Hund entspannt alleine lassen: Trainingsplan, Übungen & Tipps

Hund entspannt alleine lassen: Trainingsplan, Übungen & Tipps

Dein Hund jault, zerstört Kissen oder Teppiche und findet alleine Zuhause einfach keine Ruhe? Dein Tagesablauf wird so von diesem Verhalten beeinflusst, dass spontane Einkäufe, Abende auswärts oder generelle Aktivitäten ohne Hund nahezu unmöglich sind? Das muss nicht sein. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du alleine lassen mit deinem Hund üben kannst, sogar wenn du noch keine Erfahrung in der Ausbildung und Erziehung von Hunden hast. Außerdem erfährst du, aus welchen Gründen manche Hunde nicht gerne alleine bleiben, wie lange ein Hund maximal alleine bleiben sollte und ab welchem Alter das Alleinsein überhaupt möglich ist.

INHALTSVERZEICHNIS

Warum will mein Hund nicht alleine bleiben?

Vielen Hunden fällt das Alleinbleiben aus gutem Grund zu Beginn schwer. Hunde sind Rudeltiere, d.h. ihr gesamtes Leben ist innerhalb einer Gruppe organisiert, in der jeder eigene Aufgaben hat. Zurückgelassen werden Rudelmitglieder nur, wenn sie besonders schwach oder krank sind. Ohne die Hilfe der anderen Hunde würden die meisten jedoch nicht überleben. Allein gelassene Hunde nutzen dann Lautäußerungen wie Bellen, Jaulen oder Winseln, um die anderen Rudelmitglieder zurückzurufen. Lässt du deinen Hund nun alleine, ist auch das für ihn erstmal ein Alarmsignal, das ihn Angst oder gar Panik versetzen kann.

Der Unterschied von Trennungs- bzw. Verlustangst & Kontrollverlust

Es gibt zwei Arten von Angst, die bei Hunden in Zusammenhang mit dem Alleinbleiben auftreten können: Die Trennungs- bzw. Verlustangst und der Kontrollverlust:

Bei der Trennungs- bzw. Verlustangst hat der Hund um sich selbst Angst und fühlt sich dem „zurückgelassen werden“ hilflos ausgeliefert. Besonders Hunde, die zu früh von ihrer Mutter getrennt wurden oder aus dem Tierheim kommen, können zu dieser Form von Angst neigen. Verlustangst kann sich auf unterschiedliche Weisen äußern: Jaulen, Heulen, Zerstörungen insbesondere im Tür- und Fensterbereich oder eine eher unterwürfige Begrüßung des Menschen, wenn er wieder da ist. Beobachte deinen Hund auch im Alltag, denn ein Hund, der unter Trennungsangst leidet, wird dir über den Tag auf Schritt und Tritt folgen, um dich nicht zu verlieren.

Hunde mit starkem Kontrollbedürfnis sind der Meinung, dass ihr Mensch nicht ohne sie zurechtkommt. Frustbellen, zerstörte Gegenstände oder eine Begrüßung, bei der Imponierverhalten gezeigt wird, können auf Kontrollverlust hinweisen. Erste Vorboten für ein solches Problem lassen sich auch oft in alltäglichen Situationen finden. Beobachte beispielsweise, ob dein Hund versucht deinen Bewegungsraum zu begrenzen. Falls ja, ist das ein Anzeichen dafür, dass er glaubt, auf dich aufpassen zu müssen.

Bei manchen Hunden ist aber auch Langeweile oder mangelnde Auslastung der Grund, warum sie nicht entspannt alleine bleiben können. Oft wird gerade Langeweile mit Kontrollverlust verwechselt, da sich die Anzeichen ähneln können.

Wie erkenne ich, ob mein Hund Angst hat, wenn ich ihn alleine lasse?

Ob dein Hund ein Problem mit dem Alleinsein hat, kann sich sehr unterschiedlich äußern. Manche Vierbeiner sind laut, andere hingegen leiden im Stillen. Wichtig ist, dass du handelst, sobald du Stresssymptome bei deinem Hund erkennst. Auch wenn dein Hund “nur” still beim alleine lassen leidet, werden Stresshormone ausgeschüttet, die auf Dauer zu negativen gesundheitlichen Folgen führen können. Die folgenden Punkte zeigen Verhaltensweisen, die darauf hinweisen können, dass das Alleinbleiben schwerfällt:

  • Stundenlanges Winseln oder Jaulen
  • Zerkratzen von Wänden, Türen oder Möbeln
  • Absetzen von Kot und Urin, obwohl der Hund schon stubenrein ist
  • Zerstörung von Gegenständen
  • Dauerhaftes Bellen
  • Dein Hund folgt dir durchgehend, wenn du wieder da bist, und schläft schließlich erschöpft ein

Treffen ein oder mehrere Punkte von dieser Liste auf deinen Hund zu, ist es ratsam, dem weiter auf den Grund zu gehen. Ziehe alle möglichen Ursachen in Betracht, bevor du beginnst alleine lassen mit deinem Hund zu üben. Ist bekannt, wieso dein Vierbeiner nicht gerne alleine bleibt, kannst du gezielt auf seine Bedürfnisse eingehen und das Training effektiver gestalten. Um deinen Vierbeiner auch beobachten zu können, wenn du nicht Zuhause bist oder auch wenn ihr mit dem Alleinsein-Training startet, ist eine Haustierkamera empfehlenswert. So kannst du deinen Hund alleine lassen, aber trotzdem ein Auge auf ihn haben. Die Aufnahmen der Kamera kannst du auch dem/der Hundetrainer*in deines Vertrauens zeigen, wenn du Hilfe benötigst.

Auch wenn das Verhalten deines Hundes erst einmal aussichtslos erscheint – mit dem richtigen Training kann entspanntes Alleinbleiben erlernt werden. Für die meisten Hundebesitzer*innen ist das die Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Alltag mit Hund: Sei es, weil der Einkauf ansteht, der Hund nicht mit zur Arbeit kann oder das Restaurant keine vierbeinige Begleitung gestattet. Alleinbleiben fängt auch nicht erst damit an, dass der Mensch das Haus verlässt – schon beim Gang zum Briefkasten muss der Hund kurzzeitig alleine sein.

Ein Hund sitzt am Fenster und schaut nach draußen.
Alleine lassen musst du mit deinem Hund üben, wann du damit starten kannst erfährst du hier.

Ab wann kann ich meinen Hund alleine lassen?

Das alleine lassen deines Hundes kannst du bereits mit ihm als Welpe trainieren. Wenn dein junger Vierbeiner neu zu dir kommt, solltest du ihm vor dem Trainingsstart allerdings vier bis sechs Wochen Eingewöhnungszeit geben: Dein Welpe muss sich zunächst an sein neues Umfeld gewöhnen und auch die Trennung von seiner Mutter verarbeiten. Generell solltest du bis zum 5. Lebensmonat warten, bevor du langsam beginnst, alleine lassen mit deinem Hund zu üben.

Tipp speziell für Welpen

Erwarte nicht zu viel von deinem jungen Hund. Alleinbleiben lernen braucht Zeit und ist auch nicht die einzige Sache, die dein neuer Begleiter anfangs lernen muss. Stubenreinheit, die ersten Kommandos und das Zusammenleben mit seiner neuen Familie sind nur ein paar der Dinge, die deinen Welpen beschäftigen werden. Umso wichtiger ist es, dir wirklich Zeit zu lassen und nichts zu überstürzen. Dein Welpe wird nicht nach drei Wochen direkt mehrere Stunden alleine bleiben können. Zum Thema Welpentraining können wir dir unsere Profis Mica Köppel-Haug und Holger Schüler ans Herz legen. In ihren Online Kursen behandeln sie alle Themen von Vorbereitung, Eingewöhnung, Erziehung und Bindungsaufbau zu deinem jungen Hund.

Gerade für das Training mit einem Welpen solltest du dir viel Zeit nehmen.

Wenn du alleine lassen mit einem erwachsenen Hund üben möchtest, dauert das Training oft länger als bei einem Welpen. Wenn du deinen Vierbeiner also bereits als Welpe bekommst, lohnt es sich früh mit dem Training zu beginnen. Aber keine Sorge: Auch mit älteren Hunden kannst du das Alleinsein noch trainieren. Wichtig ist es zu beachten, dass du deinen Vierbeiner anfangs nicht zu lange alleine lässt. Das Training sollte kleinschrittig aufgebaut werden und ohne Druck passieren. Dein Hund muss sich zunächst an sein neues Leben und seine neue Familie gewöhnen. Lasse ihn, wie auch einen Welpen, in der anfänglichen Eingewöhnungsphase nicht oft alleine, sondern gib ihm Zeit. Anschließend kannst du in kleinen Schritten mit dem Training beginnen.

Wie lange darf ich meinen Hund alleine lassen?

Wie lange dein Hund alleine bleiben kann, lässt sich nicht allgemein beantworten. Auch im deutschen Tierschutzgesetz ist aktuell nicht klar geregelt, wie lange ein Hund maximal alleine bleiben darf. Die neue deutschlandweite Hundeverordnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums von 2021 schreibt jedoch vor, dass Hundehalter ihre Hunde nicht den ganzen Tag über alleine lassen dürfen. Dieses Gesetz beinhaltet, dass ein Hund mindestens zweimal täglich für insgesamt mindestens eine Stunde Auslauf im Freien – außerhalb eines Zwingers – erhalten muss.

