Für viele Mütter ist es ein bekanntes Problem: Das Baby schläft immer beim Stillen ein. Das mag zwar gemütlich wirken, ist aber ungünstig, wenn das Baby dadurch nicht genug Milch bekommt. Zum Glück haben wir Hebammen-Tipps, wie du dein Baby beim Stillen wachhalten und bei Bedarf aufwecken kannst.
Das Wichtigste in Kürze
Beim Stillen einschlafen ist an sich nichts Besonderes und von der Natur gewollt. Die kuschlige Nähe der Mama und das Saugen haben einen beruhigenden Effekt auf das Nervensystem des Babys. Doch Vorsicht: Wenn das Baby beim Stillen nicht wach wird oder bleibt, obwohl es noch hungrig ist, kann es zu Problemen mit der Milchproduktion kommen. In diesem Artikel erfährst du, wie du die Anzeichen für zu wenig Milch erkennst und dein Baby beim Stillen wachhalten kannst.
Wann beim Stillen einschlafen bedenklich ist
Einige Anzeichen deuten darauf hin, dass dein Baby möglicherweise zu wenig Milch bekommt, wenn es beim Stillen immer einschläft. Achte auf folgende Indizien:
- Übermäßige Gewichtsabnahme in den ersten Tagen: Bis zu 7 Prozent Gewichtsverlust sind noch im Rahmen, bis zu 10 Prozent sind noch akzeptabel.
- Kaum volle Windeln: Normal sind 4-6 nasse Windeln pro Tag und 2-3 Stuhlgänge nach dem 3. Lebenstag. Später kann es Abweichungen geben.
- Geringe Gewichtszunahme in den Wochen und Monaten danach: Im Idealfall nimmt das Baby in den ersten beiden Lebensmonaten etwa 170 bis 330 Gramm pro Woche zu, danach mindestens 110 Gramm.
Es kann schwierig sein, einen echten Milchmangel festzustellen, da es auch andere Gründe für Unzufriedenheit oder Schläfrigkeit geben kann. Bei Unsicherheiten solltest du daher eine Hebamme oder Stillberaterin aufsuchen.
Tipps zum Wachhalten beim Stillen
Wenn die Anzeichen für zu wenig Milch bei deinem Baby zutreffen, gibt es einige Tricks, um es beim Stillen wachzuhalten und die Brüste leertrinken zu lassen. Hier sind unsere Tipps:
#1 Baby zum Stillen ausziehen
Babys mögen es gerne warm, aber beim Stillen ist das ungünstig. Ziehe dein Baby daher beim Stillen etwas luftiger an oder entferne einzelne Kleidungsstücke. Die kühle Luft an einzelnen Körperteilen kann es besser wachhalten.
#2 Zwischendurch Windel wechseln
Das Unterbrechen des Stillens zum Windelwechseln hat einen ähnlichen Effekt. Der Kontakt mit der kühlen Luft am Po bringt etwas mehr Schwung in die Sache.
#3 Häufig die Brust wechseln
Wenn du während des Stillens ab und zu die Brust wechselst, kann sich dein Baby weniger leicht in den Schlaf nuckeln. Stille jedoch pro Brust mindestens 10 Minuten, damit es die fettreiche Hintermilch bekommt. Der Brustwechsel ist auch eine gute Gelegenheit, das Baby kurz über die Schulter zu legen und ein Bäuerchen machen zu lassen. Dadurch passt wieder mehr in den Magen und es wird gleichzeitig wacher.
#4 Füßchen beim Stillen massieren
Berührungen verzögern das Einschlafen ebenfalls. Du kannst die Füßchen oder Händchen deines Babys beherzt streicheln oder massieren, um es wachzuhalten.
#5 Mehr Licht
Eine etwas hellere Umgebung kann helfen, das Baby beim Stillen wachzuhalten. Halbdunkel ist oft zu gemütlich und verleitet zum Einschlafen. Achte aber darauf, dass das Baby nicht ständig überreizt ist und schaffe insgesamt eine ruhige Umgebung für es.
