Girokonto überziehen: Eine Fluch oder Segen?

Girokonto überziehen: Eine Fluch oder Segen?

Kennen Sie das Sprichwort “Am Ende des Geldes ist noch so viel Monat übrig”? Bestimmt! Denn manchmal lässt sich trotz regelmäßigem Einkommen nicht jeder Monat bis zum Schluss durchplanen. Eine unerwartete Geschenkausgabe, eine plötzliche Autoreparatur oder der Verlust der gesamten Sporttasche Ihrer Kinder – all das sind überraschende Ausgaben, die nicht immer in das monatliche Budget passen. Aber was passiert, wenn Sie Ihr Girokonto überziehen? In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige dazu im Überblick.

Girokonto überziehen: Was bedeutet das?

Die magische Grenze auf Ihrem Girokonto ist in der Regel die 0-Euro-Grenze. Theoretisch bedeutet das, dass Sie kein Geld mehr ausgeben können, wenn kein Geld mehr auf Ihrem Konto vorhanden ist. Die Praxis sieht jedoch etwas anders aus: Die meisten Banken gewähren ihren Kunden eine gewisse Toleranz. Das bedeutet, dass Sie über etwas mehr Geld verfügen können, als Sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich besitzen. Sie können also Ihr Girokonto überziehen.

Es wird zwischen 2 Arten der Überziehung unterschieden:

Nicht jede Bank erlaubt jedem Kunden, sein Girokonto zu überziehen. Denn im Grunde bedeutet das, dass Sie sich Geld von Ihrer Bank leihen. Die Bank möchte also möglichst sicher sein, dass sie das Geld zurückbekommt. Ob Ihnen Ihre Bank eine eingeräumte oder geduldete Überziehung Ihres Girokontos gewährt, hängt von verschiedenen Faktoren ab und entscheidet sich zum Teil nach Einzelfall. Hier finden Sie einige mögliche Faktoren, die die Bank bei der Entscheidung für oder gegen eine Überziehung berücksichtigen kann:

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Höhe, Dauer und Kosten einer Kontoüberziehung

Bis zu welcher Höhe können Sie Ihr Girokonto überziehen?

Die Höhe, bis zu der Sie Ihr Girokonto überziehen können, hängt größtenteils von Ihrem Einkommen ab. Die Bank möchte ihr eigenes Risiko minimieren. Um dies zu verdeutlichen, stellen Sie sich folgende Situation vor: Würden Sie jemandem 1.000 Euro leihen, wenn er nur 400 Euro im Monat verdient? Wie lange würden Sie dann auf die Rückzahlung warten? Verdient jemand monatlich 1.000 Euro und bittet Sie um einen Kredit über 100 Euro, ist das Verhältnis ein anderes und Ihr Risiko geringer. Wenn Sie sicher gehen möchten, können Sie Ihre Bank kontaktieren und erfragen, bis zu welcher Höhe Sie Ihr Girokonto überziehen dürfen. Wenn Ihnen der Spielraum zu groß oder zu klein ist, können Sie die Bank bitten, den Betrag anzupassen.

Wie lange dürfen Sie Ihr Girokonto überziehen?

Wenn Sie sich innerhalb eines erlaubten Rahmens befinden, dürfen Sie Ihr Girokonto so lange überziehen, wie Sie möchten. Der Dispositionskredit (eingeräumte Kontoüberziehung) ist durch Rahmenbedingungen definiert und hat keine Laufzeit. Sie können also Ihr geliehenes Geld direkt im nächsten Monat zurückzahlen oder sich Zeit lassen. Wenn Sie Ihr Girokonto ohne Abstimmung mit Ihrer Bank über den Dispositionsrahmen hinaus überzogen haben, machen Sie von einem geduldeten Kontokorrentkredit (eingeräumte Kontoüberziehung) Gebrauch, für den es keine Garantie gibt. Im Zweifelsfall wird die Bank mit Ihnen eine Rückführungsvereinbarung treffen. Wir empfehlen diese Art der Überziehung also nur in Notfällen.

Girokonto überziehen – kostet das etwas?

Für eine eingeräumte Überziehung Ihres Girokontos berechnet die Bank in der Regel zwischen 4,18 % und 12,43 % Zinsen pro Jahr1. Eine kleine Rechnung zur Veranschaulichung: Überziehen Sie Ihr Girokonto um 100 Euro zu 12 % Zinsen für 1 Monat, kostet Sie das genau 1 Euro. Wenn Sie Ihr Girokonto überziehen, obwohl Sie es eigentlich nicht dürfen (geduldete Kontoüberziehung), berechnen die Banken sogar zwischen ca. 11 % und 17 % Zinsen pro Jahr. Im Fall von 17 % würden Ihre ausgeliehenen 100 Euro für einen Monat schon 1,42 Euro kosten.

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Worauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihr Girokonto überziehen?

Bevor Sie Ihr Girokonto überziehen, stellen Sie sich die Frage: Ist das wirklich notwendig? Bedenken Sie, dass Sie das Geld auch wieder zurückzahlen müssen. Mit dem nächsten Gehalt wird der Kredit meist direkt beglichen. Dann fehlt Ihnen dieses Geld jedoch im nächsten Monat. Kritisch wird es, wenn Sie Ihr Girokonto dauerhaft überziehen. Das heißt, wenn Sie Ihr Girokonto so weit überziehen, dass Ihr nächstes Gehalt diesen Betrag nicht tilgen kann, wird es nicht nur schwieriger, die Schulden bei der Bank zu begleichen, sondern es entstehen auch unnötig hohe Kosten.

Beispiel

Wenn Sie Ihr Girokonto um 1.000 Euro zu 12 % Zinsen überzogen haben, kostet Sie das pro Jahr bereits 120 Euro.

Fazit: Überziehen Sie Ihr Girokonto nur im Notfall

Es ist ein großer Vorteil, in Monaten mit finanziellen Engpässen Ihr Girokonto überziehen und somit über etwas mehr Geld verfügen zu können als Sie eigentlich besitzen. So können Sie flexibel auf unvorhergesehene Ausgaben reagieren. Es wird jedoch empfohlen, diesen Vorteil nicht dauerhaft zu nutzen. Die Gefahr, langfristig in Rückzahlungsschwierigkeiten zu geraten, steigt von Monat zu Monat, wenn Sie Ihre Schulden bei der Bank nicht begleichen können. Vergleichen Sie die Kosten der unterschiedlichen Banken und berücksichtigen Sie diese bei der Auswahl Ihres Girokontos. Denn manche Banken lassen sich den Trumpf, Ihr Girokonto überziehen zu können, teuer bezahlen.