Hundeexperten empfehlen, einen Welpen oder jungen Hund nicht länger als zwei Stunden alleine zu lassen. Schließlich hat er noch keine Kontrolle über Blase und Verdauungstrakt. Bei ausgewachsenen und trainierten Hunden sieht es etwas anders aus: Viele Hunde können problemlos mehrere Stunden alleine bleiben. Wie lange dein Hund konkret alleine bleiben kann, ist abhängig von unterschiedlichen Faktoren. Bei der Abwägung solltest du auf deinen Hund achten und einschätzen können, ob er das in seinem aktuellen Trainingszustand leisten kann. Falls dies der Fall ist, solltest du unbedingt darauf achten, dass du dich ausgiebig mit deinem Vierbeiner beschäftigst, sobald du wieder Zuhause bist. Körperliche und geistige Auslastung sind sehr wichtig für die Gesundheit deines Hundes und tragen dazu bei, dass er entspannter alleine bleiben kann.

Sei dir bewusst, dass auch ein erwachsener Hund regelmäßig die Möglichkeit haben sollte, sich zu erleichtern. Wenn du sehr lange außer Haus sein wirst, solltest du beispielsweise einen/eine Hundesitter*in in Betracht ziehen.

Falls du schon einen Senioren-Hund hast, musst du die Frage des Alleinlassens gegebenenfalls neu beantworten. Bei Demenz oder anderen medizinischen Problemen wie Inkontinenz kann dein Vierbeiner vielleicht nicht mehr so lange alleine sein, wie es früher der Fall war.

Wichtige Frage für Berufstätige: Darf ich meinen Hund 8 Stunden lang alleine lassen?

Muss dein Hund 8 Stunden oder sogar länger alleine bleiben, sind dies nicht gerade die besten Voraussetzungen für das Halten eines Hundes. Darüber hinaus sollte es kein Dauerzustand sein, deinen Hund täglich für 8 Stunden oder länger alleine zu lassen. Grundsätzlich kommt es aber darauf an, wie gut dein Hund das Alleinsein gewöhnt und trainiert ist. Einen Welpen oder einen Hund, der gerade frisch bei dir eingezogen ist, solltest du nie länger als 2 Stunden alleine lassen. Beachte immer, dass der gesetzlich vorgeschriebene Auslauf des Hundes unbedingt gegeben sein muss und, dass sich dein Hund nach einem gewissen Zeitraum lösen muss.

Hund alleine im Auto lassen

Grundsätzlich verbietet das Tierschutzgesetz das Alleinlassen von Hunden im Auto nicht. Ist der Hund jedoch für einen sehr langen Zeitraum im Auto eingesperrt bzw. gefährlichen Bedingungen, wie z.B. Hitze oder Kälte ausgesetzt, kann Anzeige aufgrund von Tierquälerei erstattet werden. Mögliche Folgen der Anzeige sind eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.

Hund entspannt alleine lassen: Trainingsplan, Übungen & Tipps
Damit dein Hund auch so entspannt alleine bleibt, findest du hier einen einfachen Trainingsplan

Hund alleine lassen üben: Basis-Trainingsplan in 12 Schritten

Im Folgenden findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitungen, um deinem Hund die Basis des Alleinbleibens beizubringen. Wenn du deinen Vierbeiner noch nie wirklich alleine gelassen hast, ist dieser Plan der perfekte Einstieg in euer Training. Wenn du schon fortgeschrittener bist, findest du unten in diesem Artikel weiterführende Übungen.

Nimm dir für das Training immer ausreichend Zeit und achte auf das Verhalten deines Hundes. Er soll irgendwann entspannt und ohne Stress alleine Zuhause bleiben können. Das erreichst du nur, wenn du nichts überstürzt und langsam alleine lassen mit deinem Hund übst. Denke also immer daran, dass du diesen Plan nicht an einem Tag durcharbeiten musst. Es kann, je nach Hund, Wochen oder sogar Monate dauern, bis dein Vierbeiner entspannt alleine bleiben kann.

Grundsätzlich empfiehlt es sich immer, einem Hund das Alleinsein beizubringen. Selbst wenn dein Hund eigentlich nie alleine bleiben muss, können jederzeit besondere Situationen und unvorhergesehene Änderung deiner Lebensumstände auftreten. Hier lohnt es sich auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Schritt 1: Voraussetzungen für das Alleinbleiben-Training

Vorteilhaft ist es, wenn dein Hund bereits zwei Dinge kennt: Er sollte einen Liegeplatz haben, auf den er von dir geschickt werden kann – das nennt sich Deckentraining. Falls das aktuell noch nicht perfekt bei euch klappt, findest du hier unseren Kurs dazu. Ebenfalls sollte dein Hund es bereits kennen, irgendwo angeleint zu sein. Beides ist nicht zwingend notwendig, aber sehr hilfreich. Außerdem solltest du dir ausreichend Zeit für das Training nehmen und nicht unter Zeitdruck trainieren. Falls es nicht anders geht, kannst du dir einen/eine Hundesitter*in organisieren, der auf deinen Vierbeiner aufpasst, wenn du doch mal weg musst. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kannst du loslegen.

Schritt 2: Hund lösen lassen

Der zweite Schritt in diesem Trainingsplan ist ziemlich simpel. Bevor du alleine lassen mit deinem Hund übst, solltest du mit ihm eine Runde spazieren gehen oder draußen spielen. So kann er sein Geschäft machen und sich bewegen. Denn für das Training darf dein Vierbeiner ruhig müde sein, damit er schneller zur Ruhe kommt. Wenn du nicht weißt, wie du deinen Vierbeiner beschäftigen kannst, findest du hier Artikel zu den Themen Agility, Hundesport und Apportieren lernen.

LESEN  Der Elo: Der perfekte Familienhund aus Deutschland

Bitte beachte an dieser Stelle, dass du deinen Hund nicht unmittelbar nach dem Spaziergang oder eurer Aktivität alleine lassen solltest. Gib ihm und dir einen Moment, um herunter zu fahren. Andernfalls ist dein Hund noch im Aktivitätsmodus und das entspannte Alleinbleiben wird ihm schwerer fallen.

Schritt 3: Beschäftigung für das Alleinsein vorbereiten

Lege dir zu Beginn eine Beschäftigung für deinen Hund bereit. Das kann ein unwiderstehlicher Kauknochen, ein Kauholz oder ein gefüllter Kong sein. Falls sich dein Hund durch die Kaubewegungen eher aufregt als beruhigt, kannst du auch eine Leckmatte verwenden und beispielsweise mit Leberwurst bestreichen. Wähle den Kauknochen oder andere Gegenstände so, dass sie eigentlich viel zu groß für deinen Hund sind. So vermeidest du, dass er etwas verschlucken kann. Wichtig ist ebenfalls, dass der gewählte Gegenstand nicht splittert und auch sonst keine Verletzungsgefahr birgt. Das ist sehr wichtig, da du ja deinen Hund mit dem Gegenstand alleine lassen willst und nicht sofort zur Stelle bist, wenn etwas passieren würde.

Schritt 4: Hund auf seinen Platz legen und anleinen

Lege deinen Vierbeiner nun auf seinem gewohnten Platz ab. Idealerweise ist dieser Platz nicht mittig im Raum, sondern beispielsweise in einer Ecke, in der dein Hund sich wohl fühlt.

Anschließend leinst du ihn an. Dabei ist es wichtig, dass du die Leine an einem sehr schweren Gegenstand, beispielsweise einem Schrank, befestigst. Die Leine sollte so lang sein, dass dein Hund sich entspannt hinlegen und auch ein paar Schritte gehen kann, aber nicht mehr. Schließlich möchtest du durch das Anleinen verhindern, dass dir dein Hund sofort zur Tür nachläuft und dort auf dich wartet. Ob du dabei Halsband oder Geschirr verwendest, hängt davon ab, was dein Hund bereits gewöhnt ist. Wenn deine Wahl auf ein Halsband fällt, sollte es kein Zugstopphalsband sein.

Versuche möglichst viel Ruhe hineinzubringen, damit dein Hund runterfahren kann. Die Leine ist kein Muss, aber hilft Hunden, die viel herumlaufen und dadurch hektisch werden. Die Leine bleibt auch nicht für immer Bestandteil des Trainings. Sie wird im Training nur so lange genutzt, wie du selbst noch im Haus bist. Wirklich wegfahren kannst du erst, wenn dein Vierbeiner ohne Leine gut und entspannt alleine in einem Raum bleiben kann.

Schritt 5: Das Leckerchen geben

Gib deinem angeleinten Hund nun den vorbereiteten Leckerbissen, zum Beispiel den Kauknochen, auf seiner Decke oder in seinem Körbchen. Diese Leckerei kannst du im Training auch immer mal austauschen. Dadurch vermeidest du eine Verknüpfung zwischen der speziellen Leckerei und dem Alleinbleiben. Wenn dein Hund voll mit seinem Kau-Utensil beschäftigt ist, kannst du zum nächsten Schritt übergehen.

