Griechisch, eine der ältesten Sprachen Europas, gehört zur Familie der indogermanischen Sprachen. Sie bildet die Grundlage für Latein und unser heutiges “deutsches Alphabet”. Die Wurzeln des heutigen Neugriechisch reichen bis ins Jahr 2000 vor Christus zurück.
Altgriechisch – Neugriechisch
Die bekannteste Unterscheidung im Griechischen besteht zwischen Alt- und Neugriechisch. Das Urgriechisch (ca. 2000 v. Chr.) und das Frühgriechisch oder Mykenisch (ca. 17. – 12. Jhd. v. Chr.) markieren die Anfänge. Darauf folgte das Altgriechisch, das von ca. 800 bis 300 v. Chr. gesprochen wurde. Von 300 v. Chr. bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. entwickelte sich die sogenannte “Koine”, eine gemeinsame Sprache, die aus den verschiedenen Dialekten der verschiedenen Regionen Griechenlands entstand. Ab dem 7. Jahrhundert sprach man von “Mittelgriechisch” und seit ca. 1500 n. Chr. hat sich die Sprache zum heutigen Neugriechisch entwickelt.
Wer kennt nicht die “Odyssee” oder die “Ilias”, die ältesten Zeugnisse der abendländischen Literatur? Die Sprache dieser beiden Werke war jedoch kein tatsächlich gesprochenes Griechisch, sondern eine “plastische” (künstliche) Sprache.
Altgriechisch – Eine Frage der Aussprache
Die Aussprache des historischen Altgriechisch ist unter Sprachwissenschaftlern umstritten. Schon im 16. und 17. Jahrhundert gab es einen Streit zwischen den Gelehrten Reuchlin und Erasmus aus Rotterdam. Sie hatten völlig unterschiedliche Meinungen dazu, wie das klassische Altgriechisch damals ausgesprochen wurde. Im Westen setzte sich die sogenannte “Erasmische Aussprache” durch, während in Griechenland die Aussprache verteidigt wurde, die Reuchlin befürwortete.
Heute finden Forscher immer noch Belege für beide Theorien. Doch gibt es viele literarische Hinweise, sogar in den Werken des römischen Politikers und Redners Cicero, die auf die heutige Aussprache in Griechenland hinweisen. In Deutschland wird beispielsweise eine andere Aussprache des Altgriechischen gelehrt als in italienischen oder französischen Schulen.
Trotzdem können Kenntnisse des Altgriechischen aus der Schulzeit beim Erlernen des heutigen Neugriechisch hilfreich sein. Viele Wörter mit griechischen Wurzeln sind bis heute in deutschen Ausdrücken erhalten, vor allem im medizinischen Fachvokabular und in den Wissenschaften wie Philosophie, Philologie, Theologie, Mathematik, Physik und Chemie.
Dimotiki vs. Katharevousa
1818 wurde der Begriff Dimotiki (Volkssprache) eingeführt und bis 1976 wurde Griechenland stark von Zweisprachigkeit (Diglossie) geprägt. Nach langem Sprachstreit wurde Dimotiki 1976 offiziell als Amtssprache anerkannt. Katharevousa wird nur noch vereinzelt in Dokumenten der Kirche oder der Tageszeitung Estia verwendet. Dennoch haben zahlreiche Ausdrücke und Wörter der Katharevousa Eingang in die Volkssprache Dimotiki gefunden, sodass das heutige Neugriechisch noch Erinnerungen an die Reinsprache in sich trägt.
Griechisch ist heute die Muttersprache von rund 20 Millionen Menschen weltweit. Es ist die offizielle Amtssprache in Griechenland und Zypern. Darüber hinaus gibt es griechischsprachige Gemeinschaften in den USA, Australien, der Türkei, Italien, Deutschland, Österreich, Frankreich und Großbritannien.
Jetzt haben Sie einen kleinen Einblick in die Sprachgeschichte und die Entwicklung des Griechischen erhalten. In einem nächsten Kapitel werden wir Sie gezielt auf die Schwierigkeiten vorbereiten, die deutsche Muttersprachler normalerweise haben, wenn sie Griechisch lernen. Sie werden sehen, dass Ihnen dieses Kapitel sehr nützlich sein wird und wir werden Ihnen mit all unserer Kraft helfen, diese Schwierigkeiten zu bewältigen.