Es gibt eine Frage, die sich jeder iPhone-Besitzer vor einer Reise mit Sicherheit mindestens einmal gestellt hat: Apple Karten oder Google Maps? Beide Apps sind im Bereich Navigation echte Riesen und haben erfolgreiche Kartendienste etabliert.
In diesem Artikel möchte ich die (für mich) wichtigsten Fragen zu den beiden Apps klären und meine bisherigen Erfahrungen Revue passieren lassen. Immerhin bin ich berufsbedingt seit gut einem halben Jahr auch in der Großstadt München unterwegs und bewege mich dort nahezu ausschließlich mit Bus und Bahn fort.
Eines kann ich bereits vorwegnehmen: Mit beiden Navigation-Apps kommt ihr in der Regel sicher ans Ziel. Aber welche App bietet wirklich die bessere Navigation? Und warum nutze ich, wann immer es geht, den »Verlierer«?
Google Maps oder Apple Karten? Die Frage stellt sich nicht für jeden
Die Frage, welche der beiden Apps zur Navigation besser geeignet ist, werden sich aus einem einfachen Grund vorrangig iPhone-Nutzer stellen: Apple Karten gibt es nur für iPhones, während Google Maps auch für Android verfügbar ist.
Genau genommen ist die App des Suchmaschinen-Riesen auf allen gängigen Betriebssystemen wie Mac, Linux oder Windows nutzbar. Selbst unter Apple CarPlay könnt ihr Google Maps verwenden.
Ist Google Maps bislang euer treuer Weggefährte und ihr wechselt von Android auf iOS, müsst ihr auf die vertraute App nicht verzichten – anders sieht es bei Apple Karten aus. Daher geht mein Punkt in dieser Hinsicht ohne weitere Umschweife an Google Maps.
Google Maps vs. Apple Karten – Wie steht es um den Datenschutz?
Bevor wir richtig Fahrt aufnehmen und die Möglichkeiten der beiden Navigations-Apps beleuchten, machen wir einen kurzen Zwischenstopp beim Thema Datenschutz.
Eine positive Nachricht zu dieser sensiblen Angelegenheit findet sich bei Apple Karten. Der Hersteller aus Cupertino speichert nämlich (fast) keine persönlichen Informationen auf den eigenen Servern. Lediglich deine geteilten Fotos und Bewertungen werden mit deiner Apple ID verknüpft.
Um dieses Maß an Datenschutz zu gewährleisten, entwickelte Apple einen neuen Prozess mit dem Namen »Fuzzing«. Vereinfacht ausgedrückt werden die Informationen zu euren Routenanfragen von A nach B maskiert und der Standort binnen 24 Stunden in einen weniger genauen umgewandelt.
Außerdem werden keine Informationen darüber gespeichert, wonach ihr gesucht habt. Die meisten personalisierten Daten werden lokal auf dem iPhone gespeichert und können jederzeit von euch gelöscht werden.
Der Konkurrent aus Mountain View geht einen drastischen Weg und lässt sämtliche (persönliche) Daten über die eigenen Server wandern. Seid euch bewusst, dass Reiseziele oder Orte, die ihr besucht, für personalisierte Werbung berücksichtigt werden können.
Die App des Suchmaschinen-Riesen bietet alternativ einen Inkognito-Modus, ähnlich wie der Chrome-Browser. Damit werden die Datenmengen zwar begrenzt, aber nicht lokal auf eurem Handy gespeichert. Die Informationen werden weiterhin über die Server des Entwicklers geleitet.
Google Maps vs. Apple-Karten: Das Interface
Eine gute Anwendung geht in der Regel mit einer einfachen Handhabung einher. Beide Navigations-Apps haben sich im Laufe der letzten Jahre enorm weiterentwickelt und wurden auf eine einfache Bedienung optimiert.
Allerdings ist die Darstellung beider Apps grundlegend verschieden. Während Apple Karten beim Öffnen der App sehr aufgeräumt wirkt, fühle ich mich bei Google Maps fast schon erschlagen durch die Auswahl an Optionen.
