Schnupper, schnupper. Wenn mein Kater Nemo seine Nase in die Luft streckt, scheint er zu sagen: “Nein, ich mag dieses Futter nicht”, wenn ich ihm etwas anderes als seine Lieblingssorte serviere – die mit der leckeren Sauce. Sein Blick ist abschätzig, während er an mir vorbeigeht und in sein Körbchen schlendert, um ein Nickerchen zu machen.
Den Gedanken, dass er das ungeliebte Futter essen wird, wenn er hungrig genug ist, verwerfe ich sofort. Tütchen mit Sauce oder nichts, so ist es. Habe ich ihn zu sehr verwöhnt?
Der bekannte Fantasy-Autor Terry Pratchett sagte einmal: “In alten Zeiten wurden Katzen als Götter verehrt. Das haben sie nicht vergessen.” Bei meinem Nemo, der stolze sechs Kilo wiegt, scheint diese Aussage voll und ganz zuzutreffen.
Die Anfänge der Hauskatze im Alten Ägypten
Nemos Vorfahren streiften vor etwa 5.000 Jahren durch das Alte Ägypten und schlichen sich leise in die Herzen der Menschen.
Experten gehen davon aus, dass sich die wilde Vorfahrin unserer heutigen Hauskatzen, die Falbkatze, freiwillig den Menschen angeschlossen hat. Daher gilt die Katze als das einzige Haustier, das sich selbst domestiziert hat.
Auch im historischen Mesopotamien, in Anatolien, Jordanien und auf Zypern wurden Hinweise gefunden, dass Katzen schon vor Tausenden von Jahren mit den Menschen lebten und möglicherweise kultisch verehrt wurden.
Die heilige Rolle der Katzen im alten Ägypten
Im Alten Ägypten wurden die prall gefüllten Getreidespeicher vermutlich zu einem Paradies für die afrikanische Wildkatze. Dort gab es jede Menge Mäuse und andere kleine Nagetiere zu erbeuten.
Auch die ägyptischen Tempel wurden häufig von Mäuseplagen heimgesucht, weshalb die Katzen auch dort gerne zur Jagd gingen.
Da die Katzen ihre heiligen Orte und die kostbaren Nahrungsvorräte von Ungeziefer befreiten, waren die Menschen im Alten Reich (ca. 2700 bis 2200 v. Chr.) den Katzen äußerst dankbar.
Sie öffneten ihre Herzen und Haustüren und schon bald wurden die Samtpfoten vollwertige Familienmitglieder. Antike Darstellungen zeigen Katzen, die Halsbänder tragen und aus Näpfchen fressen.
Wenn eine Katze starb, rasierten sich alle Hausbewohner die Augenbrauen ab, so berichtet es der griechische Geschichtsschreiber Herodot. Die Katze wurde wie ein Familienmitglied betrauert. Wer es sich leisten konnte, ließ seine verstorbene Katze sogar nach allen Regeln der Kunst einbalsamieren und in einer speziellen Grabkammer beisetzen.
Bastet: Die Katze als Göttin
Besonders viele Katzenmumien wurden in der altägyptischen Stadt Bubastis entdeckt. Dort befand sich der Tempel der ägyptischen Katzengöttin Bastet. Sie war die Tochter des Sonnengottes Re und wurde häufig als Katze oder als Frau mit einem Katzenkopf dargestellt.
Bastet war in der altägyptischen Religion als Göttin der Liebe, Sexualität und Fruchtbarkeit bekannt. Nebenbei galt sie auch als Göttin der Freude, der Musik und des Tanzes. Sie wurde als Beschützerin der Schwangeren verehrt und als symbolische Mutter des Pharaos angesehen. Zweimal im Jahr wurde das ausschweifende Bastet-Fest gefeiert, bei dem viel Bier und Wein floss.
Neben Bastet gab es auch andere Götter in Löwen- und Katzengestalt, wie die Kriegsgöttin Sachmet und Tefnut, eine der neun Schöpfergottheiten.
Im Alten Ägypten wurden Katzen nicht nur geliebt und verwöhnt, sondern in der Spätzeit (ca. 664 bis 332 v. Chr.) sogar kultartig verehrt. Es gab Katzenpriester, die die heiligen Tiere in den Tempeln aufzogen und an Katzenliebhaber verkauften.
Es mag für uns heute unvorstellbar klingen, aber der Katzengöttin Bastet wurden Katzen geopfert und auf Katzenfriedhöfen bestattet, um die Gottheit gnädig zu stimmen. Das Töten von Katzen war jedoch ausdrücklich verboten und mit Strafe belegt.
Es wird sogar gemunkelt, dass viele Ägypter bei Hausbränden zuerst ihre Katzen gerettet haben, bevor sie sich um ihre eigenen Kinder und ihren Hausrat gekümmert haben.
Katzen sind auch heute noch faszinierend
Obwohl Katzen im modernen Ägypten nicht mehr als heilig angesehen werden, haben sie es dort wesentlich schwerer als ihre göttlichen Vorfahren. Das Leid der Straßenkatzen ist groß: Es gibt keine Tierschutzgesetze und immer wieder werden streunende Katzen vergiftet oder erschossen.
Internationale Tierschutzorganisationen versuchen, das Elend zu lindern, indem sie Kastrationsaktionen durchführen und Katzen ins Ausland vermitteln.
In Deutschland werden Katzen heutzutage zwar nicht mehr als Gottheiten verehrt, aber sie haben sich einen festen Platz auf unseren Sofas und Fensterbrettern erobert. Rund 15,7 Millionen Miezen schnurren unter deutschen Dächern und machen die Katze zum beliebtesten Haustier in der Bundesrepublik.
Die Faszination für diese anmutigen Tiere ist bis heute ungebrochen. Die unzähligen Katzenvideos bei YouTube und die stylishen Katzencafés in deutschen Großstädten sind der beste Beweis dafür.
Und dann gibt es natürlich noch meinen Kater Nemo, der wie ein kleiner Sonnengott in seinem Körbchen thront und darauf wartet, dass ich ihm endlich ein Schälchen Futter (natürlich mit Sauce!) als Opfergabe darbringe. Was ich natürlich umgehend tue. Schließlich möchte ich dieses gottgleiche Geschöpf nicht erzürnen.
Und wie sieht es bei euch zuhause aus? Seid ihr auch Anbeter der miauenden Mini-Götter? Und welche Opfergaben verlangen sie von euch? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.