Viele Katzenliebhaber träumen von einer hypoallergenen Katze. Denn wenn man bereits eine Katzenallergie hat und eine Katze im Haushalt lebt, lautet der oft gegebene Rat, sich von der Katze zu trennen. Das ist jedoch für die meisten Katzenhalter undenkbar. Außerdem möchten viele Menschen gerne eine Katze haben und vor allem Kinder reagieren ungern auf das Verbot einer Katze. Die Frage lautet also: Gibt es wirklich allergenfreie Katzen? Diese Frage diskutierte MeinAllergiePortal mit Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann, einem renommierten Experten auf dem Gebiet der Allergologie.
Gibt es hypoallergene, also allergenfreie Katzen?
Leider muss ich die Katzenliebhaber enttäuschen. Es gibt auf der ganzen Welt keine komplett hypoallergenen Katzen, die kein Fel d 1 produzieren. Doch es gibt Katzen, die unterschiedlich allergen sind. Manche Katzen können viele Allergene produzieren und bei den Besitzern möglicherweise starke Symptome auslösen. Die allergenarmen Katzen hingegen können unter Umständen weniger starke Allergiesymptome verursachen.
Warum sind manche Katzen weniger allergen als andere?
In Studien mit Katzen und Katzenallergikern wurden verschiedene mögliche Gründe dafür gefunden, warum manche Katzen weniger Allergene haben als andere, auch wenn sie nicht allergenfrei sind.
Diese Faktoren können die Allergenproduktion bei Katzen beeinflussen:
- Die Tageszeit
- Die Jahreszeit
- Das Alter
- Das Geschlecht
- Kastriert oder nicht kastriert
Möglicherweise erklärt dies auch, warum manche Katzenallergiker überzeugt sind, dass sie nur auf fremde Katzen allergisch sind, nicht aber auf ihre eigenen Haustiere.
Die Rolle der Tageszeit bei der Produktion von Allergenen bei Katzen
Studien aus den USA und Kanada haben gezeigt, dass der Speichel von Katzen am Morgen weniger Allergene enthält als am Nachmittag. Ein früherer Kontakt mit den Katzenhaaren könnte also zu weniger Allergiesymptomen führen.
Wie beeinflusst die Jahreszeit den Allergenausstoß bei Katzen?
Die gleiche Studie ergab, dass die Allergenmenge im Speichel im September und Oktober deutlich höher war als im Juli und August. Das könnte erklären, warum manche Allergiker im Sommer weniger stark auf Katzen reagieren als im Herbst.
Die Rolle des Alters der Katze für die Allergenproduktion
Je älter die Katze, desto geringer ist der Allergengehalt im Speichel. Es ist also möglich, dass ältere Tiere für Menschen mit einer Katzenallergie besser verträglich sind.
Die Rolle des Geschlechts der Katze für die Allergenität
Das Geschlecht der Katze hat einen erheblichen Einfluss auf den Allergengehalt in den Absonderungen. Weibliche Katzen haben weniger Allergene als Kater und sind daher möglicherweise besser für Katzenallergiker geeignet. Anders ausgedrückt: Weibliche Katzen sind hypoallergener als männliche Katzen.
Macht es einen Unterschied, ob eine Katze oder ein Kater kastriert ist?
Bei weiblichen Katzen macht es für Allergiker keinen Unterschied, ob sie kastriert sind oder nicht. Bei männlichen Katern sieht das anders aus. Das männliche Geschlechtshormon Testosteron im Blut verstärkt die Bildung von Allergenen. Deshalb haben kastrierte Kater im Vergleich zu unkastrierten Katern nur etwa die Hälfte der Allergene. Für Katzenallergiker sind also weibliche Katzen oder kastrierte Kater die bessere Wahl.
Die Rolle der Katzenrasse für den Allergenausstoß
Da Katzen sich häufig putzen, gelangen die Allergene über den Speichel auf das Fell und bleiben dort haften. Wenn man also eine Katzenrasse wählt, die wenig haart, verringert man das Potenzial für Allergien. Es gibt immer wieder Berichte über bestimmte Katzenrassen, die von Natur aus hypoallergen sein sollen, wie zum Beispiel die Cornish Rex oder Cornish Devonshire Rex. Allerdings gibt es dafür keine Belege.
Welche Katzenrassen haaren wenig?
Einige Katzenrassen verlieren relativ wenig Haare. Dazu gehören:
- Britisch Kurzhaar
- Orientalische Kurzhaarkatze
- Siamkatze
- Burma
- Russisch blau
- Sphynx (Nacktkatze)
Natürlich verliert auch die Sphynx wenig Haare, da sie jedoch Speichel produziert, können auch bei ihr Allergene auftreten. Interessanterweise wird auch die sibirische Waldkatze, die ein langhaariges Fell hat, oft als weniger allergieauslösend beschrieben.
Haben sanfte Katzen weniger Allergene als wilde Katzen?
Ganz im Gegenteil! In einer amerikanischen Studie wurde festgestellt, dass gerade aggressive Katzen deutlich weniger allergen waren als zutrauliche Samtpfoten.
Versuche, allergenfreie Katzen zu züchten
Es gibt immer wieder Versuche, allergenfreie Katzenrassen zu züchten. Leider sind alle bisherigen Versuche gescheitert.
Was können Katzenallergiker tun, die sich eine Katze wünschen?
Ich empfehle Katzenallergikern, im Tierheim nach einer Katze zu suchen, die den als allergenarm beschriebenen Eigenschaften entspricht.
Allergenärmere Katzen sind:
- Ältere Katzen
- Weibliche Katzen
- Kastrierte Kater
- Wenig haarende Katzen
- Etwas “ruppigere” Katzen
Man kann das Tier dann vorübergehend aufnehmen und überprüfen, ob Allergiesymptome auftreten. Dies sollte sich innerhalb von Stunden oder Tagen zeigen.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Maßnahmen, um die Allergenbelastung im Haushalt gering zu halten. Dazu gehört eine entsprechende Einrichtung, die wenig Haftfläche für Katzenallergene bietet und leicht zu reinigen ist. Staubsauger und Luftreiniger mit HEPA-Filter können ebenfalls helfen.
Abschließend gibt es auch die Möglichkeit, sich durch Spritzen oder Einnahme des Katzenallergens Fel d 1 desensibilisieren zu lassen. In den meisten Fällen ist dies sehr effektiv.
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Prof. Bergmann für dieses Gespräch!