Apples Navigation zeigt mir nur die notwendigen Informationen, wie den aktuellen Suchverlauf, die gespeicherten Standorte und die Informationen zu Unternehmen an. Benötige ich mehr Optionen, klappe ich die Suchleiste am unteren Bildschirmrand auf.
Das Pendant von Google möchte mir hingegen am liebsten alles auf einen Schlag zeigen. Wer das gewohnt ist, dürfte durch die schiere Anzahl an Optionen nicht mehr verunsichert werden. Den Neueinsteiger hingegen erwartet abseits der stumpfen Navigation kein seichter Einstieg.
Google Maps vs. Apple Karten: Welche Karte ist die bessere?
Apples Umsetzung der Karte finde ich zwar übersichtlicher, allerdings gefällt mir die Art der Darstellung von Google Maps in einem wesentlichen Punkt besser. Die App des Android-Entwicklers zeigt mir manche Informationen auf der Karte früher an, ohne dabei unübersichtlich zu wirken. Bei Karten von Apple hingegen muss ich erst zoomen, bevor alle Details für mich sichtbar sind.
Im Grunde geben mir beide Karten eine gute Übersicht – auch während der Fahrt. Google und Apple zeigen mit ihrer Navigation außerdem Details wie Stoppschilder, Fußgängerübergänge sowie Taxi- und Busspuren an.
Außerdem unterstützen beide Begleiter einen Dark-Mode, um bei Nachtfahrten die Augen vor dem grellen Licht zu schonen, was ich nur empfehlen kann! Unterm Strich bekomme ich bei beiden Apps das Wesentliche zu sehen. Während Apple Karten einen übersichtlichen Ansatz verfolgt, erhalte ich bei Google Maps mehr Informationen, ohne davon abgelenkt zu werden.
Google Maps vs. Apple Karten: Navigation – die Königsdisziplin
Kommen wir zum Kern der beiden Apps: der Navigation. Immerhin ist das der Hauptgrund, warum wir diese Anwendungen überhaupt auf das Smartphone haben.
Die Unterschiede in puncto Navigation finden sich im Detail. Auf beiden Weggefährten bekomme ich den aktuellen Fortschritt der Fahrt gut und sichtbar präsentiert. Ich sehe auf dem Display, wie lange die Reise ungefähr dauert und um welche Uhrzeit ich mein Ziel erreiche.
Ebenfalls erhalte ich auf beiden Apps eine Übersicht der Fahrt-Bedingungen, sei es der generelle Verkehr, Sperrungen oder alternative Routen. Außerdem ermöglichen beide Entwickler zusätzlich eine Wegbeschreibung für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Nahverkehr.
Seit iOS 16 kann ich über Apple Karten außerdem Stopps hinzufügen. Diese Funktion gibt es bei der Konkurrenz bereits länger. Optional steht es mir noch zur Auswahl, Mautstraßen und Autobahnen zu umfahren.
Während der Autofahrt sagt mir die Spuren-Navigation von Apple Karten um einiges mehr zu, gerade bei Abfahrten und mehrspurigen Straßen wie Autobahnen. Ich kann mich frühzeitig in die Spur einreihen, die mich zum Ziel führt.
Die Anwendung von Apple gibt mir stellenweise sogar eine Auskunft des Tempolimits. Aufgrund der Inkonsistenz und der fehlerhaften Anzeige bei Baustellen ist diese Funktion leider mehr eine nette Dreingabe als ein verlässliches Tool während der Fahrt. Hier darf der Entwickler gerne noch nachbessern, denn ein nützliches Feature wäre es allemal!
Wie sieht es beim Konkurrenten aus? Google stellt auf der Fahrt die Sicherheit an oberste Stelle. Die App bezieht die Unfall-Wahrscheinlichkeit auf der Route mit ein. Ein weiterer Pluspunkt ist der reduzierte Kraftstoffverbrauch, den die App bei der Routenplanung ebenfalls einberechnet.
Für mich persönlich ist die Spuren-Navigation von Apple Karten deutlich angenehmer. Google Maps bezieht allerdings Sicherheit und den Kraftstoffverbrauch mit ein und aktualisiert dementsprechend die vorgegebene Route. Daher düst für mich der Android-Hersteller mit einem knappen Sieg davon.