Schritt 6: In Hör- und Sichtweite bleiben

Der nächste Schritt bei diesem Trainingsplan ist noch nicht das Verlassen des Raumes. Setze dich zunächst nur ein paar Meter von deinem Vierbeiner entfernt hin und beachte ihn nicht mehr. Du kannst beispielsweise ein Buch lesen, Fernsehen oder dich mit einer anderen Person unterhalten. Für manche Hunde ist dies bereits eine Herausforderung. Verhalte dich dabei ganz normal. So zeigst du deinem Hund, dass alles in Ordnung ist.

Schritt 7: Das Training auflösen

Um das Training zu beenden, gehe ganz gelassen wieder zu deinem Vierbeiner. Signalisiere deinem Hund, dass er das gut gemacht hat, aber bleib dabei souverän und ruhig. Wenn du ihn nach dem Alleinbleiben mit Leckerlis vollstopfst oder ihn sehr aufgeregt lobst, kommt dein Hund beim nächsten Mal vielleicht in eine Erwartungshaltung. Das heißt, er wartet dann nur noch darauf, dass du zu ihm gehst und ihn lobst, und kann nicht nachhaltig entspannen. Nimm ihm anschließend den Kauknochen ab und lege ihn außer Sichtweite. Falls dein Hund den Knochen nicht hergeben will, kannst du ihm ein anderes tolles Leckerli als Tausch anbieten. Anschließend leinst du deinen Hund ab und beendest das Training.

Schritt 8: Außer Sichtweite gehen

Wenn an diesem Punkt alles klappt und du die letzten Schritte gefestigt hast, kannst du nun die Schwierigkeit für deinen Hund steigern. Wiederhole Schritt 2 bis 5, gehe nun aber in einen anderen Raum und somit außer Sichtweite deines Hundes. Bleib dabei ganz souverän und schleich nicht aus dem Raum. Dein Hund darf durchaus mitbekommen, dass du den Raum verlässt. Andernfalls kann es sein, dass er schlagartig Panik bekommt, wenn er dich auf einmal nicht mehr sehen kann, obwohl er dachte, dass du noch neben ihm bist. Mit einer vorher aufgestellten Kamera kannst du deinen Vierbeiner trotzdem noch beobachten. Um deinem Hund zu zeigen, dass du noch da bist, kannst du im Nachbarraum alltägliche Geräusche machen, wie beispielsweise Abwaschen oder Telefonieren.

Ideal wäre es hier, wenn dein Vierbeiner weiterhin entspannt auf seiner Decke liegen bleibt und sich mit seinem Kauknochen beschäftigt. Es kann sein, dass er anfangs nach dir schaut und etwas nervös wird. Warte kurz ab, ob er sich von allein wieder beruhigt.

Nur bei anhaltender Wut oder echter Panik solltest du eingreifen. Falls du eingreifst, musst du deinen Hund aber auch nicht übermäßig trösten. Sei präsent und strahle Ruhe und Souveränität aus. Versuche trotzdem, die Übung positiv zu beenden, indem du deinen Vierbeiner noch ruhig zwei Minuten auf seiner Decke liegen lässt, bevor du ihn ableinst. Gehe dann im Training wieder ein paar Schritte zurück, beziehungsweise suche die Ursachen für das Verhalten deines Hundes.

Schritt 9: Außer Hör- und Sichtweite gehen

Eine weitere Steigerung des Schwierigkeitsgrades ist es, nun keine Geräusche mehr im Nebenraum zu machen. Beobachte durch die Kamera, wie dein Vierbeiner darauf reagiert. Du kannst auch das Schließgeräusch einer Tür, zum Beispiel der Haustür, hinzufügen.

Schritt 10: Hund beim alleine lassen ableinen

Wenn du deinen Hund bisher ohne Probleme alleine lassen konntest, kannst du das Training um die Leine reduzieren. Der Kauknochen sollte hierbei aber noch für deinen Hund als Kompensationsmöglichkeit verfügbar sein. Es kann sein, dass dein Hund bei diesem Trainingsschritt viel durch den Raum läuft und unruhig wird. Beobachte deinen Vierbeiner durch die Kamera und warte ab, ob er sich von selbst wieder beruhigt. Ist dies der Fall, kannst du die Übung beenden, wenn dein Hund für seine Verhältnisse relativ entspannt ist. Wenn er sich nicht von selbst beruhigt, musst du eingreifen.

Schritt 11: Die Kompensationsmöglichkeit weglassen

Wenn dein Hund später mal mehrere Stunden alleine sein muss, sollte er diese Zeitspanne nicht durchgehend mit Kauen verbringen. Dazu nimmst du ihm im nächsten Schritt nun seinen Kauknochen ab. Wichtig ist, dass du alle vorherigen Schritte ausführlich geübt und wiederholt hast. Tausche nun den Knochen gegen eine Hand voll Futter, die du zum Beispiel etwas im Raum verteilst. Verlasse anschließend wieder den Raum und beobachte deinen Hund durch die Kamera. Dieser Schritt ist für viele Hunde schwierig und führt dazu, dass sie nervös werden. Warte ein paar Minuten ab, ob sich dein Vierbeiner wieder beruhigt und auf seinen Platz legt. Wenn er sich zu sehr aufregt, musst du eingreifen und im Training wieder ein paar Schritte zurückgehen.

Schritt 12: Training auflösen

Lass deinen Hund auch an diesem Punkt im Trainingsplan anfangs nur sehr kurz alleine. Dein Vierbeiner ist nun also abgeleint und hat keinen Kauknochen mehr, um damit eventuell seine Nervosität zu kompensieren. Wenn du hier angekommen bist, hast du bereits einiges geschafft. Betritt nun den Raum wieder, begrüße deinen Vierbeiner kurz, bleibe dabei aber ruhig.

Tipp: Trainerin Charly Arzberger zeigt dir in ihrem ausführlichen Kurs zum Thema „Den Hund alleine lassen: Das Grundlagentraining“ weitere hilfreiche Übungen, die du ganz einfach Zuhause mit deinem Hund nachmachen kannst.

Mit der Zeit sollte dein Hund immer entspannter beim Alleinebleiben werden.

Woran erkenne ich, dass mein Hund entspannter wird, wenn ich ihn allein lasse?

Ob dein Hund wirklich ruhig alleine bleibt, erkennst du am besten daran, wie schnell er nach deiner Abwesenheit zur Ruhe kommt. Hunde, die gut alleine bleiben können, legen sich recht schnell auf ihren Platz und entspannen bzw. dösen etwas. Da du das Verhalten deines Hundes Zuhause nicht beobachten kannst, wenn du ihn alleine lässt, empfiehlt sich eine Hundekamera. Möchtest du nicht extra eine Kamera kaufen, stelle ein Smartphone oder ein Tablet auf und filme deinen Hund, wenn du nicht im Raum bist. So kannst du den Trainingsfortschritt deines Hundes gut nachvollziehen.

Hund alleine lassen üben: Erweiterung für Fortgeschrittene

Wenn dein Vierbeiner in der Lage ist, mit dir im Nebenraum außer Hör- und Sichtweite entspannt allein zu bleiben, kannst du den Basis-Trainingsplan um Schritt 13 und 14 ergänzen. Bei der Erweiterung für Fortgeschrittene geht es darum, wirklich das Haus zu verlassen. Wichtig dabei ist die richtige Verabschiedung des Hundes, bevor du ihn alleine lässt und die Begrüßung, wenn du wieder nach Hause kommst.

Schritt 13: Die Verabschiedung vor dem Alleinlassen

Wichtig ist es, wie auch in den vorherigen Schritten, dass du dich nicht übermäßig von deinem Hund verabschiedest. Bleib ruhig und gelassen, damit die Zeit alleine für deinen Hund selbstverständlich und absolut unspektakulär wird.

Wenn du weißt, dass deinem Hund feste Routinen helfen, damit er sich sicher fühlt, kannst du aus der Verabschiedung eine machen. Du kannst dich beispielsweise immer mit demselben Satz verabschieden. Bei anderen Hunden wiederum kann eine solche ritualisierte Verabschiedung zu Stress führen. Achte also ganz individuell auf die Bedürfnisse deines Vierbeiners. Wenn du weißt, dass Kauen deinem Vierbeiner sehr hilft, um sich zu beruhigen, kannst du ihm auch weiterhin einen Kauknochen oder ein nicht splitterndes Kauholz geben, wenn du ihn alleine lässt.

Verlasse nun für ein paar Minuten das Haus und beobachte deinen Hund durch die Kamera, falls du eine hast.

Schritt 14: Das Begrüßen beim nach Hause kommen

Wenn dein Hund ein paar Minuten ohne dich ruhig im Haus war, gehst du wieder zu ihm. Wichtig ist, dass du deinen Hund begrüßt. Wenn du dies nicht tust, kann es deinen Vierbeiner enorm stressen und verwirren. Du solltest ihn also nicht komplett ignorieren.

