Was ist besser: Hund oder Katze? Diese Frage spaltet die Menschen schon seit Jahrhunderten. Die einen schwören auf Hunde, die anderen lieben Katzen. Ein ewiger Kampf zwischen Outdoor-Abenteurern und Stubenhockern, zwischen praktischer Funktionskleidung und gemütlichem Wollponcho, zwischen aufdringlich und zurückhaltend. Ich habe mir vorgenommen, endlich herauszufinden, wer die Nase vorn hat. Dafür habe ich zwei Berliner Cafés besucht – ein Hundecafé und ein Katzencafé – und jede Menge Streicheleinheiten verteilt. Tierfreunde aufgepasst: Der Konflikt wird endlich beigelegt!
Hundecafé Fellfreunde
Das Café Fellfreunde ist noch ein Neuling in der Berliner Gastronomieszene. Es wurde im August 2021 von Claudia Beckert und Nadine Seyffert eröffnet. Mutig, angesichts der Pandemie, die viele Gastronomiebetriebe in den Ruin getrieben hat. Aber die beiden haben ein weltweit einzigartiges Konzept, behaupten sie zumindest. Im Café können Besucher mit oder ohne Hund vorbeikommen. Ob es wirklich weltweit keine vergleichbare Einrichtung gibt, lässt sich schwer sagen. Nicht jeder nutzt Google Maps. Aber in Berlin war das Konzept jedenfalls bisher nicht bekannt. Wir wissen natürlich nichts von Untergrund-Hundecafés, aber darüber spricht man ja auch nicht. Unabhängig von der versprochenen Einzigartigkeit stellt sich die Frage: Wie schlägt sich das Hundecafé?
Kuschelfaktor: Im Café gibt es drei Hunde: Terra, Sparky und Bonnie. Sie sind zutraulich, was bei diesem Konzept nicht schlecht ist. Bei meinem Besuch waren nur Terra und Sparky da, Bonnie musste wegen ihrer Läufigkeit zu Hause bleiben. Sparky war anfangs etwas zurückhaltend, also habe ich ihr ihren Freiraum gelassen. Terra mochte mich hingegen zuerst nicht, bellte und hatte Angst. Aber alle Besucher bekommen Leckerlis, also konnte ich mir ihre Gunst erkaufen. Bestechlichkeit hat so seine Vorteile. Andere Gäste hatten auch Hunde dabei, aber die haben sich versteckt. Ich fand es seltsam, um die Tische anderer Gäste herumzutanzen oder darunterzukriechen, deshalb fließen diese Hunde nicht in die Bewertung ein. Zusammenfassend kann man sagen, dass ich nur mit einem Hund wirklich Kontakt hatte. Das ist nicht schlimm, an anderen Tagen kann es hier sicherlich kuscheliger zugehen. Insgesamt würde ich den Kuschelfaktor als mittel einstufen.
Weirdnessfaktor: Das Hundecafé ist herrlich seltsam. Die Hunde bekommen auf Bestellung frisch zubereitete Muffins, zum Beispiel mit Insekten oder Wachteln. Aber nicht in einem Napf, sondern auf einem kleinen Teller mit vielen Leckerlis serviert. Ein echtes Erlebnis, das nur durch die passende musikalische Untermalung wie “I Love My Dog” von Cat Stevens oder “Martha My Dear” von den Beatles getoppt werden könnte. Feuerwerk gab es leider keins, aber das ist vermutlich auch besser so.
Foodfaktor: Im Café gibt es Leckereien für Hunde und Menschen. Frische Pfannkuchen mit veganer Haselnusscreme, herzhafte Suppen, Eiscreme – alles, was man in einem Café erwartet und mit Liebe zubereitet. Der Kaffee ist ebenfalls empfehlenswert, obwohl seine aufputschende Wirkung eigentlich im Widerspruch zu einem gemütlichen Café steht. Die Besitzer legen keinen Wert auf Barista-Show, keine Vorträge über Wachstumsbedingungen in Brasilien. Einfach guter Kaffee. Ja, die Speisekarte ist nicht wahnsinnig außergewöhnlich, aber in ihrer Einfachheit charmant.
Gemütlichkeitsfaktor: Das Hundecafé ist in zwei Bereiche unterteilt und wirkt dadurch größer, als es eigentlich ist. Vorne erinnert die Einrichtung an die typischen Cafés in Einkaufsstraßen – ein Ort, um kurz Luft zu schnappen, einen Kaffee zu trinken und weiterzugehen. Im hinteren Bereich wird es deutlich gemütlicher. Ein Kamin, Hundekörbchen, angenehmes warmes Licht und viele Bilder von Hunden schaffen eine Atmosphäre, in der man gerne länger verweilt und das Ambiente genießt. An warmen Tagen können Besucher draußen sitzen und ihre Hunde mitbringen. Ein kleiner umzäunter Vorgarten bietet Platz zum Auslaufen oder Rumtollen.
Und, wie war es? Schön. Die Hunde laufen zwischen den Beinen herum, während ich meinen Kaffee trinke und nach Leckerlis suche. Es ist wie in einem normalen Hundehaushalt. Und in einem normalen Hundehaushalt sind die Tiere auch nicht immer präsent, sie widmen sich manchmal anderen Dingen. Das ist völlig in Ordnung. Ich persönlich würde empfehlen, an warmen Tagen vorbeizuschauen, denn dann kann das Café mit seinem Vorgarten sein volles Potenzial ausspielen.