Google Maps vs. Apple Karten: Grüne Welle oder Verkehrschaos?
Die Verkehrslage ist eine der wichtigsten Informationen, die beide App auf einer Tour berücksichtigen müssen. Sowohl Apple Karten als auch Google Maps greifen auf Echtzeitdaten zurück und informieren euch, wenn es auf der geplanten Strecke zu Problemen kommt.
Nähert ihr euch einem Hindernis, berechnen beide Dienste einen vorteilhaften Umweg, um effektiv Zeit zu sparen. Die App von Google ist in dieser Hinsicht ein wenig penetranter. Über beide Anwendungen könnt ihr außerdem Probleme melden, egal ob Unfälle, Blitzer oder sonstige Schwierigkeiten auf der Fahrstrecke.
Die Navigation von Google ist dank der Pendler-Funktion auf der Überholspur. Habt ihr eure Privat- und Arbeits-Adresse in den Einstellungen von Maps gespeichert, könnt ihr mit einem Tipp auf »Route« immer sehen, welche Hindernisse auf eurer Strecke warten.
Mithilfe von Crowdsourcing-Daten und historischen Trends kann Google Maps abschätzen, wie lange die Reise dauern wird, welche Straßen befahren werden und wie voll diese sind. Alternativ kann eine optionale Route ausgewählt werden, sofern die Strecke euch nicht gefällt.
Wie sieht es bei Apple aus? Im eigenen Kontakt unter der gleichnamigen App lassen sich ebenfalls Privat- und Arbeitsadresse speichern, um schnell Wegbeschreibungen für Strecken zu generieren.
Die Software von Apple lässt euch die Abfahrts- und Ankunftszeit seit iOS 15 selbst anpassen, was bei Google bereits seit längerer Zeit möglich ist. Was die historischen Trends und Crowdsourcing-Daten anbelangt, bleibt Google bis auf Weiteres im Vorteil. In dieser App erhaltet ihr mehr Informationen zur Verkehrslage.
Google Maps vs. Apple Karten: ÖPNV
Wie schlagen sich Apple Karten und Google Maps abseits der Autofahrt? Seid ihr in Städten mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs, wie ich in München, stehen euch beide Dienste hilfreich zur Seite.
Die zwei Anbieter erhalten ihre Informationen von verschiedenen Verkehrsbehörden, Fahrplänen und Statusaktualisierungen. Google ist auf dem Terrain allerdings immer noch im Vorteil, da der Entwickler Informationen darüber erhält, wo sich Google Maps-Nutzer gerade aufhalten. Außerdem bedient sich der Suchmaschinen-Riese an historischen Trends und Crowdsourcing-Daten, um auszuwerten, wie stark Bus und Bahn im Moment besucht sind.
Beide Dienste zeigen euch bei Bedarf Transit-Informationen in Echtzeit an, damit ihr Ausfälle, Abfahrtszeiten, Verspätungen und Fahrpläne prominent auf dem Schirm habt. Allerdings fehlt es dem Dienst von Apple auch in diesem Punkt an Informationen zur aktuellen Auslastung der Strecke.
Dafür präsentiert euch Apple Karten Stationsinformationen, die ihr optional für den Zugriff anheften könnt. Nähert ihr euch dem Stopp, erhaltet ihr einen Hinweis darüber, um den Ausstieg nicht zu verpassen.
Beide Anwendungen bieten genügend hilfreiche Funktionen, um den Großstadt-Dschungel zu durchqueren. Aufgrund der schieren Datenmenge liegt Google Maps aber auch in diesem Bereich vorne. Immerhin zeigt der Dienst an, wie ausgelastet eure geplante Route sein wird. Für die Planung im Vorfeld sind diese Informationen sehr wertvoll.
Google Maps vs. Apple Karten: Aktivitäten und Entdeckungen
Seit dem 11. Januar 2023 steht »Business Connect« für Unternehmer zur Verfügung. Dadurch gibt es weitere Möglichkeiten für die Navigations-App von Apple, um Informationen über Unternehmen zu erhalten, wie Restaurants oder Cafés.
