Hohe Übersterblichkeit in Deutschland – Studie sorgt für Aufsehen

Hohe Übersterblichkeit in Deutschland – Studie sorgt für Aufsehen

Eine kürzlich durchgeführte Studie behauptet, dass die Übersterblichkeit in den zweiten und dritten Jahren der Pandemie höher war als 2020. Dabei soll der Anstieg mit dem Beginn der Impfkampagne korrelieren. Doch Experten sind sich einig, dass diese Interpretation irreführend ist.

Die Studie, die von dem Mathematiker Matthias Reitzner von der Universität Osnabrück und dem Psychologen Christof Kuhbandner von der Universität Regensburg durchgeführt wurde, hat in einigen Kreisen für Aufregung gesorgt. Demnach zeige die Untersuchung, dass die Zahl der Todesfälle in direktem zeitlichen Zusammenhang mit der Corona-Impfkampagne “explodierte”. Auch die Zahl der Totgeburten sei rapide angestiegen. Verschwörungstheoretiker haben einzelne Passagen und Grafiken der Studie verbreitet, um vermeintliche Beweise für die Gefahr der Corona-Impfstoffe zu liefern. Doch Experten halten diese Schlussfolgerungen aus verschiedenen Gründen für falsch.

Es ist bekannt, dass die Übersterblichkeit in vielen Monaten der Jahre 2021 und 2022 höher war als im Jahr 2020. Übersterblichkeit bedeutet, dass mehr Menschen sterben als erwartet. Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat die Übersterblichkeit seit Beginn der Pandemie für jede Woche und jeden Monat veröffentlicht, sodass der Verlauf der Übersterblichkeit im Laufe der Pandemie bereits Ende 2022 ersichtlich war. Allerdings liefert Destatis für das gesamte Jahr keine Übersterblichkeitsstatistiken, sondern nur die Sterbefallzahlen.

Die Daten zeigen, dass im Jahr 2020 insgesamt 985.572 Menschen gestorben sind, etwa fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2021 stieg die Zahl auf etwa vier Prozent mehr und im Jahr 2022 erneut um vier Prozent und knapp 13 Prozent im Vergleich zu 2019. Ein Anstieg der Todesfälle bedeutet jedoch nicht automatisch eine Übersterblichkeit, da beispielsweise ein zunehmender Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung zu einem Anstieg der Sterbefälle führen kann.

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Laut Destatis sind in den ersten beiden Jahren der Pandemie etwa 70.000 bis 100.000 Menschen mehr gestorben als erwartet. Die endgültigen Daten für das Jahr 2022 liegen noch nicht vor, aber in einzelnen Monaten war die Übersterblichkeit im Vergleich zu den Vorjahren um mehr als 20 Prozent höher.

Die Studie von Kuhbandner und Reitzner konzentrierte sich darauf, die prozentuale Übersterblichkeit für einzelne Altersgruppen in den Jahren 2020 bis 2022 zu berechnen. Das Ergebnis zeigte, dass es im Jahr 2020 keine wirkliche Übersterblichkeit gab, während 2021 etwa 34.000 Menschen mehr starben als erwartet und 2022 sogar 66.000. Dies war vor allem auf einen Anstieg der Sterbefälle in den Altersgruppen zwischen 15 und 79 Jahren zurückzuführen.

Der methodische Teil der Studie wurde von Statistikexperten als sorgfältig durchdacht und erläutert bewertet. Allerdings haben sie Bedenken hinsichtlich der Entwicklung der Sterbefälle anhand der verwendeten Daten. Dies führt vor allem zu einer Überschätzung der Übersterblichkeit im Jahr 2022, was die prozentuale Übersterblichkeit in einzelnen Altersgruppen fragwürdig macht.

Ein Hauptkritikpunkt an der Interpretation der Studie ist jedoch ein anderer. Die Autoren stellen die Hypothese auf, dass aufgrund der höheren Impfquote in den Jahren 2021 und 2022 die Übersterblichkeit hätte zurückgehen müssen. Stattdessen zeigt die Studie einen möglichen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Impfungen und der Übersterblichkeit auf. Experten sind jedoch der Ansicht, dass dieser Zusammenhang zu kurz gedacht ist. Im Verlauf der Pandemie gab es immer wieder neue Virusvarianten, die sich deutlich schneller verbreiteten und zu mehr Impfdurchbrüchen führten. Auch das Verhalten der Bevölkerung und die Schutzmaßnahmen haben sich im Laufe der Jahre verändert, was zu einer deutlich höheren Zahl von Coronainfektionen führte.

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Es gibt jedoch weitere Forschungsfelder, die besser geeignet sind, um den Nutzen-Risiko-Faktor von Impfungen zu bewerten. Um die möglichen Gefahren einer Impfung zu untersuchen, sind Studien notwendig, die beispielsweise die Sterberaten geimpfter Gruppen mit denen ungeimpfter Gruppen vergleichen. Solche Studien ermöglichen kausale Schlussfolgerungen. Studien haben gezeigt, dass Geimpfte ein um bis zu 80 Prozent geringeres Sterberisiko haben als Ungeimpfte. Schwere Nebenwirkungen einer Corona-Impfung sind äußerst selten.

Fazit: Die Studie zur Übersterblichkeit in Deutschland und ihrer angeblichen Korrelation mit der Impfkampagne hat zu kontroversen Diskussionen geführt. Experten sind sich jedoch einig, dass die Schlussfolgerungen der Studie irreführend sind. Eine Reihe von Faktoren, wie die Verbreitung neuer Virusvarianten und das geänderte Verhalten der Bevölkerung, haben zu einer erhöhten Zahl von Coronainfektionen und Todesfällen geführt. Zusätzliche Studien sind notwendig, um den Nutzen und die möglichen Risiken von Impfungen genauer zu bewerten.