Hunde im Büro: “Die besseren Menschen” oder “furzende Ärgernisse”?

Hunde im Büro: “Die besseren Menschen” oder “furzende Ärgernisse”?

Hättest du gedacht, dass es einen Tag gibt, an dem Hunde statt Kinder ins Büro dürfen? Der “Bring Your Dog to Work Day” ermöglicht genau das. Ursprünglich in den USA von einem Hundesitterverband ins Leben gerufen, hat sich dieser Tag weltweit verbreitet. Tierschutzorganisationen wie Vier Pfoten Schweiz setzen sich dafür ein, dass Hunde das ganze Jahr über im Büro willkommen sind. Das bedeutet weniger einsame Stunden für die Tiere zu Hause. Außerdem könnten sich mehr Menschen den Traum vom eigenen Hund erfüllen, wenn die Betreuung während der Arbeitszeit gewährleistet ist, so Vier Pfoten.

Auch der deutsche Bundesverband Bürohund e. V. setzt sich bereits seit Jahren für mehr Vierbeiner im Büro ein. Sie bieten unter anderem eine dreitägige Onlineausbildung an, um Bürohunde in Unternehmen zu integrieren. Die Ausbildung richtet sich an angehende Bürohund-Botschafterinnen, die ihre Firma hundefreundlicher gestalten möchten.

Studien zeigen, dass Hunde beruhigend wirken und das Stressempfinden senken können. Sie können sogar dazu beitragen, Burn-outs vorzubeugen, erklärt der Hundetrainer und Vorstandsvorsitzende Markus Beyer in einem Interview. Außerdem sind die finanziellen Folgen psychischer Erkrankungen enorm. Daher lohnt sich ein Bürohund auch wirtschaftlich.

Allerdings sind Unternehmen nicht gesetzlich verpflichtet, ihren Mitarbeitenden Hunde im Büro zu erlauben. Die Verantwortung liegt bei den Tierhaltern, denn Hunde dürfen aus Tierschutzgründen nicht zu lange allein gelassen werden. Dennoch gibt es Unternehmen, die bewusst ein hundefreundliches Image pflegen, um als soziale Arbeitgeber zu punkten. Sie bieten flexible Haustierbetreuung und ermöglichen eine gute Work-Life-Balance. Das Ziel ist es, Arbeitnehmende aus dem Homeoffice zurück ins Büro zu holen oder neue Talente zu gewinnen und zu halten.

Ein Beispiel hierfür ist die deutsche Mediengruppe Funke, zu der Zeitschriften wie “Myself”, “Neue Welt” oder “Hörzu” gehören. Seit 2021 sind Hunde fester Bestandteil der Bürokultur bei Funke. Es wurden sogar zwei Chief Dog Officers ernannt, die zwischen Hundehaltern und Kollegen vermitteln. Denn nicht alle sind begeistert, wenn unter dem Nachbarspult ein Neufundländer schnarcht oder sie vom wild wedelnden Mops der Kollegin abgeschleckt werden.

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Außerdem gehen einige Firmen im angelsächsischen Raum noch einen Schritt weiter. Dort können Angestellte, die sich einen Hund anschaffen, von einer Art Elternzeit namens “pawternity leave” profitieren. Sie dürfen bis zu einer Woche freinehmen, um sich um ihren Welpen zu kümmern – auf Kosten des Arbeitgebers.

Laut einer Umfrage des Forschungsinstituts iVox im Auftrag der Mars Schweiz AG, bei der 1000 Schweizerinnen und Schweizer teilgenommen haben, sind fast die Hälfte der Unternehmen in der Schweiz hundefreundlich. Für die Mehrheit der Umfrageteilnehmenden wäre ein Verbot ein Grund, seltener ins Büro zu gehen.

Interessanterweise sind sich selbst Hundehalterinnen und Hundehalter uneinig darüber, ob Hunde tatsächlich mit ins Büro sollten. Während rund drei von vier Hundehaltern ihren Liebling mit zur Arbeit nehmen oder dies gerne tun würden, halten die übrigen diesen Schritt für unpassend. Hauptgründe sind Rücksichtnahme auf die Kolleginnen und Kollegen sowie die Sorge um den Stress, den das Büro ihren Hunden bereiten könnte.

Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmenden empfindet es als unprofessionell, Hunde ins Büro mitzunehmen. Besonders unter den männlichen Befragten herrscht diese Meinung vor. Auch auf unserer Redaktion gehen die Meinungen zu Hunden am Arbeitsplatz auseinander, wie das folgende Pro und Kontra von Philippe Zweifel und Martin Erdmann beweist.

