Die Entscheidung zwischen dem Internationales Bakkalaureat (IB) und dem deutschen Abitur (Abitur) kann für Schülerinnen und Schüler eine große Herausforderung sein. Doch was ist, wenn man sich für das IB entscheidet und anschließend in Deutschland studieren möchte? Leider stoßen IB-Absolventinnen und -Absolventen hierzulande auf große Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten. In einem Brief an das Kultusministerium der Bundesrepublik Deutschland wird diese Problematik auf den Punkt gebracht.
Einblick in die Lage der IB-Schülerinnen und -Schüler
Die Autorin des Briefes, eine ehemalige Schülerin einer IB-Schule in Thüringen, hat ihr IB mit 39 von 45 Punkten abgeschlossen. Trotz dieser beeindruckenden Leistung muss sie feststellen, dass ihre Chancen auf einen Medizinstudienplatz in Deutschland äußerst gering sind. Anstatt ihre 39 Punkte entsprechend anzuerkennen, wird ihr IB als “ausländische Hochschulzulassung” behandelt. Das Kultusministerium scheint keine Beachtung darauf zu legen, welche Fächerkombination gewählt wurde oder welche Fächer als Leistungskurse absolviert wurden.
Eine ungerechte Behandlung
Die Autorin fragt sich zu Recht, warum sie als deutsche Staatsbürgerin aufgrund ihres internationalen Bildungsweges schlechter behandelt wird. Sie hat sich zwei Jahre lang intensiv auf ihr IB vorbereitet und dieses unter anspruchsvollen Bedingungen absolviert. Im Gegensatz zu Abiturientinnen und Abiturienten schreiben IB-Schülerinnen und -Schüler innerhalb von nur drei Wochen 14-18 Prüfungen in allen Fächern. Dabei werden bereits Unistoffe behandelt, Experimente durchgeführt und Protokolle angefertigt. Zudem müssen die Schüler soziale, kreative und sportliche Tätigkeiten absolvieren und das alles auf Englisch. Die Unterschiede zum Abitur sind zahlreich und die Autorin bittet um eine gerechte Behandlung.
Mangelnde Anerkennung des IB in Deutschland
Die Autorin steht vor der Frage, warum die Umrechnung von IB in Abitur nur Bewertungen wie 1,5 oder 1,3 zulässt und keine Noten wie 1,4 oder 1,2. Warum ist ein Abitur von 1,4 für IB-Schülerinnen und -Schüler nicht erreichbar? Eine Formel, die derartige Ungerechtigkeiten hervorruft, ist fragwürdig. Sie weist darauf hin, dass viele deutsche Universitäten IB-Schülerinnen und -Schüler nicht angemessen berücksichtigen, während internationale Universitäten, wie beispielsweise die renommierte Universität Oxford, IB-Schülern schon ab 36 Punkten einen Medizinstudienplatz anbieten.
Forderung nach Veränderung
Die Autorin bittet das Kultusministerium, sich intensiver mit dem IB auseinanderzusetzen und es so zu verstehen und anzuerkennen wie andere Länder es tun. Sie betont die Bedeutung von Vielfalt im deutschen Bildungssystem und schlägt vor, dass deutsche Universitäten die Anforderungen an IB-Schülerinnen und -Schüler transparent machen, anstatt das IB in das deutsche Schulsystem zu zwängen. Sie hofft auf eine zukunftsorientiertere und weltoffenere Haltung Deutschlands in Bezug auf das IB.
Abschließende Worte
Die Autorin appelliert an das Kultusministerium, diese Ungerechtigkeit so schnell wie möglich zu beheben. Sie möchte eine Rückmeldung und ein Bemühen, die Angelegenheit zu verbessern. Sie weist darauf hin, dass gut ausgebildete IB-Schülerinnen und -Schüler nicht ewig in einem System bleiben werden, das ihre Fähigkeiten nicht zu schätzen weiß. Es ist nicht nur bedauerlich für die Betroffenen, sondern auch für das deutsche Bildungssystem, das sich Möglichkeiten versperrt und talentierten jungen Menschen keine Chance bietet.
Original Article:
https://www.abiunity.de/forum/abitur-forum-deutsch/abi-oder-ib-brief-kultusministerium-38902