Hast du schon mal von Herdenschutzhunden gehört? Auch wenn sie keine offizielle FCI-Gruppe sind, haben alle Hunde dieser Art etwas Besonderes an sich. Herdenschutzhunde sind große, kräftige Tiere, die Herden und ihre Menschen beschützen und verteidigen. Zu dieser Rasse gehören zum Beispiel der Kangal und der russische Owtscharka.
Ursprünglicher Zweck
Ursprünglich wurden Herdenschutzhunde eingesetzt, um Herden vor wilden Tieren oder Feinden zu bewachen. Dabei war ihre hohe Eigenständigkeit und Durchsetzungsfähigkeit von großer Bedeutung. Während Wachhunde im Idealfall nur anschlagen, wenn sie etwas Ungewöhnliches bemerken, gehen Herdenschutzhunde direkt auf den Feind zu. Es wird sogar behauptet, dass sie in der Lage waren, Bären und Wölfe abzuwehren. Doch was passiert, wenn ein solcher Hund in eine Familie kommt? Woran muss man denken?
Charakteristika der Herdenschutzhunde
Herdenschutzhunde zeichnen sich durch ihre hohe Eigenständigkeit aus. Anfangs mag das nicht schlecht klingen, doch es kann schnell zu Problemen führen. Sobald ein Herdenschutzhund entscheidet, dass etwas getan werden muss, trifft er eigenständige Entscheidungen. Im harmlosen Fall kann das dazu führen, dass der Hund alle Menschen ins Haus lässt, aber nur widerwillig wieder herauslässt. Im schlimmsten Fall kann es zu ernsthaften Verletzungen kommen, besonders wenn der Hund seine Menschen beschützen möchte, da er aufgrund seiner imposanten Größe schnell eine Bedrohung darstellen kann. Enger Kontakt zum Menschen ist daher für viele Rassen unter den Herdenschutzhunden sehr wichtig. Nur dadurch kann der Hund lernen, sich nach dem Menschen zu richten anstatt selbst zu entscheiden.
Herdenschutzhunde im Tierheim
Bei einem Besuch im Tierheim fällt einem direkt auf, dass ein Großteil der Hunde Herdenschutzhunde oder Herdenschutzhund-Mixe sind. Das liegt einerseits sicherlich an den speziellen Charakterzügen dieser Rasse. Andererseits tragen auch die Tierheime eine gewisse Verantwortung. Oft werden Herdenschutzhunde als “Mix” verkauft, sodass der Käufer nicht genau weiß, auf was er sich einlässt.
Und wenn ein Herdenschutzhund dann ein- oder zweimal ohne Erfolg vermittelt wurde, verliert er das Vertrauen in die Menschen. Dadurch wird eine Vermittlung immer schwieriger und es entsteht ein Teufelskreis.
Ein Herdenschutzhund aus Versehen
Aber nicht nur in deutschen Tierheimen, sondern auch im Tierschutz im Ausland gibt es eine große Anzahl an Herdenschutzhunden. Momentan liegt der Trend darin, einen Hund aus dem Ausland zu adoptieren, der gerettet wurde. Dabei kann es jedoch schnell zu Überraschungen kommen.
Gerade in osteuropäischen Ländern wie Rumänien leben viele Hunde auf der Straße, darunter auch viele Herdenschutzhunde. Die Hunde, die aus dem Ausland vermittelt werden, sind häufig Mischlinge mit einem Anteil an Herdenschutz. Auch wenn man bei Mischlingen immer Glück haben kann, findet man sich oft beim Hundetrainer wieder, wenn unerwartet ein Herdenschutzhund (-Mix) in der Familie ist.
Herdenschutzhunde richtig auslasten
Neben angemessener Zeit für Spaziergänge, die der Größe des Hundes entspricht, gibt es viele Möglichkeiten, einen Herdenschutzhund zu beschäftigen. Besonders förderlich für das gegenseitige Vertrauen sind bindungsfördernde Aktivitäten, bei denen Mensch und Hund zusammenarbeiten. Das dadurch gewonnene Vertrauen wirkt sich auch auf das Verhalten des Hundes aus. Da viele Herdenschutzhunde – abhängig vom Alter – schnell erregt werden, eignen sich ruhige Übungen besser. Kognitive Arbeit sollte im Fokus stehen, nicht nur körperliche Auslastung. Beispielsweise eignen sich einfache Übungen zum Grundgehorsam oder das Suchen von Leckerchen. Es ist jedoch ratsam, auf den Einsatz von reizenden Dingen zu verzichten.
Die richtige Umgebung
Anhand des Charakters eines Herdenschutzhundes kann man ableiten, dass er eine ruhige Umgebung bevorzugt. Die richtige Umgebung erleichtert den Umgang mit dem Hund. Das Paradies für Herdenschutzhunde ist ein großes eingezäuntes Grundstück ohne Nachbarn. In einer engen Wohnung können diese Hunde kaum glücklich sein und werden schnell zu einem Problemfall.
Checkliste: Ist ein Herdenschutzhund etwas für mich?
Für einen Herdenschutzhund zu sorgen, ist eine große Verantwortung. Bevor man sich für diese Rasse entscheidet, sollte man einige Fragen klären:
- Habe ich genug Zeit für eine intensive Beschäftigung mit dem Hund?
- Bin ich bereit, in Training und Erziehung zu investieren?
- Kann ich ihm die richtige Umgebung bieten?
- Bin ich mir bewusst, dass diese Hunde eine starke Persönlichkeit haben und eine konsequente Führung benötigen?
- Bin ich bereit, mich auf eine enge Beziehung mit meinem Herdenschutzhund einzulassen?
Wenn du all diese Fragen mit einem begeisterten “Ja!” beantworten kannst, dann steht einem Abenteuer mit einem Herdenschutzhund nichts mehr im Wege.