Außerdem sollen sogar Essensbestellungen oder Reservierungen über die App ermöglicht werden. Im Grunde gibt der Entwickler den Unternehmen mehr Möglichkeiten an die Hand, um in der Karten-App (besser) wahrgenommen zu werden.
Ansonsten bietet der Dienst von Apple wenige soziale Interaktionen wie ein rudimentäres Bewertungskonzept anhand eines »Daumen-Systems«. Optional lassen sich noch Fotos hochladen. Der iPhone-Hersteller arbeitet außerdem mit Diensten wie Yelp oder TripAdvisor zusammen, um auch geschriebene Bewertungen von Usern mit einfließen zu lassen.
Leider kommen die bisherigen Bemühungen nicht ansatzweise an Google heran. Der Suchmaschinen-Riese versteht die eigene Navigations-App fast schon als Social-Media-Plattform.
Dies liegt zum Großteil an der riesigen Nutzerbasis auf der gesamten Welt. Bewertungen, Fotos und detaillierte Berichte finden sich von nahezu allen Orten. Sucht ihr innerhalb der App nach einem Ort und scrollt in der unteren Leiste nach unten, bekommt ihr sämtliche Informationen rund um das Gebiet angezeigt.
Von Hotels, Restaurants, Cafés, bis hin zu Attraktionen ist alles dabei. Wer nach Neuigkeiten in der Umgebung sucht, findet auf dem Startscreen der App in der unteren Suchleiste die Rubrik »Erkunden«. Hier werden euch alle neuen Bewertungen aus der Region angezeigt.
Der Vorteil liegt insbesondere in der Flut an Informationen, die von der Masse bereitgestellt werden. Google weiß, wo sich die Maps-Nutzer befinden und können anhand dieser Informationen ermitteln, wie »belebt« eine Location zurzeit ist.
Persönlich gefällt mir der minimalistische Ansatz von Apple Karten besser. Weniger ist manchmal mehr und die schiere Flut an Informationen von Google Maps ist mir persönlich zu viel des Guten. Wer den Dienst aber auch als Reise-Guide nutzen möchte, findet bei Google Maps die bessere Wahl.
Google Maps vs. Apple Karten: Fazit – Welche App ist die bessere?
Schauen wir nüchtern auf die Zahlen, ist Google Maps ganz klar der Gewinner. Google Maps startete allerdings schon im Jahr 2007, wohingegen Apple Karten erst fünf Jahre später, im Jahr 2012, an den Start ging.
Außerdem ist meine Bewertung soweit möglich objektiv ausgefallen. Trotz der vielen Funktionen würde ich persönlich – wenn machbar – zur Navigation von Apple greifen.
Warum bevorzuge ich Apple Karten? Mir persönlich gefällt der aufgeräumte Ansatz um einiges besser. Google Maps wirkt auf mich zu überladen und zeigt mir Informationen an, die ich auf meiner Route nicht benötige.
Habt ihr (wie ich) die Wahl zwischen diesen beiden Apps und möchtet an persönlichen Daten sparen, bleibt euch nur Apple Karten – zumindest wenn man sich nur auf Apple und Google beschränkt.
Für mich steht außerdem hauptsächlich die Navigation im Vordergrund und auf den verlässlichen Spurenassistenten von Apple Karten verzichte ich nur ungern. Alles andere ist zwar eine schöne Dreingabe, aber nicht der Hauptgrund, mein Smartphone vor der Reise zu zücken und die Route zu planen. Letztlich gibt es nach meiner Erfahrung auf die Frage »Ist Google Maps oder Apple Karten besser?« keine falsche Antwort.
Es kommt darauf an, wie ihr die jeweilige App im Alltag verwenden möchtet. Plant ihr eine einmalige Reise? Dann kommt ihr mit beiden Apps in der Regel sicher ans Ziel. Seid ihr am Pendeln und euch sind die aktuellen Informationen zum (Berufs-)Verkehr wichtig? Dann wird Google Maps eure Wahl sein – sofern das Thema Datenschutz eine untergeordnete Rolle spielt.