Sigmar Gabriel hat mit seiner kürzlichen Facebook-Äußerung über das sogenannte “Apartheid-Regime” in Hebron eine hitzige Debatte über die israelische Besatzung des Westjordanlands entfacht. Doch unsere Gastautorin Stefanie Galla widerspricht dieser Darstellung vehement. Als Anwältin aus Köln besuchte sie Hebron während einer Urlaubsreise im Jahr 2011 und machte dabei ganz gegensätzliche Erfahrungen. In diesem Artikel möchte ich Ihnen ihre Reiseeindrücke näherbringen und dabei eine andere Sichtweise auf das umstrittene Thema liefern.
Schwer, einen neutralen Blick zu bewahren
Galla gibt zu bedenken, dass es in Hebron sehr schwierig ist, einen neutralen Blick auf die Situation zu bewahren. Dennoch betont sie, dass ihre Erfahrungen durchaus eine andere Sicht auf die Verhältnisse in der Stadt bieten. Sie weist darauf hin, dass ihr Bericht ein privater Reisebericht und kein politischer Kommentar ist. Damit möchte sie verdeutlichen, dass ihre Wahrnehmung von Hebron subjektiv geprägt ist.
Eine persönliche Reiseerfahrung
Galla beschreibt ihre spontane Entscheidung, Hebron zu besuchen, während einer Reise nach Bethlehem. Sie erzählt von ihrer Fahrt durch die malerische Landschaft und ihrem Eindruck von der Größe des jüdischen Viertels. Ihre Beobachtungen vor Ort lassen sie zweifeln, ob die Berichte in den Medien der Realität entsprechen. Sie betont, dass das jüdische Viertel eher wie eine kleine Enklave wirkt, abgeschirmt von hohen Mauern und Stacheldraht.
Begegnungen und Eindrücke
Während ihres Aufenthalts in Hebron kommt Galla schnell mit den Menschen vor Ort ins Gespräch. Sie beobachtet, wie Müllfangnetze den Müll der jüdischen Nachbarn auffangen und ist überrascht über die geringe Entfernung dieser Netze. Sie erkundet die Altstadt, besucht die Abraham-Moschee und entdeckt verlassene, zerstörte Häuser. Dabei macht sie eine beängstigende Begegnung mit zwei Männern, die sie bedrängen. Ein israelischer Soldat kommt ihr zur Hilfe und begleitet sie sicher zurück.
Einblick in das jüdische Viertel
Galla beschreibt ihre Eindrücke vom jüdischen Viertel als deprimierend. Sie bemerkt, wie die Straßen durch Mauern versperrt sind und wie sich die Juden innerhalb des Viertels eingeschlossen haben. Sie betont jedoch, dass dieser Einschluss teilweise unfreiwillig ist, da es für Juden gefährlich sein kann, das Viertel zu verlassen. Ihr bleibt die Bezeichnung “Ghetto”, obwohl sie das Wort als unpassend empfindet.
Fazit
Galla schließt ihren Bericht mit dem Hinweis darauf, dass Hebron von der Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet wird, während die Israelis für das jüdische Viertel zuständig sind. Sie möchte mit ihrem persönlichen Reisebericht eine andere Perspektive auf das umstrittene Thema der israelischen Besatzung des Westjordanlands aufzeigen. Ihre Erfahrungen und Beobachtungen sollen dazu anregen, sich differenzierter mit der Situation in Hebron auseinanderzusetzen.
Dieses Bild zeigt Hebron aus der Perspektive von Stefanie Galla. Es verdeutlicht die räumlichen Verhältnisse und die Abgrenzung zwischen den verschiedenen Stadtteilen.
Hebron ist zweifellos ein Ort mit einer komplexen Geschichte und vielen unterschiedlichen Perspektiven. Vielleicht ist es an der Zeit, sich über die vorgefertigten Meinungen hinauszudenken und eine breitere Diskussion über diese heikle Thematik anzustoßen.