Dein Hund hat die Flegelphase erreicht und zeigt plötzlich ungezogenes Verhalten: Er zieht an der Leine, bellt jeden an und versucht sogar den Briefträger zu jagen. In dieser schwierigen Phase ist es wichtig, Nervenstärke und Konsequenz zu zeigen, um aus deinem Vierbeiner wieder einen braven Hund zu machen.
Wann kommt der Hund in die Flegelphase?
In der Sozialisation eines Hundes gibt es zwei kritische Phasen. Die Rangordnungsphase findet zwischen der 13. und 16. Lebenswoche statt. Hier testet der Hund, was er sich erlauben kann, wie die Umwelt auf ihn reagiert und wo er in seinem Rudel steht. Es ist wichtig, dem Hund liebevoll und bestimmt zu zeigen, wer das Sagen hat.
Zwischen sieben Monaten und einem Jahr kann es zu einer regelrechten Null-Bock-Phase kommen. Der Hund benimmt sich wie ein rebellischer Teenager, ist unkonzentriert und vergisst seine gute Erziehung. Deshalb ist es ratsam, eine Hundeschule zu besuchen, mindestens bis der Hund ein Jahr alt ist.
Was passiert im Hundehirn?
In der Pubertät erleben die Nervenzellen des Hundes einen Wachstumsschub, der die Effizienz des Gehirns erhöht. Wichtige Verknüpfungen werden gestärkt, weniger wichtige zurückgebildet. Diese Veränderungen finden vor allem im präfrontalen Cortex statt, der für Denken, Lernen und Ausführung erlernter Fertigkeiten zuständig ist. Gleichzeitig wächst der Mandelkern, der Emotionen wie Angst und Aggression steuert. Hormonelle Schwankungen spielen ebenfalls eine Rolle. Der Hund kann nervöser und stressanfälliger werden. Es kommt zu impulsivem Verhalten und Stimmungsschwankungen.
Für Hunde ist die Pubertät genauso verwirrend wie für Menschen. Emotionen und Hormone verunsichern den Hund und bringen ihn in eine chaotische Gemütslage. In dieser Phase entwickeln sich auch das Revierverhalten, der Sexualtrieb und der Jagdinstinkt. Es handelt sich also nicht um Erziehungsfehler, wenn dein Hund plötzlich das Sofa verteidigt oder anderen Tieren hinterherjagt. Diese Verhaltensweisen normalisieren sich nach etwa sechs Monaten, vorausgesetzt du meisterst gemeinsam mit deinem Hund diese schwierige Zeit.
Wie gehst du mit einem Hund in der Flegelphase um?
Ruhe und Gelassenheit sind in dieser Phase entscheidend. Gib deinem Hund besonders viel Aufmerksamkeit und beginne das Training von Neuem. Sei geduldig, auch wenn dein Hund stur ist und deine Nerven strapaziert. Souveränität im Umgang mit deinem Hund ist wichtig – du musst den längeren Atem haben.
Lass dich nicht von seinem Verhalten nervös machen oder provozieren. Nur wenn du unbeeindruckt bleibst, nimmt dein Hund dich als Fixpunkt wahr, an dem er sich orientieren kann. Lob ist besonders wichtig. Belohne deinen Hund, wenn er etwas gut gemacht hat, und motiviere ihn mit Leckerlis oder Spielzeug. Mit genügend Motivation wird er den Spaß am Lernen wieder entdecken und bald brav und gehorsam sein.
Persönlichkeitsänderungen beim Hund
In dieser pubertären Phase entwickeln einige Hunde neue Verhaltensweisen. Manche pöbeln andere Hunde an oder provozieren Beißereien. Andere Hunde entwickeln plötzlich ängstliches Verhalten. In beiden Fällen ist deine Autorität gefragt. Bei aggressivem Verhalten musst du konsequent handeln und gegebenenfalls einen professionellen Hundetrainer hinzuziehen. Angsthafte Hunde benötigen Gelassenheit und Ruhe.
Was solltest du außerdem beachten?
Es kann hilfreich sein, brenzlige Situationen zu umgehen oder den Hund an der Leine zu behalten, wenn er auf Artgenossen trifft. Vermeide große Veränderungen im Alltag des Hundes, wie einen Ortswechsel. Ein neues Übungsprogramm solltest du in dieser Phase nicht starten, da es deinen Hund verwirren und überfordern könnte.
Bleibe ruhig, souverän und konsequent. Mit Liebe und Geduld wirst du deinen Hund erfolgreich durch die Flegelphase führen.