Die Begrüßung sollte, ebenso wie die Verabschiedung, nicht hektisch oder emotional stattfinden. Betritt stattdessen ganz gelassen das Haus, achte darauf, dass auch deine Stimme ruhig bleibt und streichle deinen Hund kurz. Das reicht schon, um den Stresshormonspiegel deines Hundes maßgeblich zu reduzieren. Ziehe dir dann ganz entspannt die Schuhe aus und achte darauf, dass dich dein Vierbeiner nicht anspringt oder zu sehr bedrängt.

Wichtig ist auch, dass du Freunde oder Bekannte darüber aufklärst, wie sie deinen Hund am besten begrüßen. Auch sie sollten auf eine ruhige Stimme und souveränes Verhalten achten, um den Hund nicht hochzufahren.

Hund entspannt alleine Zuhause auf einer Decke
Nimm dir unsere Tipps fürs Training mit, damit du deinen Hund auch so entspannt alleine lassen kannst.

Hund alleine lassen üben: 5 Tipps für ein erfolgreiches Training

Nachfolgend findest du noch ein paar Tipps, wie das Alleinlassen deines Hundes gut funktionieren kann. Bei Problemen kannst du dich immer an eine Hundeschule wenden.

1. Deinem Hund im Training Zeit lassen und Vertrauen geben

Hektik bringt im Umgang mit Tieren nie etwas. Vor allem nicht, wenn es darum geht, deinen Hund alleine lassen zu wollen. Starte mit deinem Vierbeiner so früh wie möglich und in ganz kleinen Schritten. Am besten nimmst du dir dafür Urlaub oder organisierst einen/eine Hundesitter*in, wenn du deinen Hund alleine lassen musst, er aber noch nicht so weit ist. Hunde merken es, wenn ihr Mensch nervös ist oder ihnen nicht vertraut. Darum ist es essentiell, dass du selbst geduldig bleibst – auch, wenn es lange dauert, bis erste Fortschritte erkennbar sind. Nach und nach wirst du deinem Hund voll vertrauen und er dir auch. Wenn du dir im Training Zeit lässt und dich ausgiebig mit deinem Vierbeiner beschäftigst, wird er das Alleinsein bald gelassen nehmen.

2. Bellen nicht beachten

Wenn du alleine lassen mit deinem Hund übst, kann es passieren, dass er anfangs sofort zu bellen beginnt. Wichtig ist dann, dass du nicht sofort wieder zu ihm gehst. Warte bis er mit dem Bellen aufgehört hat und betritt dann ruhig und gelassen den Raum, ohne ihn zu belohnen. So signalisierst du deinem Vierbeiner, dass du immer wieder kommst, aber verknüpfst dies nicht mit seinem Bellen. Das gleiche gilt auch für Jaulen und Kratzen. Es lohnt sich hier früh konsequent zu sein, da sich so unerwünschte Verhaltensweisen gar nicht erst verstärken. Parallel dazu kannst du auch an der generellen Frustrationstoleranz deines Hundes arbeiten. Wenn dein Hund Frust gut aushalten kann, hilft euch das unter Umständen auch wenn du das alleine lassen trainieren möchtest.

3. Spaziergänge sinnvoll planen

Wenn du weißt, dass du deinen Hund alleine lassen musst, kann es sinnvoll sein, vorher mit ihm spazieren zu gehen. Nicht nur, weil dein Hund sich ausgiebig erleichtern kann, sondern weil artgerechte Auslastung für Ruhe und Entspannung enorm wichtig ist. Aber Achtung: Überfordere deinen Hund auch nicht. Ein überlasteter Hund kommt oftmals ebenso schlecht zur Ruhe wie ein unterforderter Hund.

4. Räumliche Begrenzung schaffen

Manchen Hunden hilft es, wenn sie nicht die ganze Wohnung zur Verfügung haben. Sie fühlen sich in einem einzelnen Raum weniger verloren und sicherer. Zusätzlich ist es für dich einfacher, den Überblick über potenzielle Gefahrenquellen zu bewahren. Außerdem übersiehst du nicht, wenn dein Hund doch nochmal etwas kaputt gemacht hat, solltest du das Training zu schnell gesteigert haben. Wichtig ist, dass dein Hund in dem Raum seinen festen Liegeplatz hat. Wenn dein Vierbeiner dazu neigt, vor Stress die ganze Zeit durch den Raum zu laufen, kannst du eine Leine zu Hilfe nehmen. Diese befestigst du neben dem Hundebett an einem schweren Objekt, beispielsweise einem Schrank. Wichtig ist, dass die Leine nicht zu kurz ist, aber auch nicht zu lang. Dein Hund sollte sich damit ein paar Schritte bewegen und sich auch hinlegen können, aber am „Stresslaufen“ gehindert werden.

5. Deine Körpersprache beachten

Hast du Zweifel und bist angespannt, zeigt sich das in deiner Körpersprache. Dein Hund erkennt das sofort und wird möglicherweise noch weiter verunsichert. Versuche selbstbewusst aufzutreten und verlasse deine Wohnung bzw. den Raum ganz selbstverständlich, als würdest du kein bestimmtes Verhalten von deinem Hund erwarten. Das Alleinlassen des Hundes sollte sich so natürlich wie möglich anfühlen.

LESEN  Ein charmantes Wesen: Der liebenswürdige Alopekis

6. Baue Schlüsselreize beim alleine lassen bewusst mit ein

Unsere Hunde beobachten uns Menschen ganz genau, d.h. sie können durchaus unterscheiden, ob wir zu Trainingszwecken mal kurz vor die Tür gehen oder ernsthaft für längere Zeit wegbleiben wollen. Oft erkennen Hunde das an den sog. Schlüsselreizen. Damit sind die Dinge gemeint, die wir klassischerweise immer machen, wenn wir wirklich das Haus verlassen. Zum Beispiel: den Schlüssel mitnehmen, Schuhe anziehen, Jacke anziehen oder auch die Tasche fürs Büro mitnehmen. Damit du deinen Hund langfristig erfolgreich alleine lassen kannst, solltest du solche Alltagssituationen immer mal wieder simulieren. Nimm also ruhig mal den Schlüssel oder auch die Bürotasche mit, wenn du nur schnell den Müll rausbringst. Oder zieh dir Schuhe und Jacke an, um dich danach einfach in die Küche zu setzen. So desensibilisierst du deinen Hund und löst seine Erwartungshaltung für das alleine lassen auf.

Hunde warten am Fenster auf ihr Herrchen oder Frauchen
Vermeide diese Fehler, wenn du alleine lassen mit deinem Hund trainierst.

Die 3 häufigsten Fehler beim Training

Nachfolgend findest du ein paar Dinge, die du vermeiden solltest, wenn du alleine lassen mit deinem Hund üben möchtest. Ob du das Training richtig gestaltet hast, kannst du im zugehörigen Kurs von Charly Arzberger noch einmal überprüfen.

1. Du lässt deinen Hund zu schnell alleine und gehst nicht auf seine Bedürfnisse ein

Wenn du deinen Hund gleich bei der ersten Trainingseinheit zwei Stunden alleine lässt, ist das viel zu lange und geht vermutlich nach hinten los. Beginne stattdessen mit sehr kurzen Einheiten von wenigen Minuten und steigere die Dauer nur langsam. Wenn du eine halbe Stunde erreicht hast, kannst du die Zeitspanne schneller vergrößern. Auch wenn das Training bei den meisten Hund klappt, gibt es auch Hunde, die ihr Leben lang Schwierigkeiten mit dem Alleinbleiben haben. Beobachte die Reaktion deines Hundes genau. Ziehe Fachpersonal wie Tierärzt*innen und Hundetrainer*innen hinzu, wenn du denkst, dass sich dein Vierbeiner komisch verhält oder du mit dem Training nicht weiterkommst. Falls es deinem Hund mit dem Alleinbleiben dauerhaft schlecht geht, kannst du Wege suchen, dies zu vermeiden. Beispielsweise mit einem/einer Hundesitter*in oder einer Hundetagesbetreuung.

2. Du bestraft deinen Hund mit Alleinlassen

Den Hund alleine lassen und einsperren, wenn er in deinen Augen etwas falsch gemacht hat? Das kann nicht nur zu einem Vertrauensverlust führen, sondern verfehlt auch den Effekt: Der Hund kann keinen Zusammenhang zwischen seinem vermeintlichen Fehlverhalten und dem Alleinlassen erkennen. Gestalte das Training möglichst positiv und stressfrei.

3. Du sicherst den Raum nicht ab

Wenn du alleine lassen mit deinem Hund üben möchtest, sollte der Raum dafür sicher sein. Gefährlich sind Stromkabel, Kleinteile, die dein Vierbeiner verschlucken kann, Glasflaschen oder herumstehende Lebensmittel. Falls du deinen Hund im Garten alleine lassen willst, sollte der Zaun hoch genug und ausbruchsicher sein. Leider könnten im Garten aber auch fremde Leute Dinge über den Zaun werfen, die für deinen Hund potentiell gefährlich sind. Hier musst du also für dich individuell abschätzen, ob es bei dir im Garten sicher genug für deinen Hund ist, wenn du nicht zuhause bist.

Wir wünschen dir viel Erfolg beim alleine lassen üben mit deinem Hund!

