Göttliche Grenzmarkierungen in Japan: Shimenawa

Shimenawa: Göttliche Grenzmarkierungen in Japan

In Japan, trotz der hoch technologisierten Gesellschaft, ist immer noch rund 90 Prozent der Bevölkerung gläubig. Besonders der Buddhismus und der Shintoismus spielen eine dominante Rolle in der japanischen Religionslandschaft. Vor allem in den Schreinen und Tempeln des Shintoismus finden wir göttliche Grenzmarkierungen, die den Übergang von der Welt der Menschen in das Reich der Götter markieren.

Was sind Shimenawa und woher stammen sie?

Shimenawa sind Grenzmarkierungen für den Bereich der Götter. Sie bestehen aus geschlagenen Taue aus Reisstroh und können am Torii, dem Eingangstor zu den Shinto-Schreinen, hängen. Sie werden auch um heilige Bäume gelegt und schmücken die Gürtel der höchstrangigen Sumoringer. Diese göttlichen Seile werden auch oft als Götterseile bezeichnet.

Die Ursprünge der Shimenawa-Kultur lassen sich in den ältesten japanischen Schriftwerken, dem Kojiki (um 712) und dem Nihonshoki (um 720), finden. Diese Werke erzählen die Legende von Amaterasu, der Sonnengöttin. Amaterasu zog sich aus Wut über das Benehmen ihres Bruders in eine Höhle zurück und verhüllte damit die Erde in Dunkelheit. Die anderen Götter versuchten sie mit Hilfe eines Shimenawa, genannt “shiri-kume-nawa”, aus der Höhle zu locken. Diese ursprüngliche Version des Shimenawa verhinderte, dass sich die Sonnengöttin erneut zurückzog.

Die Herstellung der Shimenawa

Die modernen Shimenawa gibt es in verschiedenen Formen, Größen und Designs. Oft sind es dünne Seile aus Reisstroh, an denen zickzackförmiger Papierschmuck (shide) hängt. Das beeindruckendste Modell hängt jedoch im Izumo Taisha Shinto-Schrein und ist das größte Shimenawa in ganz Japan. Es ist 13,5 Meter lang, wiegt 4,5 Tonnen und ist an einigen Stellen bis zu 8 Meter breit. Alle sechs bis acht Jahre wird es von freiwilligen Helfern erneuert.

LESEN  Hotel Marsol – Ein authentisches Erlebnis in Lloret de Mar

Die meisten Schreine benötigen jedes Jahr ein neues Shimenawa. Das verwendete Reisstroh ist oft ein Abfallprodukt aus der Herstellung anderer Waren wie Tatamis. Die Herstellung erfolgt oft durch männliche Mitglieder der Gemeinde, die in einer Dezemberwoche zusammenarbeiten. Standardmäßig sind Shimenawa 4 bis 5 Meter lang und etwa 25 bis 35 Zentimeter dick. Für die Herstellung werden 10 Männer benötigt, die das Reisstroh vom aktuellen Jahr verwenden.

Die Herstellung erfolgt in mehreren Schritten, darunter das Befreien des Strohs von den Ähren und das Drehen der Kardeele, die dann mit einem Bambusstab verbunden werden. Die Kardeele werden einzeln von 2 bis 3 Männern gedreht, wobei die Drehrichtungen dafür sorgen, dass sich die Strohhalme parallel zur Richtung des Taus verlaufen.

Die Verwendung von Shimenawa im Shintoismus und im Alltag

Die Shimenawa werden verwendet, um göttliche Räume abzugrenzen. Sie sind sowohl an den Eingängen der Schreine als auch an anderen heiligen Orten zu finden. Sie können auch um Bäume oder Felsen gewickelt werden, wie es beispielsweise bei den Meoto-iwa, den “vermählten Steinen”, der Fall ist.

Shimenawa werden mit Fruchtbarkeitsriten in Verbindung gebracht und symbolisieren unter anderem die Bande zwischen Mann und Frau. Sie werden auch gerne zu Neujahr als Schutz vor Krankheiten und dem Bösen über Hauseingänge oder Eingangstore gespannt.

Im Sumō-Ring, dem traditionellen japanischen Ringkampf, spielen Shimenawa und shide ebenfalls eine wichtige Rolle. Der Sumō-Ring ist von einem Shimenawa umschlossen und die Ringer tragen prächtige Schürzen. Der ranghöchste Ringer, der Yokozuna, trägt auch ein Shimenawa, das seinen hohen Rang symbolisiert.

Shimenawa haben in der japanischen Kultur auch heute noch eine besondere Bedeutung und sollten entsprechend gewürdigt werden. Ihr jährliches Ritual der Anbringung ist ein wichtiger Bestandteil der japanischen Tradition und Kultur.

LESEN  Rechtschreibung: Vergleiche richtig nutzen