Hallo liebe Freunde,
heute wollen wir uns mit einem kontroversen Thema auseinandersetzen: dem Streit zwischen Hufschmieden, Hufpflegern, Huftechnikern und Huforthopäden. Wir alle kennen sie, die selbsternannten Experten, die nach einem zweitägigen Kurs oder auf eigene Faust mit der Hufbearbeitung beginnen. Doch sollten wir nicht vergessen, dass es auch unter den Hufschmieden genauso viele gute und schlechte Fachleute gibt.
Als ich mich selbst mit dem Thema beschäftigt habe, habe ich zunächst die Anatomie des Pferdehufs studiert und unzählige Ganganalysen durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Gelenke gleichmäßig belastet werden. Ich habe an einer renommierten Schule die Barhufpflege erlernt, die auch Huftechniker und Hufschmiede ausbildet.
Meine praktische Ausbildung habe ich sowohl bei Hufpflegern der Schule als auch bei staatlich geprüften Hufschmieden absolviert. Interessanterweise haben zwei der staatlich geprüften Hufschmiede die gleiche Schule besucht und mir von ihrer Ausbildung erzählt. Sie berichteten, dass ihnen nichts über alternative Hufbeschläge vermittelt wurde. Doch seit dem neuen Hufbeschlagsgesetz dürfen diese Beschläge tatsächlich von Huftechnikern angebracht werden. Ironischerweise müssen jene Huftechniker, die das Handwerk von Grund auf gelernt haben, ihren Beruf ab dem 1.1.07 an den Nagel hängen.
Auch wurde mir berichtet, dass auf den staatlichen Beschlagsschulen die Pferde so ausgeschnitten wurden, dass sie ohne Eisen gar nicht laufen konnten. Doch dennoch gibt es auch Schmiede, die sehr gut Barhufer ausschneiden können. Wahrscheinlich haben sie dies in ihrem Praktikum bei einem erfahrenen Schmied gelernt.
Seitdem ich meinen Buddy selbst bearbeite, bricht nur noch sehr wenig Hufmaterial weg und er berührt kaum noch die inneren Hufwände. Er läuft vorne extrem zeheneng. Für mich ist die weiße Linie ein Indikator dafür, wann ich mit dem Raspeln aufhören sollte. Wenn ein Pferd beispielsweise zeheneng läuft und die innere Hufwand flacher ist, raspel ich diese bis zur weißen Linie dünn. Viele Hufe beulen sich im Trachtenbereich stark aus und brechen dann ab, weil die Wand nicht dünn genug geraspelt wurde. Bei einem meiner Kunden waren diese Ausbeulungen an allen vier Hufen sehr stark ausgeprägt. Ich habe sie bis zur weißen Linie zurückgeraspelt. Dadurch entstand eine sog. Schwebe, der Tragrand machte an dieser Stelle einen Bogen vom Boden weg. Nach zwei weiteren Raspelsitzungen waren die Beulen verschwunden und die Schwebe ebenfalls. Die Hufe sind jetzt insgesamt schmäler, aber keinesfalls zu eng. Und siehe da, nichts bricht mehr weg.
Viele Schmiede raspeln an Stellen, an denen es notwendig wäre, nicht genug ab. Sie raspeln oft so, als ob sie beschlagen würden, und dürfen deshalb nicht bis zur weißen Linie raspeln, sonst hält kein Nagel mehr im Horn. Bei mir hingegen schaue ich mir genau an, wo und wie viel ich wegraspeln muss. Bei Schmieden habe ich selten gesehen, dass sie beispielsweise auf Ballen- oder Kronrandverschiebung oder auf das Laufverhalten des Pferdes achten. Natürlich gibt es auch einige, die das tun und sehr gute Arbeit leisten.
Ich hege absolut keinen Hass gegen Schmiede. Ihr Hauptgeschäft ist der Beschlag mit Eisen, damit verdienen sie ihr Geld. Die meisten Schmiede sehen Hufpfleger oder Huftechniker jedoch als Konkurrenz. Doch wer gute Arbeit leistet, braucht sich keine Sorgen um Konkurrenz zu machen. Das sagte mir einmal der ehemalige Schmied von Buddy, bei dem ich mein Praktikum gemacht habe.
Nicht zu vergessen sind auch die Hufheilpraktiker und Huforthopäden, die dazu beitragen, den Streit am Leben zu halten.
Die Ausbildung zur Hufpflege kann auf den Websites der entsprechenden Schulen eingesehen werden. Die Ausbildung der staatlich geprüften Hufschmiede beinhaltete früher eine dreijährige metallverarbeitende Ausbildung, eine Aufnahmeprüfung an einer Beschlagschule, einjähriges Vollzeitpraktikum bei einem Schmied und drei Monate an der Beschlagschule, gefolgt von der Prüfung. Im Praktikum wurden alle Aspekte der Hufbearbeitung vermittelt. Heutzutage ist die metallverarbeitende Ausbildung nicht mehr erforderlich. Stattdessen ist ein zweijähriges Vollzeitpraktikum vor den drei Monaten an der Beschlagschule Pflicht. Dieses Praktikum ist mittlerweile versicherungspflichtig, um Missbrauch zu verhindern. Es ist gut möglich, dass staatlich geprüfte Hufschmiede in Zukunft immer seltener werden.
Ich hoffe, dies hat für klare Verhältnisse gesorgt. Für eine fundierte Beurteilung empfehle ich jedoch, das Pferd persönlich zu begutachten, da Fotos oft eine verzerrte Perspektive bieten. Die besten Fotos der Hufe erhält man, indem man die Kamera direkt auf den Boden vor den Huf hält und sowohl von vorne als auch von der Seite knipst.
Liebe Grüße,
Bärbel
P.S.: Ein Hufwinkel von 45° ist extrem flach und kaum ein Pferd hat die passende Fesselung dazu. Die meisten Pferde stehen steiler in der Fesselung und sollten dementsprechend steiler vom Huf her stehen (meist liegt die Winkelung zwischen 50 und 57°).