Möchtest du weitere Tipps zur hundegerechten Ausbildung und Erziehung erhalten? Dann teste wedog.com. Unsere Trainer*innen stehen dir jederzeit in lehrreichen Online Kursen zur Seite.

Dein Hund jault, zerstört Kissen oder Teppiche und findet alleine Zuhause einfach keine Ruhe? Dein Tagesablauf wird so von diesem Verhalten beeinflusst, dass spontane Einkäufe, Abende auswärts oder generelle Aktivitäten ohne Hund nahezu unmöglich sind? Das muss nicht sein. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du alleine lassen mit deinem Hund üben kannst, sogar wenn du noch keine Erfahrung in der Ausbildung und Erziehung von Hunden hast. Außerdem erfährst du, aus welchen Gründen manche Hunde nicht gerne alleine bleiben, wie lange ein Hund maximal alleine bleiben sollte und ab welchem Alter das Alleinsein überhaupt möglich ist.

Warum will mein Hund nicht alleine bleiben?

Vielen Hunden fällt das Alleinbleiben aus gutem Grund zu Beginn schwer. Hunde sind Rudeltiere, d.h. ihr gesamtes Leben ist innerhalb einer Gruppe organisiert, in der jeder eigene Aufgaben hat. Zurückgelassen werden Rudelmitglieder nur, wenn sie besonders schwach oder krank sind. Ohne die Hilfe der anderen Hunde würden die meisten jedoch nicht überleben. Allein gelassene Hunde nutzen dann Lautäußerungen wie Bellen, Jaulen oder Winseln, um die anderen Rudelmitglieder zurückzurufen. Lässt du deinen Hund nun alleine, ist auch das für ihn erstmal ein Alarmsignal, das ihn Angst oder gar Panik versetzen kann.

Der Unterschied von Trennungs- bzw. Verlustangst & Kontrollverlust

Es gibt zwei Arten von Angst, die bei Hunden in Zusammenhang mit dem Alleinbleiben auftreten können: Die Trennungs- bzw. Verlustangst und der Kontrollverlust:

Bei der Trennungs- bzw. Verlustangst hat der Hund um sich selbst Angst und fühlt sich dem „zurückgelassen werden“ hilflos ausgeliefert. Besonders Hunde, die zu früh von ihrer Mutter getrennt wurden oder aus dem Tierheim kommen, können zu dieser Form von Angst neigen. Verlustangst kann sich auf unterschiedliche Weisen äußern: Jaulen, Heulen, Zerstörungen insbesondere im Tür- und Fensterbereich oder eine eher unterwürfige Begrüßung des Menschen, wenn er wieder da ist. Beobachte deinen Hund auch im Alltag, denn ein Hund, der unter Trennungsangst leidet, wird dir über den Tag auf Schritt und Tritt folgen, um dich nicht zu verlieren.

Hunde mit starkem Kontrollbedürfnis sind der Meinung, dass ihr Mensch nicht ohne sie zurechtkommt. Frustbellen, zerstörte Gegenstände oder eine Begrüßung, bei der Imponierverhalten gezeigt wird, können auf Kontrollverlust hinweisen. Erste Vorboten für ein solches Problem lassen sich auch oft in alltäglichen Situationen finden. Beobachte beispielsweise, ob dein Hund versucht deinen Bewegungsraum zu begrenzen. Falls ja, ist das ein Anzeichen dafür, dass er glaubt, auf dich aufpassen zu müssen.

Bei manchen Hunden ist aber auch Langeweile oder mangelnde Auslastung der Grund, warum sie nicht entspannt alleine bleiben können. Oft wird gerade Langeweile mit Kontrollverlust verwechselt, da sich die Anzeichen ähneln können.

Wie erkenne ich, ob mein Hund Angst hat, wenn ich ihn alleine lasse?

Ob dein Hund ein Problem mit dem Alleinsein hat, kann sich sehr unterschiedlich äußern. Manche Vierbeiner sind laut, andere hingegen leiden im Stillen. Wichtig ist, dass du handelst, sobald du Stresssymptome bei deinem Hund erkennst. Auch wenn dein Hund “nur” still beim alleine lassen leidet, werden Stresshormone ausgeschüttet, die auf Dauer zu negativen gesundheitlichen Folgen führen können. Die folgenden Punkte zeigen Verhaltensweisen, die darauf hinweisen können, dass das Alleinbleiben schwerfällt:

  • Stundenlanges Winseln oder Jaulen
  • Zerkratzen von Wänden, Türen oder Möbeln
  • Absetzen von Kot und Urin, obwohl der Hund schon stubenrein ist
  • Zerstörung von Gegenständen
  • Dauerhaftes Bellen
  • Dein Hund folgt dir durchgehend, wenn du wieder da bist, und schläft schließlich erschöpft ein

Treffen ein oder mehrere Punkte von dieser Liste auf deinen Hund zu, ist es ratsam, dem weiter auf den Grund zu gehen. Ziehe alle möglichen Ursachen in Betracht, bevor du beginnst alleine lassen mit deinem Hund zu üben. Ist bekannt, wieso dein Vierbeiner nicht gerne alleine bleibt, kannst du gezielt auf seine Bedürfnisse eingehen und das Training effektiver gestalten. Um deinen Vierbeiner auch beobachten zu können, wenn du nicht Zuhause bist oder auch wenn ihr mit dem Alleinsein-Training startet, ist eine Haustierkamera empfehlenswert. So kannst du deinen Hund alleine lassen, aber trotzdem ein Auge auf ihn haben. Die Aufnahmen der Kamera kannst du auch dem/der Hundetrainer*in deines Vertrauens zeigen, wenn du Hilfe benötigst.

Auch wenn das Verhalten deines Hundes erst einmal aussichtslos erscheint – mit dem richtigen Training kann entspanntes Alleinbleiben erlernt werden. Für die meisten Hundebesitzer*innen ist das die Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Alltag mit Hund: Sei es, weil der Einkauf ansteht, der Hund nicht mit zur Arbeit kann oder das Restaurant keine vierbeinige Begleitung gestattet. Alleinbleiben fängt auch nicht erst damit an, dass der Mensch das Haus verlässt – schon beim Gang zum Briefkasten muss der Hund kurzzeitig alleine sein.

Ein Hund sitzt am Fenster und schaut nach draußen.
Alleine lassen musst du mit deinem Hund üben, wann du damit starten kannst erfährst du hier.

Ab wann kann ich meinen Hund alleine lassen?

Das alleine lassen deines Hundes kannst du bereits mit ihm als Welpe trainieren. Wenn dein junger Vierbeiner neu zu dir kommt, solltest du ihm vor dem Trainingsstart allerdings vier bis sechs Wochen Eingewöhnungszeit geben: Dein Welpe muss sich zunächst an sein neues Umfeld gewöhnen und auch die Trennung von seiner Mutter verarbeiten. Generell solltest du bis zum 5. Lebensmonat warten, bevor du langsam beginnst, alleine lassen mit deinem Hund zu üben.

Tipp speziell für Welpen

Erwarte nicht zu viel von deinem jungen Hund. Alleinbleiben lernen braucht Zeit und ist auch nicht die einzige Sache, die dein neuer Begleiter anfangs lernen muss. Stubenreinheit, die ersten Kommandos und das Zusammenleben mit seiner neuen Familie sind nur ein paar der Dinge, die deinen Welpen beschäftigen werden. Umso wichtiger ist es, dir wirklich Zeit zu lassen und nichts zu überstürzen. Dein Welpe wird nicht nach drei Wochen direkt mehrere Stunden alleine bleiben können. Zum Thema Welpentraining können wir dir unsere Profis Mica Köppel-Haug und Holger Schüler ans Herz legen. In ihren Online Kursen behandeln sie alle Themen von Vorbereitung, Eingewöhnung, Erziehung und Bindungsaufbau zu deinem jungen Hund.

Gerade für das Training mit einem Welpen solltest du dir viel Zeit nehmen.

Wenn du alleine lassen mit einem erwachsenen Hund üben möchtest, dauert das Training oft länger als bei einem Welpen. Wenn du deinen Vierbeiner also bereits als Welpe bekommst, lohnt es sich früh mit dem Training zu beginnen. Aber keine Sorge: Auch mit älteren Hunden kannst du das Alleinsein noch trainieren. Wichtig ist es zu beachten, dass du deinen Vierbeiner anfangs nicht zu lange alleine lässt. Das Training sollte kleinschrittig aufgebaut werden und ohne Druck passieren. Dein Hund muss sich zunächst an sein neues Leben und seine neue Familie gewöhnen. Lasse ihn, wie auch einen Welpen, in der anfänglichen Eingewöhnungsphase nicht oft alleine, sondern gib ihm Zeit. Anschließend kannst du in kleinen Schritten mit dem Training beginnen.

Wie lange darf ich meinen Hund alleine lassen?

Wie lange dein Hund alleine bleiben kann, lässt sich nicht allgemein beantworten. Auch im deutschen Tierschutzgesetz ist aktuell nicht klar geregelt, wie lange ein Hund maximal alleine bleiben darf. Die neue deutschlandweite Hundeverordnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums von 2021 schreibt jedoch vor, dass Hundehalter ihre Hunde nicht den ganzen Tag über alleine lassen dürfen. Dieses Gesetz beinhaltet, dass ein Hund mindestens zweimal täglich für insgesamt mindestens eine Stunde Auslauf im Freien – außerhalb eines Zwingers – erhalten muss.

