Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Schilddrüse geschädigt wird. Viele Menschen, die an dieser Krankheit leiden, interessieren sich für die Auswirkungen einer glutenfreien Ernährung. Doch ist es tatsächlich sinnvoll, auf Gluten zu verzichten?
Der Modetrend
In den USA wurde vor einigen Jahren fälschlicherweise behauptet, dass Gluten ein möglicher Auslöser für Hashimoto ist und dass eine glutenfreie Diät die Krankheit heilen könnte. Seitdem gibt es zahlreiche Youtube-Videos, die vor Gluten bei Hashimoto warnen. Auch wenn heute keine Heilung mehr versprochen wird, ist eine glutenfreie Ernährung für viele Betroffene, Ernährungscoachs und Heilpraktiker ein Muss. Doch was steckt wirklich hinter dieser Annahme – sind es Fakten oder nur Hoffnung?
Glutensensitivität oder Weizensensitivität?
Die Glutensensitivität ist im Vergleich zur Zöliakie wenig erforscht. Es wird vermutet, dass etwa 10% der Deutschen eine solche Unverträglichkeit haben. Allerdings ist es laut Experten wahrscheinlicher, dass es sich eher um eine Weizensensitivität handelt. Sogar bei der Weizensensitivität könnte das eigentliche Problem nicht der Weizen selbst sein, sondern diverse Zusatzstoffe im Gebäck.
Was sagen die Untersuchungen?
Eine skandinavische Studie aus dem Jahr 2012 konnte keinen Zusammenhang zwischen Hashimoto und Gluten nachweisen. Experten sind der Meinung, dass die beiden amerikanischen Autoren, die behaupten, Gluten sei ein Problem bei Hashimoto, über das Ziel hinausgeschossen sind.
Fazit
Wer an einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse leidet, sollte sich auf Zöliakie untersuchen lassen, da sich diese beiden Krankheiten oft gemeinsam zeigen. Besonders bei unklaren Verdauungsbeschwerden ist eine Untersuchung auf Zöliakie sinnvoll, bevor man mit einer glutenfreien Diät beginnt. Wenn bestimmte Lebensmittel nicht vertragen werden, sollte man dies genauer abklären lassen und selbst beobachten, welche Lebensmittel möglicherweise das Problem sind. Dabei sollte man nicht voreilig davon ausgehen, dass Gluten der Übeltäter ist.
Die Ernährungsdocs empfehlen bei Hashimoto eine glutenfreie Ernährung ohne Zöliakie, da diese entzündungshemmend wirken kann. Dennoch sind sie sich nicht sicher, ob es bei einer diffusen Unverträglichkeit von Getreide am Gluten oder am Weizen oder den Zusatzstoffen liegt. Wer sich glutenfrei ernährt, verzichtet automatisch auf Weizen. Allerdings können in fertigen glutenfreien Backwaren diverse Zusatzstoffe enthalten sein, von denen nicht alle deklarationspflichtig sind.
Es gibt mittlerweile Erkenntnisse zur Weizensensitivität und zu den Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs), die bei manchen Menschen mit Autoimmunerkrankungen zu einer leichten Darmentzündung führen können. Ein generelles Weizenverbot für Menschen mit Hashimoto lässt sich jedoch nicht aus diesen Erkenntnissen ableiten.
Abschließend lässt sich sagen, dass es keine klaren Beweise dafür gibt, dass eine glutenfreie Ernährung für alle Menschen mit Hashimoto notwendig ist. Jeder Einzelne sollte seine individuellen Bedürfnisse und Verträglichkeiten beachten und gegebenenfalls ärztlichen Rat einholen.
Quelle: Schilddrüsen-Unterfunktion, Hashimoto und Hormone