist okay. Wenn du zu “geladen” bist, fällt es dir wahrscheinlich schwer, auf der Sachebene zu bleiben und den anderen nicht direkt anzugreifen.

Wenn du dich dazu entschieden hast, die Sache jetzt anzugehen, kannst du die folgenden vier Schritte anwenden:

Beobachtung – Was hast du gesehen und gehört?
Gefühle – Wie fühlst du dich jetzt?
Bedürfnisse – Was brauchst du, um dich besser zu fühlen?
Bitte – Was kannst du konkret bitten?

Der erste Schritt besteht darin, die Situation objektiv zu beschreiben, ohne Wertung oder Verallgemeinerungen wie “immer” oder “nie”. Ein Beispiel für das Bedürfnis nach Zuverlässigkeit: Du hast dich mit einem Kollegen um 16 Uhr zur Erstellung einer Präsentation verabredet. Nun ist es 16:30 Uhr und außer dir ist niemand da.

Im zweiten Schritt geht es darum, deine Gefühle in dieser Situation zu erkunden. Bleiben wir beim Beispiel Zuverlässigkeit: Fühlst du Wut, Enttäuschung oder nur Irritation? Oft sind wir wütend, weil wir interpretieren, dass uns der andere nicht wichtig ist. Die bloße Tatsache der Verspätung würde normalerweise nicht zu solch starken Gefühlen führen.

Im dritten Schritt geht es um die Bedürfnisse, die in dieser Situation nicht erfüllt wurden und dich zu deinen negativen Gefühlen geführt haben. Was steckt also dahinter? Ist es das Bedürfnis nach Klarheit? Möchtest du wissen, warum der andere zu spät kommt?

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Im vierten Schritt kannst du eine Bitte äußern. Bitten sind besonders wirkungsvoll, wenn es für dich in Ordnung ist, wenn der andere “nein” sagt. Versuche dabei so konkret wie möglich zu sein und zu sagen, was du möchtest, anstatt zu sagen, was du nicht mehr möchtest. Prüfe auch im Vorfeld, ob deine Bitte für den anderen realistisch und beeinflussbar ist.

Nach der Beschreibung der Situation, deinem Gefühl der Verwirrung und dem Bedürfnis nach Klarheit könnte deine Bitte beispielsweise lauten: “Magst du mir sagen, woran es lag, dass…?” Auf diese Weise initiierst du ein klärendes Gespräch.

Diese vier Schritte bieten eine einfache Möglichkeit, gewaltfrei zu kommunizieren. Du gibst nicht zu viel von dir preis, wenn du das nicht möchtest. Über deine eigene Irritation zu sprechen, fällt den meisten leichter.

Diese Methode eignet sich auch für Männer, die im beruflichen Kontext möglicherweise nicht über ihre Gefühle sprechen möchten. Du entscheidest je nach Situation und Gesprächspartner, wie sehr du dich öffnen möchtest.

Bitte beachte, dass dieser Artikel nur einen kleinen Einblick in die gewaltfreie Kommunikation bietet. Zu den vier Schritten gehört normalerweise auch noch die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Außerdem gibt es noch viele weitere Aspekte der gewaltfreien Kommunikation, wie z.B. die Grundannahmen, die zu den vier Schritten führen. Wenn du mehr erfahren möchtest, findest du unten einige Links zu weiteren Informationen.

Bist du bereit, die Kunst der gewaltfreien Kommunikation zu meistern? Ich freue mich darauf, von deinen Erfahrungen zu hören!

Alles Liebe,
Susanne