Hundeexperten empfehlen, einen Welpen oder jungen Hund nicht länger als zwei Stunden alleine zu lassen. Schließlich hat er noch keine Kontrolle über Blase und Verdauungstrakt. Bei ausgewachsenen und trainierten Hunden sieht es etwas anders aus: Viele Hunde können problemlos mehrere Stunden alleine bleiben. Wie lange dein Hund konkret alleine bleiben kann, ist abhängig von unterschiedlichen Faktoren. Bei der Abwägung solltest du auf deinen Hund achten und einschätzen können, ob er das in seinem aktuellen Trainingszustand leisten kann. Falls dies der Fall ist, solltest du unbedingt darauf achten, dass du dich ausgiebig mit deinem Vierbeiner beschäftigst, sobald du wieder Zuhause bist. Körperliche und geistige Auslastung sind sehr wichtig für die Gesundheit deines Hundes und tragen dazu bei, dass er entspannter alleine bleiben kann.

Sei dir bewusst, dass auch ein erwachsener Hund regelmäßig die Möglichkeit haben sollte, sich zu erleichtern. Wenn du sehr lange außer Haus sein wirst, solltest du beispielsweise einen/eine Hundesitter*in in Betracht ziehen.

Falls du schon einen Senioren-Hund hast, musst du die Frage des Alleinlassens gegebenenfalls neu beantworten. Bei Demenz oder anderen medizinischen Problemen wie Inkontinenz kann dein Vierbeiner vielleicht nicht mehr so lange alleine sein, wie es früher der Fall war.

Wichtige Frage für Berufstätige: Darf ich meinen Hund 8 Stunden lang alleine lassen?

Muss dein Hund 8 Stunden oder sogar länger alleine bleiben, sind dies nicht gerade die besten Voraussetzungen für das Halten eines Hundes. Darüber hinaus sollte es kein Dauerzustand sein, deinen Hund täglich für 8 Stunden oder länger alleine zu lassen. Grundsätzlich kommt es aber darauf an, wie gut dein Hund das Alleinsein gewöhnt und trainiert ist. Einen Welpen oder einen Hund, der gerade frisch bei dir eingezogen ist, solltest du nie länger als 2 Stunden alleine lassen. Beachte immer, dass der gesetzlich vorgeschriebene Auslauf des Hundes unbedingt gegeben sein muss und, dass sich dein Hund nach einem gewissen Zeitraum lösen muss.

Hund alleine im Auto lassen

Grundsätzlich verbietet das Tierschutzgesetz das Alleinlassen von Hunden im Auto nicht. Ist der Hund jedoch für einen sehr langen Zeitraum im Auto eingesperrt bzw. gefährlichen Bedingungen, wie z.B. Hitze oder Kälte ausgesetzt, kann Anzeige aufgrund von Tierquälerei erstattet werden. Mögliche Folgen der Anzeige sind eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.

Hund entspannt alleine lassen: Trainingsplan, Übungen & Tipps
Damit dein Hund auch so entspannt alleine bleibt, findest du hier einen einfachen Trainingsplan

Hund alleine lassen üben: Basis-Trainingsplan in 12 Schritten

Im Folgenden findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitungen, um deinem Hund die Basis des Alleinbleibens beizubringen. Wenn du deinen Vierbeiner noch nie wirklich alleine gelassen hast, ist dieser Plan der perfekte Einstieg in euer Training. Wenn du schon fortgeschrittener bist, findest du unten in diesem Artikel weiterführende Übungen.

Nimm dir für das Training immer ausreichend Zeit und achte auf das Verhalten deines Hundes. Er soll irgendwann entspannt und ohne Stress alleine Zuhause bleiben können. Das erreichst du nur, wenn du nichts überstürzt und langsam alleine lassen mit deinem Hund übst. Denke also immer daran, dass du diesen Plan nicht an einem Tag durcharbeiten musst. Es kann, je nach Hund, Wochen oder sogar Monate dauern, bis dein Vierbeiner entspannt alleine bleiben kann.

Grundsätzlich empfiehlt es sich immer, einem Hund das Alleinsein beizubringen. Selbst wenn dein Hund eigentlich nie alleine bleiben muss, können jederzeit besondere Situationen und unvorhergesehene Änderung deiner Lebensumstände auftreten. Hier lohnt es sich auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Schritt 1: Voraussetzungen für das Alleinbleiben-Training

Vorteilhaft ist es, wenn dein Hund bereits zwei Dinge kennt: Er sollte einen Liegeplatz haben, auf den er von dir geschickt werden kann – das nennt sich Deckentraining. Falls das aktuell noch nicht perfekt bei euch klappt, findest du hier unseren Kurs dazu. Ebenfalls sollte dein Hund es bereits kennen, irgendwo angeleint zu sein. Beides ist nicht zwingend notwendig, aber sehr hilfreich. Außerdem solltest du dir ausreichend Zeit für das Training nehmen und nicht unter Zeitdruck trainieren. Falls es nicht anders geht, kannst du dir einen/eine Hundesitter*in organisieren, der auf deinen Vierbeiner aufpasst, wenn du doch mal weg musst. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kannst du loslegen.

Schritt 2: Hund lösen lassen

Der zweite Schritt in diesem Trainingsplan ist ziemlich simpel. Bevor du alleine lassen mit deinem Hund übst, solltest du mit ihm eine Runde spazieren gehen oder draußen spielen. So kann er sein Geschäft machen und sich bewegen. Denn für das Training darf dein Vierbeiner ruhig müde sein, damit er schneller zur Ruhe kommt. Wenn du nicht weißt, wie du deinen Vierbeiner beschäftigen kannst, findest du hier Artikel zu den Themen Agility, Hundesport und Apportieren lernen.

LESEN  Der unverwechselbare Airedale Terrier: Steckbrief

Bitte beachte an dieser Stelle, dass du deinen Hund nicht unmittelbar nach dem Spaziergang oder eurer Aktivität alleine lassen solltest. Gib ihm und dir einen Moment, um herunter zu fahren. Andernfalls ist dein Hund noch im Aktivitätsmodus und das entspannte Alleinbleiben wird ihm schwerer fallen.

Schritt 3: Beschäftigung für das Alleinsein vorbereiten

Lege dir zu Beginn eine Beschäftigung für deinen Hund bereit. Das kann ein unwiderstehlicher Kauknochen, ein Kauholz oder ein gefüllter Kong sein. Falls sich dein Hund durch die Kaubewegungen eher aufregt als beruhigt, kannst du auch eine Leckmatte verwenden und beispielsweise mit Leberwurst bestreichen. Wähle den Kauknochen oder andere Gegenstände so, dass sie eigentlich viel zu groß für deinen Hund sind. So vermeidest du, dass er etwas verschlucken kann. Wichtig ist ebenfalls, dass der gewählte Gegenstand nicht splittert und auch sonst keine Verletzungsgefahr birgt. Das ist sehr wichtig, da du ja deinen Hund mit dem Gegenstand alleine lassen willst und nicht sofort zur Stelle bist, wenn etwas passieren würde.

Schritt 4: Hund auf seinen Platz legen und anleinen

Lege deinen Vierbeiner nun auf seinem gewohnten Platz ab. Idealerweise ist dieser Platz nicht mittig im Raum, sondern beispielsweise in einer Ecke, in der dein Hund sich wohl fühlt.

Anschließend leinst du ihn an. Dabei ist es wichtig, dass du die Leine an einem sehr schweren Gegenstand, beispielsweise einem Schrank, befestigst. Die Leine sollte so lang sein, dass dein Hund sich entspannt hinlegen und auch ein paar Schritte gehen kann, aber nicht mehr. Schließlich möchtest du durch das Anleinen verhindern, dass dir dein Hund sofort zur Tür nachläuft und dort auf dich wartet. Ob du dabei Halsband oder Geschirr verwendest, hängt davon ab, was dein Hund bereits gewöhnt ist. Wenn deine Wahl auf ein Halsband fällt, sollte es kein Zugstopphalsband sein.

Versuche möglichst viel Ruhe hineinzubringen, damit dein Hund runterfahren kann. Die Leine ist kein Muss, aber hilft Hunden, die viel herumlaufen und dadurch hektisch werden. Die Leine bleibt auch nicht für immer Bestandteil des Trainings. Sie wird im Training nur so lange genutzt, wie du selbst noch im Haus bist. Wirklich wegfahren kannst du erst, wenn dein Vierbeiner ohne Leine gut und entspannt alleine in einem Raum bleiben kann.

Schritt 5: Das Leckerchen geben

Gib deinem angeleinten Hund nun den vorbereiteten Leckerbissen, zum Beispiel den Kauknochen, auf seiner Decke oder in seinem Körbchen. Diese Leckerei kannst du im Training auch immer mal austauschen. Dadurch vermeidest du eine Verknüpfung zwischen der speziellen Leckerei und dem Alleinbleiben. Wenn dein Hund voll mit seinem Kau-Utensil beschäftigt ist, kannst du zum nächsten Schritt übergehen.