Kontra: Das Büro ist kein Ort, um Hunde-Enthusiasmus zu zelebrieren

Das Arbeitsrecht spricht sich gegen grenzenlose Tierliebe am Arbeitsplatz aus. Daher ist das Büro kein geeigneter Ort für Hunde. Manche Menschen betrachten ihren Hund als wichtiges Mitglied der Gesellschaft und überschütten ihn mit bedingungsloser Liebe, vergleichbar mit einem neugeborenen Menschenkind. Sie sind davon überzeugt, dass ihr Hund zu einem gesunden Arbeitsklima beiträgt und einen unverzichtbaren Beitrag zur Zielerreichung leistet.

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Doch Tierliebe macht oft blind. Dabei wird außer Acht gelassen, dass sich alle im Büro wohlfühlen sollten. Dazu gehört auch, eigene Bedürfnisse aus Rücksichtnahme auf andere zurückzustellen. Aus diesem Grund ist das Büro kein Ort, um Hunde-Enthusiasmus zu zelebrieren.

Es gibt genügend Gründe, weshalb man sich über Hunde am Arbeitsplatz ärgern könnte. Hunde lassen unkontrolliert Luft ab und sorgen dadurch für unangenehme Gerüche im Büro. Selbst Hunde mit dem sanftesten Wesen können manchmal dazu neigen, laut zu bellen – besonders in wichtigen Telefonaten. Zudem gibt es Menschen, die Hunde grundsätzlich nicht mögen – selbst solche, die nur spielen wollen.

Einige Leute behaupten, sie müssten ihren Hund mit ins Büro bringen, weil er sonst allein zu Hause wäre. Ein herzzerreißendes Argument. Dennoch sollte man keinen Hund halten, wenn der eigene Lebensstil keinen Platz dafür bietet – insbesondere im Interesse des Tieres. Hunde würden ihre Tage sicherlich viel lieber im Park verbringen, als in einem stickigen Großraumbüro unter einem Tisch zu liegen und genug Lethargie anzunehmen, um den Standards der Schweizer Bürokultur gerecht zu werden.

(Martin Erdmann)

Pro: Hunde führen zu geringeren Fehlzeiten und höherer Produktivität

Vorweg: Als Hundebesitzer, der den Hund Newton gelegentlich mit ins Büro nimmt, bin ich möglicherweise voreingenommen. Denn sonst wäre er allein zu Hause. Ich kann die skeptische Haltung gegenüber Bürohunden verstehen: “Warum sollte man einen Hund mitbringen? Kann ich meinen Hamster auch mitnehmen? Und was ist mit meinem einsamen Großvater, der nur gelegentlich furzt?”

Ich habe diese Argumente schon oft gehört (nicht von meinen Bürokollegen, sondern von privaten Bekannten – die aber anderer Hundebesitzer Bürokollegen sind). Kurz gesagt, ich höre euch, ihr Bürohundeskeptiker. Aber versteht ihr mich auch? Niemand möchte neben einem kläffenden Hund sitzen oder von ihm begattet werden.

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Aber wie oft passiert das wirklich? Einmal im Jahr? Oder sogar gar nicht? Die meisten Bürohunde liegen einfach nur in der Ecke oder unter dem Tisch. Dabei ist es eigentlich schade, denn sie sehen in der sterilen Büroumgebung nicht nur herzig aus, sondern beeinflussen auch unseren Chemiehaushalt positiv, indem sie beim Streicheln das Hormon Oxytocin ausschütten und die Stresshormone Insulin und Cortisol senken.

All dies wurde bereits in Studien belegt. Es wurde auch festgestellt, dass Bürohunde zu geringeren Fehlzeiten, höherer Arbeitsmoral und Produktivität führen. Zudem wird ein Büro von Bewerbern als attraktiver wahrgenommen, wenn Haustiere erlaubt sind – mit Ausnahme von schwarzen Katzen. Aber ich stimme meinem Hund Newton zu, Katzen sind sowieso doof.

Ein Hund im Büro unterbricht automatisierte Abläufe und verhindert Kommunikationsstörungen, indem er dazu führt, dass die Leute mehr lächeln und miteinander reden. Daher kann ich nur zu einem Schluss kommen: Hunde sind die besseren Menschen. Okay, okay, das mag etwas übertrieben sein. Lassen wir es bei “freiwillige Helfer”, von denen die Bürokultur nur profitieren kann.

(Philippe Zweifel)

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