Hintergrundinformationen zu Gewalt und Aggression

Hintergrundinformationen zu Gewalt und Aggression

Gewalt und Aggression sind Themen, die immer wieder in den verschiedensten Bereichen unserer Gesellschaft auftreten. Ob in Jugendhilfeeinrichtungen, Pflegeheimen, Notfallambulanzen oder Apotheken – die Bandbreite der erlebten Gewalterfahrungen ist groß. Verbale Belästigungen, herausforderndes Verhalten oder tätliche Übergriffe können sowohl psychische als auch physische Folgen für die Betroffenen haben. Daher ist es wichtig, nicht nur auf die Verhinderung körperlicher Gewalt zu achten, sondern auch den professionellen Umgang mit herausforderndem Verhalten jeder Art zu fördern.

Was ist Gewalt?

Gewalt wird von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) als eine Bandbreite von inakzeptablen Verhaltensweisen und Praktiken definiert, die darauf abzielen, physischen, psychischen, sexuellen oder wirtschaftlichen Schaden zu verursachen. Sie umfasst auch geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung. Beispiele für Gewalt sind etwa das Würgen einer Pädagogin in einer Jugendhilfeeinrichtung, das Bespucken von Pflegekräften durch eine demente Bewohnerin oder bewaffnete Überfälle auf Apotheken.

Brennpunkt Pflege und Betreuung?

In einer Studie gaben knapp 80 Prozent der befragten Beschäftigten aus Altenpflege, Krankenhäusern und Behindertenhilfe an, in den letzten zwölf Monaten am Arbeitsplatz Gewalt erlebt zu haben. Dabei berichteten 94 Prozent über verbale und 70 Prozent über körperliche Gewalterlebnisse. Ein Drittel der Betroffenen fühlte sich durch die erlebte Gewalt stark belastet. Die Studie zeigte auch, dass eine gute Vorbereitung auf kritische Situationen und ein offener Umgang mit dem Thema in den Einrichtungen sich positiv auf das Belastungsempfinden auswirken. Allerdings fühlte sich insgesamt nur ein Drittel der Befragten ausreichend vorbereitet.

Eine weitere Studie der BGW ergab, dass in Pflege- und Betreuungsberufen vor allem verbale sexuelle Belästigung und Gewalt häufig vorkommen. Dabei berichteten 67,1 Prozent der Befragten von mindestens einem Vorkommnis in den vergangenen 12 Monaten. Auch nonverbale Belästigung (62,5 Prozent) und körperliche Vorfälle (48,9 Prozent) waren weit verbreitet. Die Erfahrungen unterschieden sich allerdings je nach Branche erheblich. Pflegekräfte wiesen besonders oft auf verbale Belästigung hin, während nonverbale Belästigung in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen häufiger vorkam.

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Wie kommt es zu Gewalt?

Fast jeder gewalttätige Vorfall hat eine Vorgeschichte. Es gibt viele Faktoren, die dazu beitragen können, wie beispielsweise räumliche Enge, Überbelegungen oder Lärm. Diese Faktoren müssen bei der Identifizierung von Gefährdungen am Arbeitsplatz berücksichtigt werden, um geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Aggression und Gewalt entstehen in der Regel aus einer Interaktion zwischen den Beteiligten und deren Umfeld. Daher ist die Kommunikation zwischen den Beteiligten besonders wichtig. Geschulte Kräfte sollten problematische Situationen frühzeitig erkennen und entsprechend handeln, um Eskalationen zu vermeiden.

Welche Folgen hat Gewalt?

Gewalterlebnisse können neben körperlichen Verletzungen auch psychische Reaktionen wie Wut, Angst, Hilflosigkeit, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen auslösen. Diese können sich auch wiederum körperlich auswirken, beispielsweise in Form von Haut- oder Muskelskeletterkrankungen. Besonders bei körperlicher Gewalt ist die individuell empfundene Bedrohung oft höher als bei verbalen Aggressionen. Wenn sich jemand hilflos ausgeliefert fühlt und keine Fluchtmöglichkeiten sieht, kann ein Trauma entstehen.

Betroffene machen sich oft selbst Vorwürfe oder schämen sich für das Erlebte. Vor allem in helfenden Berufen werden aggressive Verhaltensweisen der Klientinnen und Klienten häufig als Teil des Krankheitsbildes angesehen und Übergriffe daher nicht gemeldet. Nach einem Gewalterlebnis kommt es oft zu einem Gefühl des Alleingelassenwerdens, was die Belastung verstärken kann. Nicht immer machen sich gesundheitliche Folgen sofort bemerkbar, da es zu Verdrängungsmechanismen oder zeitverzögerten Reaktionen kommen kann. Daher ist es wichtig, auf alle Erlebnisse einzugehen und sowohl schnelle als auch langfristige Unterstützung anzubieten.