Pee Pees Katzencafé
Bevor wir weitermachen, ein Hinweis zum Namen: Das Katzencafé wird deutsch ausgesprochen, also nicht wie “Pipi”. Der Name kommt eigentlich von Andrea Kollmorgens Kater Pauken Paule, da ihr Mann Musiker ist und selbst ein Schlagzeug besitzt. Aber das war ihr zu lang, deshalb wurde es Pee Pees. Das Katzencafé war das erste seiner Art in Berlin und entstand aus der Idee heraus, nachdem Andrea ihren Job in einem Chemieunternehmen verloren hatte. Sie las von den Katzencafés in Japan, dem Mutterland der Samtpfotengastronomie, war von dem Konzept begeistert und machte sich auf die Suche. Sie hat selbst drei Katzen, von denen zwei jetzt im Café leben. “Katzen sind Reviertiere, daher wäre es falsch, sie ständig von meiner Wohnung in den Laden zu bringen”, erklärt sie. Mal sehen, wie gut das Café mit den Katzen funktioniert.
Kuschelfaktor: Im Pee Pees leben zwei Kater namens Pelle und Caruso. Wie es bei Katzen üblich ist, sind sie schmusig, wenn sie wollen. Caruso hatte Lust auf Kuscheln. Schon bei meiner Ankunft lag er zusammengerollt auf einer Bank und ich setzte mich neben ihn und streichelte ihn. Er hat meine Aufdringlichkeit akzeptiert und mich nicht angefaucht. Bei anderen Besuchern haben die beiden von sich aus Kontakt aufgenommen, sind auf Schoß gesprungen und haben sich zwischen ein Pärchen gekuschelt. Es ist jedoch nicht erlaubt, eigene Katzen mitzubringen. Wie schon erwähnt, Katzen sind Reviertiere, und wenn man sie ständig an einen anderen Ort bringt, wird es zu Kämpfen und Reviermarkierungen kommen. Pee Pees würde dann zu Pipi werden. Aber trotzdem: Das Katzencafé ist sehr kuschelig, hier kann man es sich richtig gemütlich machen.
Weirdnessfaktor: Katzen werden oft mit etwas Geheimnisvollem in Verbindung gebracht, und ihre Besitzer gelten als etwas schrullig. Wir denken nur an die Katzenlady aus den Simpsons oder an die vielen verzweifelten Sitcom-Figuren. Aber so schlimm ist es nicht. Das Café spielt mit diesen Klischees. Überall hängen Bilder von Katzen in verschiedenen Positionen, zum Beispiel wie sie den Mond anheulen. Aber sie überschreiten nicht die Grenze zum Kitsch. Laut Karte gibt es Gerichte, die von den Katzen zubereitet werden. Skeptiker könnten darin Fehler entdecken, denn Katzen können schließlich keinen Herd bedienen. Aber die meisten finden es einfach nur niedlich. Das Café ist angenehm skurril, ohne peinlich zu sein.
Foodfaktor: Für die Katzen kann man nichts bestellen, und das wäre auch irgendwie seltsam. Für die Menschen gibt es selbstgebackene Kuchen, Sandwiches, Quiche, Pfannkuchen – also alles, was man in einem Café erwartet. Der Geschmack ist gut, genauso wie der Kaffee. Man sollte keine Haute Cuisine erwarten, aber das ist auch nicht nötig. Die Stars in diesem Café sind ohnehin die beiden Kater.
Gemütlichkeitsfaktor: Pee Pees hat eine fast magische Anziehungskraft. Sobald man durch die Tür tritt, fallen alle Gedanken von einem ab. Angenehme Hintergrundmusik, vor allem warme elektronische Musik, verspielte Bilder und träumende Katzen auf den Bänken sorgen für eine entspannte Atmosphäre. Selbst nach Stunden auf den Holzbänken sitzen und Katzen streicheln wird nicht langweilig. Besonders charmant sind die zusammengewürfelten Möbel – vollkommene Unvollkommenheit.
Und, wie war es? Kuschelig. Es gibt kaum etwas, das so viel Gemütlichkeit und Ruhe vermittelt wie dösende Katzen. Perfekt für einen Cafébesuch, vorausgesetzt, man hat genug Zeit. Ich bin förmlich versunken und kam erst zum Ladenschluss wieder raus.
Was ist denn nun besser?
Nun habt ihr den Text gelesen und wartet sicherlich auf die große Antwort, die alles entscheidet. Aber die gibt es nicht. Es ist Geschmackssache. Ich lebe selbst mit einem Hund zusammen, also könnte ich theoretisch parteiisch sein. Aber mir hat das Katzencafé einfach besser gefallen, weil es eine so gemütliche Atmosphäre hatte. Andere mögen es vielleicht etwas lebhafter, daher sind sie im Hundecafé besser aufgehoben. Es ist eine Frage des Charakters und auch der Tagesform. Nein, ich kann den großen Konflikt zwischen Hundeliebhabern und Katzenliebhabern nicht lösen. Und ich möchte es auch gar nicht, denn die Streitgespräche sind einfach zu lustig.
Ihr überlegt, euch einen Hund anzuschaffen, seid euch aber noch unsicher? Keine Sorge, das ist ganz normal. Auch ich habe gezögert, bevor ich einen Hund bei mir aufgenommen habe. Übrigens hat sich in Berlin in Bezug auf Hunde einiges geändert: Neue Gesetze für Hunde: Gut, aber nicht immer gerecht. Wenn ihr noch mehr über tierische Mitbewohner erfahren möchtet, findet ihr hier alle unsere Artikel zum Thema Haustiere.