Schritt 6: In Hör- und Sichtweite bleiben

Der nächste Schritt bei diesem Trainingsplan ist noch nicht das Verlassen des Raumes. Setze dich zunächst nur ein paar Meter von deinem Vierbeiner entfernt hin und beachte ihn nicht mehr. Du kannst beispielsweise ein Buch lesen, Fernsehen oder dich mit einer anderen Person unterhalten. Für manche Hunde ist dies bereits eine Herausforderung. Verhalte dich dabei ganz normal. So zeigst du deinem Hund, dass alles in Ordnung ist.

Schritt 7: Das Training auflösen

Um das Training zu beenden, gehe ganz gelassen wieder zu deinem Vierbeiner. Signalisiere deinem Hund, dass er das gut gemacht hat, aber bleib dabei souverän und ruhig. Wenn du ihn nach dem Alleinbleiben mit Leckerlis vollstopfst oder ihn sehr aufgeregt lobst, kommt dein Hund beim nächsten Mal vielleicht in eine Erwartungshaltung. Das heißt, er wartet dann nur noch darauf, dass du zu ihm gehst und ihn lobst, und kann nicht nachhaltig entspannen. Nimm ihm anschließend den Kauknochen ab und lege ihn außer Sichtweite. Falls dein Hund den Knochen nicht hergeben will, kannst du ihm ein anderes tolles Leckerli als Tausch anbieten. Anschließend leinst du deinen Hund ab und beendest das Training.

Schritt 8: Außer Sichtweite gehen

Wenn an diesem Punkt alles klappt und du die letzten Schritte gefestigt hast, kannst du nun die Schwierigkeit für deinen Hund steigern. Wiederhole Schritt 2 bis 5, gehe nun aber in einen anderen Raum und somit außer Sichtweite deines Hundes. Bleib dabei ganz souverän und schleich nicht aus dem Raum. Dein Hund darf durchaus mitbekommen, dass du den Raum verlässt. Andernfalls kann es sein, dass er schlagartig Panik bekommt, wenn er dich auf einmal nicht mehr sehen kann, obwohl er dachte, dass du noch neben ihm bist. Mit einer vorher aufgestellten Kamera kannst du deinen Vierbeiner trotzdem noch beobachten. Um deinem Hund zu zeigen, dass du noch da bist, kannst du im Nachbarraum alltägliche Geräusche machen, wie beispielsweise Abwaschen oder Telefonieren.

Ideal wäre es hier, wenn dein Vierbeiner weiterhin entspannt auf seiner Decke liegen bleibt und sich mit seinem Kauknochen beschäftigt. Es kann sein, dass er anfangs nach dir schaut und etwas nervös wird. Warte kurz ab, ob er sich von allein wieder beruhigt.

Nur bei anhaltender Wut oder echter Panik solltest du eingreifen. Falls du eingreifst, musst du deinen Hund aber auch nicht übermäßig trösten. Sei präsent und strahle Ruhe und Souveränität aus. Versuche trotzdem, die Übung positiv zu beenden, indem du deinen Vierbeiner noch ruhig zwei Minuten auf seiner Decke liegen lässt, bevor du ihn ableinst. Gehe dann im Training wieder ein paar Schritte zurück, beziehungsweise suche die Ursachen für das Verhalten deines Hundes.

Schritt 9: Außer Hör- und Sichtweite gehen

Eine weitere Steigerung des Schwierigkeitsgrades ist es, nun keine Geräusche mehr im Nebenraum zu machen. Beobachte durch die Kamera, wie dein Vierbeiner darauf reagiert. Du kannst auch das Schließgeräusch einer Tür, zum Beispiel der Haustür, hinzufügen.

Schritt 10: Hund beim alleine lassen ableinen

Wenn du deinen Hund bisher ohne Probleme alleine lassen konntest, kannst du das Training um die Leine reduzieren. Der Kauknochen sollte hierbei aber noch für deinen Hund als Kompensationsmöglichkeit verfügbar sein. Es kann sein, dass dein Hund bei diesem Trainingsschritt viel durch den Raum läuft und unruhig wird. Beobachte deinen Vierbeiner durch die Kamera und warte ab, ob er sich von selbst wieder beruhigt. Ist dies der Fall, kannst du die Übung beenden, wenn dein Hund für seine Verhältnisse relativ entspannt ist. Wenn er sich nicht von selbst beruhigt, musst du eingreifen.

Schritt 11: Die Kompensationsmöglichkeit weglassen

Wenn dein Hund später mal mehrere Stunden alleine sein muss, sollte er diese Zeitspanne nicht durchgehend mit Kauen verbringen. Dazu nimmst du ihm im nächsten Schritt nun seinen Kauknochen ab. Wichtig ist, dass du alle vorherigen Schritte ausführlich geübt und wiederholt hast. Tausche nun den Knochen gegen eine Hand voll Futter, die du zum Beispiel etwas im Raum verteilst. Verlasse anschließend wieder den Raum und beobachte deinen Hund durch die Kamera. Dieser Schritt ist für viele Hunde schwierig und führt dazu, dass sie nervös werden. Warte ein paar Minuten ab, ob sich dein Vierbeiner wieder beruhigt und auf seinen Platz legt. Wenn er sich zu sehr aufregt, musst du eingreifen und im Training wieder ein paar Schritte zurückgehen.

Schritt 12: Training auflösen

Lass deinen Hund auch an diesem Punkt im Trainingsplan anfangs nur sehr kurz alleine. Dein Vierbeiner ist nun also abgeleint und hat keinen Kauknochen mehr, um damit eventuell seine Nervosität zu kompensieren. Wenn du hier angekommen bist, hast du bereits einiges geschafft. Betritt nun den Raum wieder, begrüße deinen Vierbeiner kurz, bleibe dabei aber ruhig.

Tipp: Trainerin Charly Arzberger zeigt dir in ihrem ausführlichen Kurs zum Thema „Den Hund alleine lassen: Das Grundlagentraining“ weitere hilfreiche Übungen, die du ganz einfach Zuhause mit deinem Hund nachmachen kannst.

Mit der Zeit sollte dein Hund immer entspannter beim Alleinebleiben werden.

Woran erkenne ich, dass mein Hund entspannter wird, wenn ich ihn allein lasse?

Ob dein Hund wirklich ruhig alleine bleibt, erkennst du am besten daran, wie schnell er nach deiner Abwesenheit zur Ruhe kommt. Hunde, die gut alleine bleiben können, legen sich recht schnell auf ihren Platz und entspannen bzw. dösen etwas. Da du das Verhalten deines Hundes Zuhause nicht beobachten kannst, wenn du ihn alleine lässt, empfiehlt sich eine Hundekamera. Möchtest du nicht extra eine Kamera kaufen, stelle ein Smartphone oder ein Tablet auf und filme deinen Hund, wenn du nicht im Raum bist. So kannst du den Trainingsfortschritt deines Hundes gut nachvollziehen.

Hund alleine lassen üben: Erweiterung für Fortgeschrittene

Wenn dein Vierbeiner in der Lage ist, mit dir im Nebenraum außer Hör- und Sichtweite entspannt allein zu bleiben, kannst du den Basis-Trainingsplan um Schritt 13 und 14 ergänzen. Bei der Erweiterung für Fortgeschrittene geht es darum, wirklich das Haus zu verlassen. Wichtig dabei ist die richtige Verabschiedung des Hundes, bevor du ihn alleine lässt und die Begrüßung, wenn du wieder nach Hause kommst.

Schritt 13: Die Verabschiedung vor dem Alleinlassen

Wichtig ist es, wie auch in den vorherigen Schritten, dass du dich nicht übermäßig von deinem Hund verabschiedest. Bleib ruhig und gelassen, damit die Zeit alleine für deinen Hund selbstverständlich und absolut unspektakulär wird.

Wenn du weißt, dass deinem Hund feste Routinen helfen, damit er sich sicher fühlt, kannst du aus der Verabschiedung eine machen. Du kannst dich beispielsweise immer mit demselben Satz verabschieden. Bei anderen Hunden wiederum kann eine solche ritualisierte Verabschiedung zu Stress führen. Achte also ganz individuell auf die Bedürfnisse deines Vierbeiners. Wenn du weißt, dass Kauen deinem Vierbeiner sehr hilft, um sich zu beruhigen, kannst du ihm auch weiterhin einen Kauknochen oder ein nicht splitterndes Kauholz geben, wenn du ihn alleine lässt.

Verlasse nun für ein paar Minuten das Haus und beobachte deinen Hund durch die Kamera, falls du eine hast.

Schritt 14: Das Begrüßen beim nach Hause kommen

Wenn dein Hund ein paar Minuten ohne dich ruhig im Haus war, gehst du wieder zu ihm. Wichtig ist, dass du deinen Hund begrüßt. Wenn du dies nicht tust, kann es deinen Vierbeiner enorm stressen und verwirren. Du solltest ihn also nicht komplett ignorieren.

