Die “Wie Hund und Katz”-Redewendung hat durchaus ihre Berechtigung. Hunde und Katzen können sehr gut miteinander auskommen, wenn sie gelernt haben, einander zu verstehen. Oft liegt das Problem einfach in der Kommunikation! Eine katzenhaft freundliche Annäherung, bei der die Katze mit hoch erhobenem Schwanz auf den Hund zugeht und leise miaut, wird von Hunden oft als unhöflich oder bedrohlich empfunden. Ein höflicher Hund würde sich seitlich annähern und die Katze zunächst an der Analregion beschnüffeln. Doch die Katze fühlt sich dadurch gestalkt…
Bevor Sie jedoch einen Hund oder eine Katze zu einem bereits vorhandenen Tier hinzufügen, sollten Sie einige Dinge bedenken. Nicht jeder Hund, der einer Katze hinterherjagt, will sie gleich töten. Oft handelt es sich lediglich um einen Bewegungsreiz. Trotzdem gibt es sowohl unter Hunden als auch unter Katzen Tiere, die es ernst meinen und den jeweils anderen schwer verletzen würden, wenn sie könnten. Daher ist Vorsicht und Geduld geboten, wenn Sie Hund und Katze zusammenführen möchten.
Welches Tier passt zu Ihnen?
Idealerweise wissen Sie bereits im Voraus, ob Ihr Hund grundsätzlich mit Katzen zurechtkommt oder umgekehrt. Das Verhalten draußen ist kein aussagekräftiger Indikator. Eine Katze im eigenen Haushalt bedeutet für viele Hunde etwas ganz anderes als eine Katze auf der Straße! Und Katzen, die draußen vor Hunden fliehen, können lernen, dass dieser eine Hund zu Hause ihnen nichts antut.
Lassen Sie sich nicht auf “Katzentests” in Tierheimen oder ähnlichen Einrichtungen verlassen. Dort sind Hunde oft gestresst und gehemmt. Außerdem wissen die meisten Hunde genau, was ein Zaun ist. Selbst wenn es keinen Zaun gibt, würde ein Hund, der plötzlich in einem Gehege voller Katzen landet, vorsichtig sein. Die besten Chancen auf ein harmonisches Zusammenleben bestehen, wenn der Hund bereits auf einer Pflegestelle oder in seinem vorherigen Zuhause mit Katzen gelebt hat. Das gilt natürlich auch umgekehrt für die Hundeerfahrung von Katzen!
Vorbereitungen treffen
Bestimmen Sie einen Raum oder einen anderen abtrennbaren Bereich in der Wohnung, der vorübergehend das “Katzenreich” sein wird. Hier kann die neue Katze in Ruhe ankommen und sich eingewöhnen, während Ihre bereits vorhandene Katze sich sicher fühlt. Statten Sie das Katzenreich mit allem aus, was die Katze braucht. In den anderen Räumen sollten Sie viele erhöhte Plätze und Fluchtwege schaffen, auf denen sich die Katzen sicher fühlen können.
Besorgen Sie ein stabiles, hohes Hundegitter mit einer Öffnung für die Katze. Testen Sie vorher, wie Sie es sicher am Zugang zum Katzenreich befestigen können.
Variante 1: Neue Katze zu vorhandenem Hund
Wenn Sie nicht zu 100% sicher sind, dass Ihr Hund der Katze nichts tun wird, beginnen Sie rechtzeitig mit dem Maulkorbtraining oder gewöhnen Sie den Hund an eine Hausleine.
Wenn die Katze ankommt, bringen Sie sie direkt in ihr Katzenzimmer und achten Sie darauf, dass niemand die Tür offen lässt. Die Katze kann in aller Ruhe ankommen und Sie kennenlernen. Gewöhnen Sie die Tiere von Anfang an an den Geruch des jeweils anderen, indem Sie abwechselnd die Kuscheldecken dem Hund und der Katze geben.
Nach einigen Tagen schränken Sie den Hund kurzzeitig auf ein Zimmer ein und lassen die Katze den Rest des Hauses erkunden. Danach bringen Sie die Katze zurück in ihr Zimmer und das Haus gehört wieder dem Hund. Sobald die Katze sich halbwegs sicher im Haus bewegt, ist es Zeit für den nächsten Schritt: das Absperrgitter.
