Wer sich angemessen benimmt, hat gute Karten bei seinem Gegenüber. Dies gilt nicht nur im Berufsleben, sondern auch im privaten Umfeld. Aber was ist heute überhaupt noch erwünscht und angemessen?
Gutes Benehmen ist mehr als nur “Bitte”, “Danke” und “Entschuldigung” zu sagen. Es beinhaltet auch Respekt, Rücksichtnahme und eine gewisse Form der Wertschätzung. “Wie wichtig gutes Benehmen im menschlichen Miteinander ist, merkt man spätestens dann, wenn man selbst erfährt, welch ein ungutes Gefühl das schlechte Verhalten eines anderen in einem auslöst”, sagt Linda Kaiser, Trainerin für Business-Etikette und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft (DKG) in Essen. Hier ist ein Überblick darüber, was in verschiedenen Situationen als gutes Benehmen gilt:
Bei der Begrüßung
“Unbedingt sollten sich beide Seiten bei der Begrüßung in die Augen schauen”, rät Etikette-Trainerin Nandine Meyden aus Berlin. Das zeugt von Respekt und Achtsamkeit. Außerdem sollten sich beide mit ihrem jeweiligen Namen anreden. Benimmcoach Thomas Martin Köppl aus Rinchnach im Bayerischen Wald rät zur Vorsicht beim Handgeben. “Grundsätzlich gilt, dass man wartet, bis der Ranghöhere oder Ältere einem die Hand reicht”, sagt Köppl. Auch der Händedruck sollte angemessen sein, weder zu lasch noch zu fest. Als Gastgeber reicht man grundsätzlich dem Gast die Hand.
Beim Kennenlernen
Wenn man zum Beispiel auf einer Party bemerkt, dass sich einige Gäste untereinander nicht kennen, sollte man sie einander vorstellen. Die Vorgestellten sollten ein paar freundliche Worte austauschen. “Bei einem solchen Gespräch ist viel Fingerspitzengefühl gefragt”, betont Meyden. Dem Gegenüber sollten keine zu persönlichen Fragen gestellt werden. Beim Duzen ist Vorsicht geboten. “Keinesfalls sollte man einfach drauflos duzen”, sagt Kaiser. Grundsätzlich können Ältere Jüngeren, Vorgesetzte ihren Mitarbeitern sowie Frauen Männern das “Du” anbieten.
Am Tisch
Das Handy sollte am Tisch zumindest auf lautlos geschaltet sein. “Das ist ein Zeichen von Respekt und Wertschätzung gegenüber den anderen Essenden am Tisch”, betont Kaiser. Muss das Handy in bestimmten Situationen unbedingt eingeschaltet sein und vibriert es, dann sollte der Angerufene sich entschuldigen und die Tischgemeinschaft verlassen, um die anderen nicht zu stören. Wichtig ist auch der korrekte Umgang mit der Serviette. “Mit ihr tupft – nicht wischt – man sich den Mund ab”, sagt Kaiser. Die Serviette gehört während des Essens auf den Schoß und danach locker gefaltet links neben den Teller.
Am Arbeitsplatz
“Respekt, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft machen im Arbeitsalltag vieles leichter”, erklärt Köppl. Dazu gehört, nicht hinter dem Rücken des Chefs oder eines Kollegen zu lästern. “Es ist auch unhöflich, mit einem bestimmten Anliegen direkt beim Vorgesetzten ins Büro hereinzuplatzen”, betont Kaiser. Stattdessen sollte man über das Vorzimmer einen Gesprächswunsch anmelden. Wer im Großraumbüro arbeitet, sollte darauf achten, dass er beim Telefonieren mit zu lauter Stimme die Kollegen nicht stört. “Auch das Mitbringen von stark duftenden Speisen sollte tabu sein”, ergänzt Meyden.
Beim Einkaufen
Der Einkaufswagen sollte nicht einfach mitten im Gang zwischen den Regalen eines Supermarktes abgestellt werden, sondern am Rand – so wird auch anderen ermöglicht, problemlos den Gang zu passieren. Kleineren Menschen sollte Hilfe angeboten werden, wenn man sieht, dass sie – wenn überhaupt, dann nur mit Mühe – nach einem Produkt auf der obersten Ablage eines Regals greifen. “Wer mit einem prall gefüllten Einkaufswagen an der Kasse steht, sollte aus Rücksichtnahme einen hinter ihm Wartenden mit nur zwei oder drei Teilen vorlassen”, so Köppl. Umgekehrt wäre man selbst schließlich auch dankbar.
Gegenüber Dienstleistern
Respekt und Wertschätzung für ihre Arbeit – das sollte man Dienstleistern wie dem Frisör, der Kosmetikerin oder der Putzfrau deutlich spüren lassen. “Wichtig ist, pünktlich zu verabredeten Zeiten zu erscheinen, damit der Dienstleister spätere Termine einhalten kann”, sagt Kaiser. Schlechter Stil ist es beispielsweise, zur Massage ungeduscht zu erscheinen und dadurch einen unangenehmen Geruch mitzubringen. “Ein Feedback sollte man nicht nur geben, wenn es etwas zu meckern gibt, sondern auch dann, wenn alles gut verlaufen ist”, sagt Meyden.
Bei der Verabschiedung
Es ist nicht altmodisch, einer Frau in den Mantel zu helfen. Umgekehrt kann das theoretisch auch eine Frau bei einem Mann tun – “aber es kommt in den meisten Fällen nicht gut an”, erklärt Kaiser. Egal, ob Frau oder Mann: Wenn einem das In-den-Mantel-Helfen unangenehm ist, sollte man das seinem Gegenüber freundlich mitteilen, rät Kaiser. Ebenfalls nicht veraltet ist es, dem anderen die Tür aufzuhalten. Zurückhaltung ist geboten bei Umarmungen zum Abschied: “So etwas sollte man nur tun, wenn man sich gut kennt und befreundet ist”, erklärt Köppl.
Das gute Benehmen mag auf den ersten Blick simpel erscheinen, aber es kann entscheidend sein, um in verschiedenen Situationen einen guten Eindruck zu hinterlassen. Sei es im Beruf, im privaten Umfeld oder beim Einkaufen – Respekt und Rücksichtnahme sind Trumpf.