Die Begrüßung sollte, ebenso wie die Verabschiedung, nicht hektisch oder emotional stattfinden. Betritt stattdessen ganz gelassen das Haus, achte darauf, dass auch deine Stimme ruhig bleibt und streichle deinen Hund kurz. Das reicht schon, um den Stresshormonspiegel deines Hundes maßgeblich zu reduzieren. Ziehe dir dann ganz entspannt die Schuhe aus und achte darauf, dass dich dein Vierbeiner nicht anspringt oder zu sehr bedrängt.

Wichtig ist auch, dass du Freunde oder Bekannte darüber aufklärst, wie sie deinen Hund am besten begrüßen. Auch sie sollten auf eine ruhige Stimme und souveränes Verhalten achten, um den Hund nicht hochzufahren.

Hund entspannt alleine Zuhause auf einer Decke
Nimm dir unsere Tipps fürs Training mit, damit du deinen Hund auch so entspannt alleine lassen kannst.

Hund alleine lassen üben: 5 Tipps für ein erfolgreiches Training

Nachfolgend findest du noch ein paar Tipps, wie das Alleinlassen deines Hundes gut funktionieren kann. Bei Problemen kannst du dich immer an eine Hundeschule wenden.

1. Deinem Hund im Training Zeit lassen und Vertrauen geben

Hektik bringt im Umgang mit Tieren nie etwas. Vor allem nicht, wenn es darum geht, deinen Hund alleine lassen zu wollen. Starte mit deinem Vierbeiner so früh wie möglich und in ganz kleinen Schritten. Am besten nimmst du dir dafür Urlaub oder organisierst einen/eine Hundesitter*in, wenn du deinen Hund alleine lassen musst, er aber noch nicht so weit ist. Hunde merken es, wenn ihr Mensch nervös ist oder ihnen nicht vertraut. Darum ist es essentiell, dass du selbst geduldig bleibst – auch, wenn es lange dauert, bis erste Fortschritte erkennbar sind. Nach und nach wirst du deinem Hund voll vertrauen und er dir auch. Wenn du dir im Training Zeit lässt und dich ausgiebig mit deinem Vierbeiner beschäftigst, wird er das Alleinsein bald gelassen nehmen.

2. Bellen nicht beachten

Wenn du alleine lassen mit deinem Hund übst, kann es passieren, dass er anfangs sofort zu bellen beginnt. Wichtig ist dann, dass du nicht sofort wieder zu ihm gehst. Warte bis er mit dem Bellen aufgehört hat und betritt dann ruhig und gelassen den Raum, ohne ihn zu belohnen. So signalisierst du deinem Vierbeiner, dass du immer wieder kommst, aber verknüpfst dies nicht mit seinem Bellen. Das gleiche gilt auch für Jaulen und Kratzen. Es lohnt sich hier früh konsequent zu sein, da sich so unerwünschte Verhaltensweisen gar nicht erst verstärken. Parallel dazu kannst du auch an der generellen Frustrationstoleranz deines Hundes arbeiten. Wenn dein Hund Frust gut aushalten kann, hilft euch das unter Umständen auch wenn du das alleine lassen trainieren möchtest.

3. Spaziergänge sinnvoll planen

Wenn du weißt, dass du deinen Hund alleine lassen musst, kann es sinnvoll sein, vorher mit ihm spazieren zu gehen. Nicht nur, weil dein Hund sich ausgiebig erleichtern kann, sondern weil artgerechte Auslastung für Ruhe und Entspannung enorm wichtig ist. Aber Achtung: Überfordere deinen Hund auch nicht. Ein überlasteter Hund kommt oftmals ebenso schlecht zur Ruhe wie ein unterforderter Hund.

4. Räumliche Begrenzung schaffen

Manchen Hunden hilft es, wenn sie nicht die ganze Wohnung zur Verfügung haben. Sie fühlen sich in einem einzelnen Raum weniger verloren und sicherer. Zusätzlich ist es für dich einfacher, den Überblick über potenzielle Gefahrenquellen zu bewahren. Außerdem übersiehst du nicht, wenn dein Hund doch nochmal etwas kaputt gemacht hat, solltest du das Training zu schnell gesteigert haben. Wichtig ist, dass dein Hund in dem Raum seinen festen Liegeplatz hat. Wenn dein Vierbeiner dazu neigt, vor Stress die ganze Zeit durch den Raum zu laufen, kannst du eine Leine zu Hilfe nehmen. Diese befestigst du neben dem Hundebett an einem schweren Objekt, beispielsweise einem Schrank. Wichtig ist, dass die Leine nicht zu kurz ist, aber auch nicht zu lang. Dein Hund sollte sich damit ein paar Schritte bewegen und sich auch hinlegen können, aber am „Stresslaufen“ gehindert werden.

5. Deine Körpersprache beachten

Hast du Zweifel und bist angespannt, zeigt sich das in deiner Körpersprache. Dein Hund erkennt das sofort und wird möglicherweise noch weiter verunsichert. Versuche selbstbewusst aufzutreten und verlasse deine Wohnung bzw. den Raum ganz selbstverständlich, als würdest du kein bestimmtes Verhalten von deinem Hund erwarten. Das Alleinlassen des Hundes sollte sich so natürlich wie möglich anfühlen.

6. Baue Schlüsselreize beim alleine lassen bewusst mit ein

Unsere Hunde beobachten uns Menschen ganz genau, d.h. sie können durchaus unterscheiden, ob wir zu Trainingszwecken mal kurz vor die Tür gehen oder ernsthaft für längere Zeit wegbleiben wollen. Oft erkennen Hunde das an den sog. Schlüsselreizen. Damit sind die Dinge gemeint, die wir klassischerweise immer machen, wenn wir wirklich das Haus verlassen. Zum Beispiel: den Schlüssel mitnehmen, Schuhe anziehen, Jacke anziehen oder auch die Tasche fürs Büro mitnehmen. Damit du deinen Hund langfristig erfolgreich alleine lassen kannst, solltest du solche Alltagssituationen immer mal wieder simulieren. Nimm also ruhig mal den Schlüssel oder auch die Bürotasche mit, wenn du nur schnell den Müll rausbringst. Oder zieh dir Schuhe und Jacke an, um dich danach einfach in die Küche zu setzen. So desensibilisierst du deinen Hund und löst seine Erwartungshaltung für das alleine lassen auf.

Hunde warten am Fenster auf ihr Herrchen oder Frauchen
Vermeide diese Fehler, wenn du alleine lassen mit deinem Hund trainierst.

Die 3 häufigsten Fehler beim Training

Nachfolgend findest du ein paar Dinge, die du vermeiden solltest, wenn du alleine lassen mit deinem Hund üben möchtest. Ob du das Training richtig gestaltet hast, kannst du im zugehörigen Kurs von Charly Arzberger noch einmal überprüfen.

1. Du lässt deinen Hund zu schnell alleine und gehst nicht auf seine Bedürfnisse ein

Wenn du deinen Hund gleich bei der ersten Trainingseinheit zwei Stunden alleine lässt, ist das viel zu lange und geht vermutlich nach hinten los. Beginne stattdessen mit sehr kurzen Einheiten von wenigen Minuten und steigere die Dauer nur langsam. Wenn du eine halbe Stunde erreicht hast, kannst du die Zeitspanne schneller vergrößern. Auch wenn das Training bei den meisten Hund klappt, gibt es auch Hunde, die ihr Leben lang Schwierigkeiten mit dem Alleinbleiben haben. Beobachte die Reaktion deines Hundes genau. Ziehe Fachpersonal wie Tierärzt*innen und Hundetrainer*innen hinzu, wenn du denkst, dass sich dein Vierbeiner komisch verhält oder du mit dem Training nicht weiterkommst. Falls es deinem Hund mit dem Alleinbleiben dauerhaft schlecht geht, kannst du Wege suchen, dies zu vermeiden. Beispielsweise mit einem/einer Hundesitter*in oder einer Hundetagesbetreuung.

2. Du bestraft deinen Hund mit Alleinlassen

Den Hund alleine lassen und einsperren, wenn er in deinen Augen etwas falsch gemacht hat? Das kann nicht nur zu einem Vertrauensverlust führen, sondern verfehlt auch den Effekt: Der Hund kann keinen Zusammenhang zwischen seinem vermeintlichen Fehlverhalten und dem Alleinlassen erkennen. Gestalte das Training möglichst positiv und stressfrei.

3. Du sicherst den Raum nicht ab

Wenn du alleine lassen mit deinem Hund üben möchtest, sollte der Raum dafür sicher sein. Gefährlich sind Stromkabel, Kleinteile, die dein Vierbeiner verschlucken kann, Glasflaschen oder herumstehende Lebensmittel. Falls du deinen Hund im Garten alleine lassen willst, sollte der Zaun hoch genug und ausbruchsicher sein. Leider könnten im Garten aber auch fremde Leute Dinge über den Zaun werfen, die für deinen Hund potentiell gefährlich sind. Hier musst du also für dich individuell abschätzen, ob es bei dir im Garten sicher genug für deinen Hund ist, wenn du nicht zuhause bist.

Wir wünschen dir viel Erfolg beim alleine lassen üben mit deinem Hund!

Möchtest du weitere Tipps zur hundegerechten Ausbildung und Erziehung erhalten? Dann teste wedog.com. Unsere Trainer*innen stehen dir jederzeit in lehrreichen Online Kursen zur Seite.