Variante 2: Neuer Hund zu vorhandener Katze
Stellen Sie sicher, dass Ihre Katze vor dem Einzug des Hundes viele zugängliche Rückzugsplätze hat. Die meisten Katzen fühlen sich in der Höhe oder in Höhlen am sichersten. Schaffen Sie erhöhte Wege um den Raum herum oder stellen Sie Höhlen auf, in die der Hund nicht gelangen kann. Ihre Katze hat bereits ihr neues “Katzenreich” mit all ihren Lieblingssachen, gesichert durch das Hundegitter, wo sie sich jederzeit zurückziehen kann.
Der Hund zieht ein! Bringen Sie die Katze vorher in ihr Reich und lassen Sie den Hund in Ruhe das Haus erkunden. Der Hund sollte etwas getrunken oder gefressen haben und sich kurz hingelegt haben, bevor er auf einen weiteren Mitbewohner trifft – nämlich am Absperrgitter.
Erste Begegnung am Absperrgitter
Schließen Sie das Gitter und öffnen Sie die Tür zum Katzenzimmer. Bleiben Sie unbedingt dabei, wenn Hund und Katze sich zum ersten Mal am Gitter begegnen. Loben und belohnen Sie ruhiges Verhalten! Wegschauen, sich kurz abwenden, hinlegen, putzen oder sich mit etwas anderem beschäftigen, während der andere in der Nähe ist – all das ist gut! Sie können das lebhaftere der beiden Tiere auch ablenken, indem Sie mit ihm spielen. So fühlt sich das schüchternere Tier nicht bedrängt.
Wenn der Hund auf das Gitter losgeht oder die Katze faucht und spuckt, beenden Sie den Versuch ruhig, aber gelassen. Schimpfen Sie nicht, klatschen Sie nicht in die Hände und erschrecken Sie die Tiere nicht zusätzlich. Schließen Sie die Tür und versuchen Sie es am nächsten Tag noch einmal, bis sich beide am Gitter entspannter zeigen.
Füttern Sie die Tiere in Sichtweite (aber nicht zu nah) voneinander. Wenn Sie zu zweit sind, verlegen Sie Kuschel- und Spielzeiten in die Nähe des Gitters. Belohnen Sie ruhiges und deeskalierendes Verhalten auf beiden Seiten.
Erste Zusammenführung
Wenn die Begegnungen am Gitter entspannt verlaufen, gehen Sie einen Schritt weiter. Halten Sie den Hund sicher an der Leine, aber lassen Sie die Katze aus ihrem Reich. Die Katze kann in Ruhe schnuppern und schauen, während Sie jedes ruhige Verhalten des Hundes in Gegenwart der Katze belohnen! Sie können sogar Leckerlis geben, wenn Ihre Katze das Training damit kennt. Achten Sie auf Verhalten wie hin- und wegschauen, Abstand halten, mit etwas anderem beschäftigen oder sich putzen. Ihr Ziel ist es zunächst, dass die beiden einander entspannt ignorieren können. Liebevolles Kuscheln kann später kommen…
Auch hier gilt: Wenn es Ärger gibt und der Hund bellend in die Leine springt oder die Katze faucht und droht, brechen Sie den Versuch ruhig ab und trennen Sie die beiden wieder. Bringen Sie den Hund für einen Moment in einen anderen Raum und die Katze zurück in ihr Reich. Wenn Sie einen neuen Hund zu einer vorhandenen Katze bringen, sollten Sie auch damit rechnen, den Hund möglicherweise vor der Katze schützen zu müssen. Halten Sie ein großes Handtuch bereit, um die Katze notfalls abfangen zu können. Aber am besten verhindern Sie es von vornherein! Daher ist es besser, lieber eine Woche länger am Gitter zu üben als zu kurz.
Selbst nach einer erfolgreichen Zusammenführung sollten Sie die Tiere weiterhin sicher trennen, z. B. durch eine geschlossene Tür, wenn Sie die Wohnung verlassen. In Anwesenheit einer vertrauten Person fühlen sich die Tiere sicherer und verhalten sich möglicherweise anders, wenn diese Sicherheit fehlt. Lassen Sie den Tieren einige Wochen Zeit, sich vorsichtig kennenzulernen. Wenn es am Gitter keinerlei Fortschritte gibt, holen Sie sich lieber früher als später professionelle Unterstützung von einem Tierverhaltensberater oder Trainer für Hunde oder Katzen. Sobald eine “Feindschaft” gefestigt ist, kann es schwierig werden, die Tiere wieder zu versöhnen.
Das Zusammenleben von Hund und Katze kann sehr friedlich und sogar liebevoll sein! Sorgen Sie von Anfang an dafür, dass die Zeichen auf “Freundschaft” stehen.