Wenn ein neuer Teil einer erfolgreichen Filmreihe einen spannenden Cliffhanger beinhaltet und die Verantwortlichen bereits vor Kinostart eine Fortsetzung planen, dann brauchen Fans nichts zu befürchten, oder? Die Zukunft der Reihe ist doch garantiert, oder? Nun, “Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache” hat leider bewiesen, dass es nicht so einfach ist…
Das fünfte Abenteuer der Piraten-Saga, oft einfach “Fluch der Karibik 5” genannt, wurde im Sommer 2017 veröffentlicht. Seitdem sind 17 (!) neue Filme im Marvel Cinematic Universe gestartet, während die “Pirates”-Reihe stagniert. Obwohl ich zu den Menschen gehöre, die den Film mögen, muss ich zugeben, dass sich Disney das selbst zuzuschreiben hat. Aber das ändert nichts daran, dass man sich Teil 5 heute Abend gönnen kann: “Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache” läuft heute Abend, am 21. Mai 2023, um 20.15 Uhr auf Sat.1. Alternativ kannst du den Film auch auf Disney+ streamen.
Jack Sparrow wird ausgebremst – Das ist “Fluch der Karibik 5”!
Kapitän Jack Sparrow (Johnny Depp) hat kein Glück und richtet seine Crew gegen sich auf. Als er sich niedergeschlagen sogar von seinem magischen Kompass trennt, verschlimmert er seine Lage weiter: Der unbedachte Akt befreit den Geist des blutgierigen Piratenjägers Armando Salazar (Javier Bardem). Jack Sparrow kann nur hoffen, dass seine neuen Bekanntschaften, die Astronomin Carina Smyth (Kaya Scodelario) und der integere Henry Turner (Brenton Thwaites), auf seiner Seite stehen und nicht ihre eigenen Ziele verfolgen…
In diesem Abenteuer, das von den Regisseuren Joachim Rønning und Espen Sandberg mit einer beeindruckenden Bildsprache gefilmt wurde, treffen wir auch auf Jack Sparrows alten Feind Barbossa (Geoffrey Rush), der noch hochmütiger ist als je zuvor. Außerdem sind Orlando Bloom als Will Turner und Kevin McNally als der alte Seebär Joshamee Gibbs wieder mit dabei. Mit der Seehexe Shansa (Golshifteh Farahani) wird außerdem eine neue Figur eingeführt, die in zukünftigen Filmen eine größere Rolle spielen könnte.
Auf dem Papier klingt das alles vielversprechend. Rønning erklärte vor Kinostart, dass “Fluch der Karibik 5” nur der Anfang des finalen Abenteuers rund um Jack Sparrow sei. Auch Produzent Jerry Bruckheimer machte Hoffnung auf eine zeitnahe Fortsetzung des Franchise.
Aber dann stach “Salazars Rache” in See und brachte Disney in eine Zwickmühle. Mit weltweit knapp 795 Millionen US-Dollar an Einspielergebnissen war “Fluch der Karibik 5” keineswegs ein Misserfolg, blieb jedoch weit hinter den Teilen 2 bis 4 zurück. Besonders enttäuschend war das Ergebnis auf dem US-Markt, wo der Film nur klägliche 172 Millionen US-Dollar einspielte. Ein großer Fall für die einstigen Kassenmagneten.
Um die Sache noch schlimmer zu machen, schnellten die Produktionskosten von “Salazars Rache” aufgrund von Verzögerungen, die auch vom Hauptdarsteller mitverursacht wurden, in die Höhe. Disney musste sich wie ein Reh im Scheinwerferlicht gefühlt haben. Die Marke “Pirates Of The Caribbean” war zu wertvoll, um sie aufzugeben, aber sie verlor rapide an Anziehungskraft und es war vernünftig, bestehende Pläne zu hinterfragen.
Die teils kritischen US-Reviews haben dieses Gefühl verstärkt, genauso wie die zwiespältige Reaktion der Fans auf den nach dem Abspann versteckten Cliffhanger. Die Andeutung einer Rückkehr eines großartigen Schurken sorgte gleichermaßen für überraschte Aufmerksamkeit und genervtes Schnauben, dass die Figur in Ruhe gelassen werden sollte. Dass der frühere Kassenmagnet Depp in “Fluch der Karibik 5” wie ein Jack-Sparrow-Imitator wirkte, rundete die Sinnkrise der Filmreihe unschön ab.
Anders ausgedrückt: Es gab Probleme im karibischen Paradies, noch bevor Johnny Depp vom Aushängeschild der Reihe zum Dauergast vor Gericht und in den Boulevardmedien wurde. Die Depp-Affäre hat alles verschlimmert, aber seien wir ehrlich: Wenn “Fluch der Karibik 5” bei den Zuschauern besser angekommen wäre, wären Disney und Bruckheimer längst über das Rumüberlegen hinweg und hätten Teil 6 bereits geplant.
Ein piratiger Blick in die Kristallkugel
Stellt euch vor, das Abenteuer hätte über eine Milliarde US-Dollar eingespielt und begeisterte Kritiken von Fans und Presse erhalten. In diesem Fall hätte Disney sich ohne Zweifel hinter einen sechsten Teil geklemmt – egal ob mit oder ohne Depp. Jack Sparrows Geschichte wird in “Salazars Rache” so abgeschlossen, dass man ihn in einem Sequel problemlos ignorieren könnte.
Dann hätte man sich in Teil 6 auf Carina, gespielt von der energiegeladenen Kaya Scodelario, konzentrieren und die faszinierende Mystik rund um Shansa weiter erkunden können. In bekannten Nebenrollen hätten altbekannte Figuren für Unterhaltung gesorgt. Aber es sollte nicht sein.
Trotz mitreißender Musik, faszinierender neuer Figuren und unterhaltsamer Action (Geisterhaie! Eine ganze Bank wird gestohlen!), sprang der Funke nicht genug über. Zu viele Fans waren dem Film gegenüber gleichgültig eingestellt, als dass “Lasst uns alles abseits von Jack weitererzählen!” eine attraktive Ausgangslage für ein kostenintensives Leinwandabenteuer gewesen wäre.
Hinter den Kulissen haben sich bereits die “Deadpool”-Autoren Rhett Reese & Paul Wernick, “Fluch der Karibik”-Veteran Ted Elliott und “Chernobyl”-Serienmacher Craig Mazin Gedanken über mögliche Fortsetzungen gemacht. Es wurden sogar zwei Skripts parallel entwickelt. Eines stammt von Christina Hodson (“Birds Of Prey”) und soll Margot Robbie in einer neuen Hauptrolle zeigen, während das andere Gerüchten zufolge auf einer etablierten Figur basiert.
Ich bin ein echter Pirat und nehme, was ich kriegen kann. Aber eines ist sicherer als das karibische Meereswasser: Es wird Zeit, dass die Piratensaga weitergeht. Obwohl ich Spaß an “Salazars Rache” hatte, verdient dieses einzigartige Franchise mehr.
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Dieser Artikel wurde überarbeitet und erschien zuerst auf FILMSTARTS.