Dies sind nur einige Tipps, die dir helfen können, dein Baby beim Stillen wachzuhalten. Besprich am besten mit einer Hebamme oder Stillberaterin, welche Vorgehensweise für dich und dein Baby am besten geeignet ist. In manchen Fällen kann vorübergehendes Zufüttern nötig sein, um das Baby wieder zu Kräften zu bringen.
Baby zum Stillen wecken: Wann und wie?
Manche Babys brauchen mehr Schlaf als andere, aber selbst sie sollten regelmäßig zum Stillen geweckt werden. Mindestens 10 Stillmahlzeiten pro Tag sind wichtig, gern auch mehr. Wenn dein Baby nicht von selbst aufwacht, kannst du es sanft wecken. Die Leichtschlafphase oder erste Hungeranzeichen sind gute Zeitpunkte dafür. Wenn das Baby im Tiefschlaf ist, versuche es nach 15-20 Minuten erneut. Wenn nichts hilft, kannst du es auch aus dem Tiefschlaf holen. Probiere aus, was bei deinem Baby funktioniert:
#6 Permanenter Hautkontakt
Haut auf Haut stabilisiert dein Baby und verbraucht weniger Energie. Auch im Schlaf nimmt es den Duft deiner Haut und den der Muttermilch wahr, was zum Aufwachen animieren kann.
#7 Streicheln und ansprechen
Berühre dein Baby sanft, sprich seinen Namen und reibe leicht vom Kinn bis zum Kiefer, um den Saugreflex zu stimulieren. Streichle und massiere seine Füßchen und wische mit einem feuchten, kühlen Lappen über sein Näschen und Gesichtchen.
#8 Mit Muttermilch arbeiten
Hungrige Babys reagieren stark auf den Duft und Geschmack von Muttermilch. Versuche ein paar Tropfen aus deiner Brustwarze zu gewinnen und halte sie unter die Nase deines Babys. Du kannst die Milch auch direkt an bzw. in seinen Mund tropfen lassen.
#9 Deutlicher werden
Wenn nichts hilft, solltest du vorsichtig, aber bestimmter werden. Rolle das Baby sanft hin und her und stütze sein Köpfchen, um es sanft aufzurichten.
Wenn dein Baby trotz aller Bemühungen nicht geweckt werden kann, gibt es Hilfsmittel, auf die du zurückgreifen kannst. Das Verabreichen der Muttermilch mit einem Löffel oder Becher ist eine schnelle Lösung. Eine andere Möglichkeit ist ein sogenanntes “Brusternährungsset”, das die abgepumpte Muttermilch in einem Behälter am BH enthält. Ein dünner Schlauch führt beim Stillen an der Brustwarze vorbei in den Mund des Babys, sodass es mehr Milch aufnehmen kann.
Hilfsmittel, wenn dein Baby zu schwach (und müde) zum Stillen ist
Sehr schwache und schläfrige Babys müssen manchmal vorübergehend zugefüttert werden, um genug Kraft zu bekommen. Dabei ist es nur selten nötig, auf fertige Milchnahrung zurückzugreifen. Das Abpumpen oder Ausstreichen deiner Muttermilch kann den Milchfluss aufrechterhalten, sodass dein Baby von sich aus mehr trinkt. Besonders effektiv ist die Methode des Power Pumpings.
Um die Milch in das Baby zu bekommen, wenn es immerzu einschläft, und um eine Saugverwirrung durch die Milchflasche zu vermeiden, kannst du die Muttermilch mit einem Löffel oder Becher verabreichen. Hebammen empfehlen auch ein sogenanntes “Brusternährungsset” wie das von Medela. Dabei wird die abgepumpte Milch in einem Behälter am BH getragen und ein dünner Schlauch führt die Milch beim Stillen von der Brustwarze in den Mund des Babys. Dadurch fließt schon bei zartem Saugen deutlich mehr Milch, die es nur noch hinunterschlucken muss.
Haben dir unsere Hebammentipps geholfen, dein Baby beim Stillen wachzuhalten? Oder schläft es noch immer beim Stillen ein?
Quellen:
- Inhaltlich geprüft am 10.03.2023 von Emely Hoppe. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.