Hunde | Eine herzzerreißende Geschichte

Hunde | Eine herzzerreißende Geschichte

Ohne eine Spur von Orientierung wurde Ares, ein Continentalbulldog mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, vor etwas mehr als einem Jahr im Tierheim abgegeben. Um seine Spezialeffekte professionell zu beurteilen, wurde Ares zur Hellhound Foundation gebracht. Die gute Nachricht: Er musste nicht dort bleiben und ist definitiv kein Höllenhund. “Nur weil jemand stolpert und die Orientierung verliert, heißt das noch lange nicht, dass er für immer verloren ist!” – Charles Xavier. Dieses Zitat hat Vanessa Bokrr unserem Ares auf den Weg gegeben.

Vanessa Bokrr von der Hellhound Foundation teilt ihre Einschätzung zu Ares

Einschätzung von Ares:

Ares, ein gerade zweieinhalb Jahre alter Mischlingsrüde, sitzt seit einem Jahr im Tierheim und sucht nach Menschen, die mit den Herausforderungen eines “gebrauchten, kupierten Bulldoggen”-Hundes vertraut sind.

In der Türkei wurden Ares seine Ohren abgeschnitten, und nach seiner Ankunft in Deutschland wurde er kurz darauf weiterverkauft. Es stellte sich heraus, dass der Käufer den Hund nach wenigen Tagen als Fundhund ins Tierheim gebracht hat. In solch unglücklichen Verkettungen gehen oft wichtige Informationen über den Hund verloren, und man steht vor einem Mosaik von Verhaltensweisen, die nicht immer sofort verstanden werden können. Ares wählt beispielsweise seine Pfleger selbst aus und terrorisiert den Rest, indem er gegen die Gitter springt, droht und angreift.

Aus diesem Grund hat das Tierheim Ares bereits mit einem Maulkorb versehen, den er problemlos trägt. Als Ares bei uns war, zeigte er unsicheres Verhalten und reagierte sofort mit Angriff, wenn er bedrängt wurde. Leider ist dies ein häufig auftretendes Verhalten bei Hunden, die aufgrund vieler Halterwechsel Bindungsprobleme und soziale Verwahrlosung erfahren haben und nie wirklich Wurzeln schlagen konnten. Sie entwickeln ihre eigenen Strategien, um mit ihren Problemen und Sorgen umzugehen. Natürlich ist “Angriff ist die beste Verteidigung” nie der beste Ansatz, und diejenigen, die Ares übernehmen, sollten nicht davon ausgehen, dass er böse ist, sondern dass er in manchen Situationen keine andere Lösung sieht, weil ihm niemand beigebracht hat, wie er sich anders verhalten kann.

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Ein Hund wie Ares sollte nur in die Hände sehr verantwortungsbewusster Menschen gegeben werden, die den Maulkorb nicht als Bestrafung sehen, sondern als Möglichkeit, ihren Hund sicher durch den Entwicklungsprozess zu begleiten. Wenn Ares angreift, braucht er keine Gegenwehr oder hysterische Menschen, die Angst haben. Er muss lernen, dass sein Verhalten unerwünscht ist und gestoppt wird.

Bei uns haben wir dies erreicht, indem wir Ares während eines Angriffs abgefangen und ihn vor uns gestellt haben. Da er nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte, schaute er uns kurz an. Dies nutzten wir aus, um ihn wegzuschicken und ihm zu vermitteln, dass er nicht dabei sein darf, wenn er sich so verhält. Man reißt ihn also aus seinem Angriff heraus und gibt ihm eine klare Grenze. Sobald er von seinem vermeintlichen “Gegner” ablässt und auf unsere Drohgebärde durch Ausweichen reagiert, ist es genauso wichtig, ihn durch eine einladende Geste wieder in die Situation einzubeziehen und ihn teilhaben zu lassen. Wir wollen ihn nicht bestrafen, sondern ihm zeigen, welches Verhalten erwünscht und welches unerwünscht ist.

Hunde kommunizieren auf analoge Weise – über Körpersprache, Mimik und Gestik. Man sagt ja immer: Wo die Nase hinführt, da geht auch der Hund hin. Schaut er auf die Wurst, frisst er sie. Schaut er in den Wald, gehen wir allein spazieren, weil Waldi jagen will.

Dies trifft auch auf Ares zu, jedoch hat er aufgrund seines flachen Gesichts und seiner Ringelrute den Nachteil, dass viele Menschen ihn nicht gut verstehen. Dies ist ein weiterer Grund, warum sein Verhalten manchmal überzogen wirkt. Wer nicht verstanden wird, wird eben laut.

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Ares ist aufgrund der vielen Wechsel in seinem kurzen Leben ein Einzelkämpfer geworden, der vor allem auf sich selbst achtet. Typisch für Bulldoggen bleibt er hartnäckig und verteidigt sich nach dem Motto “Angriff ist die beste Verteidigung”.

Menschen, die Ares ein Zuhause geben möchten, müssen Kenntnisse über Ausdrucksverhalten und Kommunikation besitzen. Darüber hinaus erfordert es ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, um Ares als gefährlichen Hund einzustufen. Leider kommt es häufig vor, dass Hunde aus Mitleid zu viel vermeintliche Freiheit bekommen und in alte Verhaltensmuster zurückfallen.

Abgesehen davon ist Ares in allen anderen alltäglichen Situationen gut zu handhaben und macht auch vieles mit. Er fährt gerne im Auto mit, ist verschmust, frisst gut und schläft gerne. Gassigänge und Leckerlis liebt er. Fremde Menschen und aufdringliche Hunde haben schnell ihren Aha-Moment… schlauer durch Schmerz.

Für Ares wünschen wir uns daher ein Zuhause, in dem die Menschen mit klarem Blick auf das Wesen und den Charakter dieses ungewollten Streuners schauen und sein Potenzial erkennen und ernst nehmen.