Der Frühling ist endlich da und mit ihm kommt auch die aktive Zeckenzeit. Zecken sind bekannt dafür, dass sie verschiedene Krankheitserreger übertragen können. In diesem Artikel möchte ich dir eine dieser möglichen Krankheiten, die Babesiose, näherbringen. Dabei möchte ich vor allem aufklären und die unseriösen Berichte, die oft im Umlauf sind, entkräften.
Der Erreger der Hundemalaria
Die Babesiose wird durch Einzeller der Gattung Babesien verursacht. Es gibt verschiedene Varianten dieser Einzeller, aber für Hunde sind vor allem Babesia canis, gibsoni und vogeli relevant. Es gibt sogenannte “große Babesien” (B. canis und B. vogeli) und “kleine Babesien” (B. gibsoni). Ein interessantes Merkmal dieser Parasiten ist, dass sie von einer Zecke auf ihre Nachkommen in den Eiern übertragen werden können. Das bedeutet, dass nicht nur ausgewachsene Zecken infektiös sind, sondern auch Nymphenstadien die Babesiose übertragen können.
Von der Reise- zur heimischen Krankheit
Früher galt die Babesiose in Deutschland als eine Krankheit, die man sich nur im Ausland, insbesondere im Mittelmeerraum, zuziehen konnte. Doch drei Faktoren haben dazu geführt, dass Hunde sich heutzutage auch hierzulande durch den Biss einer Auwaldzecke infizieren können: Erstens hat der zunehmende Reiseverkehr Zecken mit Babesien nach Deutschland gebracht. Zweitens bringen viele importierte Hunde, zum Beispiel aus dem ehemaligen Ostblock, den Erreger mit. Und drittens begünstigt der Klimawandel die Ausbreitung der Zeckenarten, die die Krankheit übertragen.
Wie gelangt der Erreger in den Hund?
Sowohl die Auwaldzecke als auch die Braune Hundezecke können den Erreger übertragen. Beide Zeckenarten sind besonders aktiv zwischen März und Mai. Sie bevorzugen bestimmte Umgebungen und die Infektion mit Babesien tritt daher meist in sogenannten endemischen Gebieten auf. Eine Endemie ist eine Erkrankung, die in einem begrenzten Gebiet immer wieder gehäuft auftritt. Die Übertragung der Babesien auf den Hund erfolgt während des Blutsaugens. In der Regel geschieht dies jedoch erst etwa 24 Stunden nach dem Erstkontakt. Eine weitere Übertragungsmöglichkeit ist eine Bluttransfusion. Auch die Übertragung von Mutterhündin auf Nachkommen wurde bei den kleinen Babesien nachgewiesen.
Neben der Babesiose können Zecken noch andere Krankheiten übertragen, die früher als reine Reisekrankheiten galten, wie die Ehrlichiose und die Anaplasmose.
Was passiert im Körper des Hundes?
Nach der Infektion nisten sich die Babesien in den roten Blutzellen des Hundes ein. Dadurch kommt es zur Zerstörung vieler roter Blutzellen, was zu einem mangelhaften Sauerstofftransport im Blut und im schlimmsten Fall zu Nieren- und Leberversagen führen kann. Selbst wenn ein Hund die Erkrankung scheinbar übersteht, kann das Immunsystem nicht alle Erreger eliminieren. Dadurch können Hunde zu stillen Überträgern werden, die keine Symptome mehr zeigen, aber dennoch infektiös sind. Wenn eine Zecke dann das Blut eines solchen Hundes saugt und später andere Hunde befällt, kann sie die Babesien auf diese übertragen und somit eine Infektion verursachen.
Welche Symptome zeigt ein Hund bei Hundemalaria?
Die ersten Anzeichen treten in der Regel etwa 5-7 Tage nach dem Zeckenbiss auf. Infizierte Hunde zeigen ein gestörtes Allgemeinbefinden mit Fieber, Fressunlust, blassen Schleimhäuten und Abgeschlagenheit. Sie können rötlich verfärbten Urin haben, gelbe Haut und Schleimhäute aufweisen und in schweren Fällen sogar eine Bauchwassersucht entwickeln. Wenn das zentrale Nervensystem beteiligt ist, können Lähmungen und epileptische Anfälle auftreten.
Unbehandelt endet eine akut oder perakut verlaufende Babesiose in der Regel innerhalb von 2-5 Tagen tödlich. Welche Symptome ein Hund genau zeigt, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Gesundheitszustand des Hundes und der Art der Babesien ab.
Wie wird die Hundemalaria diagnostiziert?
Bei Verdacht auf Babesiose wird eine Blutuntersuchung durchgeführt. Dabei wird unter anderem der Antikörperspiegel (ab dem 10. Tag nach der Infektion) gemessen und mittels PCR das Erbgut des Erregers nachgewiesen.
Es ist auch möglich, die Babesien im Blutausstrich unter dem Mikroskop nachzuweisen. Eine zeitnahe Blutentnahme ist dabei entscheidend und kann maßgeblich zur Verbesserung der Prognose beitragen.
Wie wird die Hundemalaria behandelt?
Die Therapie ist individuell und richtet sich nach der Art der Babesien und den Symptomen. Eine Infektion mit B. vogeli wird zum Beispiel mit Imidocarb behandelt. Wenn eine fortgeschrittene Blutarmut festgestellt wird, kann eine Bluttransfusion erforderlich sein. Dein Tierarzt wird entsprechend handeln oder dich an Fachpersonal überweisen.
Wie kann man der Hundemalaria vorbeugen?
Früher ging es vor allem darum, bekannte Endemiegebiete zu meiden, vor allem im Mittelmeerraum. Doch mittlerweile sind die Überträgerzecken auch hierzulande heimisch geworden. Daher ist der beste Schutz vor Zecken die beste Prophylaxe. Es gibt verschiedene Darreichungsformen wie Tabletten, Spot-Ons oder Halsbänder. Es ist leicht den Überblick zu verlieren, daher ist es am besten, deinen Tierarzt um Rat zu fragen. Das regelmäßige Absammeln kann unter Umständen ebenfalls einen gewissen Schutz bieten, muss jedoch täglich und gründlich durchgeführt werden, da selbst die Nymphenstadien die Babesien innerhalb von 24 Stunden übertragen können. Menschen können übrigens auch infiziert werden, jedoch nur von Babesia divergens und Babesia duncati.
Dieser Artikel bietet eine Zusammenfassung verschiedener Fachquellen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei weiteren Fragen steht dein Tierarzt zur Verfügung.
Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit ist seit 2012 praktizierender Tierarzt für Kleintiere in Engelskirchen bei Köln und leitet dort gemeinsam mit seiner Frau eine Praxis. Sein Fachgebiet liegt vor allem in der Zahnmedizin für Hunde und Katzen. In seiner Freizeit bloggt er auf Facebook und Instagram.