Höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten & Jobgarantie: Wie wir die Arbeitslosigkeit beenden können

Höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten & Jobgarantie: Wie wir die Arbeitslosigkeit beenden können

Während sich der Arbeitsmarkt langsam erholt, bleiben altbekannte Probleme bestehen: In einigen Berufen fehlen Arbeitskräfte, aber gleichzeitig steigt die Anzahl an Langzeitarbeitslosen. Es gibt jedoch drei einfache Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit, die diese Probleme lösen könnten.

Maßnahme #1: Löhne erhöhen & Arbeitsbedingungen verbessern

Die Coronakrise hat zweifellos eine Krise auf dem Arbeitsmarkt ausgelöst. Doch nicht alle Probleme wurden durch die Pandemie verursacht. Ein Fachkräftemangel in Berufen wie der Pflege oder der Gastronomie war schon lange vor der Coronakrise erkennbar.

Eine Analyse des “Momentum Instituts” hat Stelleninserate aus Branchen untersucht, die von einem Arbeitskräftemangel betroffen sind. In diesen Berufen werden beispielsweise Bäckerinnen, Friseure, Köchinnen oder Backshop-Verkäufer gesucht. Diese Berufe zeichnen sich durch unattraktive Arbeitszeiten und niedrige Löhne aus. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die vergeblich nach Personal suchen, sollten daher dringend über eine bessere Entlohnung und flexiblere Arbeitszeiten nachdenken, wie das Forschungsinstitut empfiehlt.

Ähnliches gilt auch für Berufe in der Pflege oder im Gesundheitssektor: Dort wird nicht erst seit der Coronakrise über Personalmangel, lange Arbeitszeiten und mangelnde Anerkennung geklagt.

Höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten & Jobgarantie
In vielen systemerhaltenden Berufen sind die Arbeitszeiten unattraktiv und das Gehalt sehr niedrig. Quelle: Sora 2020

Maßnahme #2: Arbeitszeit verkürzen

Eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung erhöht die Attraktivität von Berufen, das zeigen viele Studien über die Wünsche von jungen Fachkräften. Das Unternehmen “eMAGNETIX” aus Bad Leonfelden hat seinen Erfolg darauf aufgebaut: Die Onlinemarketing-Agentur führte vor einigen Jahren eine 30-Stunden-Woche bei vollem Gehalt ein, da es kaum neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fand.

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Seither ist das Unternehmen gewachsen und die Beschäftigten sind zufriedener, wie eine interne Umfrage zeigt. Rund 80 Prozent geben an, dass sie sich gesünder fühlen. Zwei Drittel empfinden trotz weniger Arbeitsstunden die gleiche Arbeitsbelastung bei gleichbleibenden Aufgaben.

Übrigens zählt auch die IT-Branche zu den Branchen, die schon lange von einem Fachkräftemangel betroffen sind. Kein Wunder also, dass dort erste konkrete Alternativen angegangen werden.

Eine kürzere Arbeitszeit erhöht die Attraktivität von Berufen, die unter Fachkräftemangel leiden, und trägt außerdem dazu bei, dass Arbeit gerechter in unserer Gesellschaft verteilt wird.

Maßnahme #3: Neue Jobs finanzieren statt die Kosten für Arbeitslosigkeit tragen

Ein weiteres Problem, das durch die Coronakrise verstärkt wurde, aber nicht verursacht ist, ist die Langzeitarbeitslosigkeit. Lange Perioden ohne Beschäftigung erhöhen das Armutsrisiko und wirken sich negativ auf den Gesundheitszustand aus. Die Dauer der Arbeitslosigkeit erschwert den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zusätzlich.

Langzeitarbeitslosigkeit kostet dem Staat viel Geld. Eine Gemeinde im Bezirk Bruck an der Leitha in Niederösterreich zeigt jedoch, wie es anders geht: In Gramatneusiedel gibt es derzeit keinen einzigen langzeitarbeitslosen Menschen mehr.

Grund dafür ist das Pilotprojekt “MAGMA” des AMS Niederösterreich, das allen langzeitarbeitslosen Menschen in der Gemeinde einen Job garantiert. Durch gut vorbereitete Einstiegskurse werden persönliche Potenziale und Kompetenzen ermittelt, um bisherige Hürden eines beruflichen Wiedereinstiegs abzubauen. Wenn für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts kein passender Arbeitsplatz in einem Unternehmen verfügbar ist, wird einfach ein neuer Job im gemeinnützigen Bereich geschaffen.

Das Projekt wird wissenschaftlich von den Universitäten Wien und Oxford begleitet und läuft noch bis 2023. Erste Ergebnisse bestätigen den Erfolg: Keine Langzeitarbeitslosigkeit in Gramatneusiedel und Teilnehmerinnen und Teilnehmer, denen der Sprung in den regulären Arbeitsmarkt bereits nach einem Jahr wieder gelungen ist.

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Die Jobgarantie stärkt nicht nur langzeitarbeitslose Menschen, sondern auch allgemein die Position der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, da dadurch ein Gegenpol zu prekären Arbeitsbedingungen geschaffen wird.

Um den Arbeitsmarkt langfristig und nachhaltig wieder ins Gleichgewicht zu bringen, braucht es innovative Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit. Bessere Arbeitsbedingungen, kürzere Arbeitszeiten und eine Jobgarantie sind nachhaltige und dringend notwendige Lösungen.