Hilfe zur Selbsthilfe: Münchner Studentin revolutioniert die Landwirtschaft in Ghana

Hilfe zur Selbsthilfe: Münchner Studentin revolutioniert die Landwirtschaft in Ghana

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Ghana hat einen besonderen Platz im Herzen von Barbara eingenommen. In einem Gespräch betont sie mehrmals, wie wichtig ihr das Land ist. Ihre Wohnung in München ist mit Gegenständen geschmückt, die sie an ihre afrikanische Heimat erinnern: ein handgeschnitzter Stuhl aus Holz, traditionelle Trommeln und Bilder.

Barbaras Mutter kehrte vor vier Jahren in ihre Heimat Ghana zurück, während Barbara bei ihrem Vater in München blieb. Sie konnten sich nur während Semesterferien oder wenn Barbaras Mutter sie in München besuchte, sehen. Trotz der räumlichen Trennung entwickelte Barbara eine Liebe für das Land ihrer Mutter. Sie wollte etwas verändern, besonders in Bezug auf die Armut. Barbara ist überzeugt: “Afrika braucht kein armer Kontinent zu sein und Ghana kein armes Land.”

In einer Familienbesprechung entstand schließlich die Idee: Barbara möchte eine Farm aufbauen, um langfristig Arbeitsplätze zu schaffen und Ghana unabhängiger von Lebensmittelimporten zu machen. Sie beschloss, ein Projekt zu starten, von dem ihre Landsleute profitieren können.

Heute besitzt die junge Münchnerin ein Grundstück in der Nähe von Cape Coast in Ghana, das so groß ist wie der Vatikanstaat, und eine dazugehörige Farm. Dort baut sie mit fast 20 einheimischen Arbeitern Nahrungsmittel an, wie Okra, Wassermelonen und Mais. Die Ernte wird auf regionalen Märkten verkauft, um die Farm langfristig selbst zu finanzieren.

Barbara arbeitet inzwischen auch mit der Universität in Cape Coast zusammen, um gemeinsam mit den Studierenden einen biologischen Dünger zu entwickeln. Dieses Projekt erfordert finanzielle Unterstützung, weshalb sie eine Gofundme-Kampagne namens Mixed Farming Ghana ins Leben gerufen hat. Bereits über 1400 Euro konnten so für ihre Farm gesammelt werden.

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Das gesammelte Geld verwendet Barbara hauptsächlich für die Gehälter ihrer Angestellten. Sie erklärt, dass das Grundstück vergleichsweise günstig war, aber die Lohnzahlungen viel kostspieliger sind. Ihrer Meinung nach ist dies die beste Form der Unterstützung. Statt den Menschen einfach Geld zu geben, schafft sie lieber Arbeitsplätze. “Ich kann den Leuten 1000 Euro geben, aber nach zwei Monaten ist das auch weg. Die brauchen etwas, das fest ist. Dann nehme ich lieber die 1000 Euro und kreiere damit einen Arbeitsplatz”, sagt sie.

Während Barbara von Ghana und ihrer Farm erzählt, ist sie voller Energie und Begeisterung. Neben einem Informatikstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München arbeitet sie als Tennistrainerin, um ihr Hilfsprojekt zu finanzieren, und informiert sich durch Selbststudium über Landwirtschaftstechniken. Zweimal im Jahr verbringt Barbara sechs Wochen in Ghana, um vor Ort zu sein. Den Rest des Jahres muss sie das Projekt von Deutschland aus leiten, was viel Zeit in Anspruch nimmt. “Die letzten zwei Monate waren echt stressig für mich, weil ich immer in der Früh gelernt habe bis 16 Uhr, danach war ich auf der Arbeit und nebenher muss ich ja noch das Projekt leiten”, erzählt sie. So bleibt kaum Zeit für Privates.

Obwohl Barbara viel von zu Hause aus organisiert, benötigt sie jemanden, der die täglichen Aufgaben auf der Farm erledigt und den Fortschritt überwacht. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Mutter, die regelmäßig die Farm besucht und die Arbeiter anleitet. Wichtige Entscheidungen treffen sie jedoch gemeinsam. Die Zeit auf der Farm hat die Beziehung zwischen Mutter und Tochter stark verändert. “Wir telefonieren inzwischen jeden Tag miteinander und reden viel mehr”, sagt Barbara.

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Barbaras Mutter ist mittlerweile ihr Vorbild. “Ich bewundere sie und möchte selbst so sein”, sagt sie. In Ghana erlebt sie ihre Mutter anders als in Deutschland. Dort wird ihr Vater oft zuerst angesprochen, während in Ghana ihre Mutter, die Preise verhandelt, Streitigkeiten schlichtet und mit den Angestellten spricht. Obwohl Ghana eine von Männern dominierte Gesellschaft ist, weiß ihre Mutter, wie sie sich durchsetzen kann. “Meine Mom ist eine sehr starke Frau und lässt sich nichts sagen”, sagt Barbara.

Durch ihre Zeit in der Heimat ihrer Mutter fühlt sich Barbara der ghanaischen Kultur enger verbunden als je zuvor. “Ich habe seitdem so viel über das Land und von meiner Mutter über die Kultur und Traditionen gelernt”, sagt sie. Barbara sieht sich als Teil der ghanaischen Gesellschaft und nicht mehr nur als Touristin. “Durch meine Arbeit vor Ort fühle ich mich integriert und als Individuum akzeptiert. Das bedeutet mir sehr viel”, betont sie.

In Zukunft möchte Barbara noch mehr Arbeitsplätze schaffen, Lebensmittel anbauen und Projekte umsetzen, die den Menschen in der Umgebung helfen. Sie ist sich sicher, dass ihr Projekt das Leben in Ghana verbessern kann. “Ich behaupte nicht, dass ich alles verändere. Aber es ist ein Anfang”, sagt sie. Ihr eigenes Leben hat das Projekt bereits jetzt schon verändert.