Es war einer dieser typischen Abende: ein langer Arbeitstag, die Kinder ins Bett gebracht und gerade noch genug Zeit für einen Happen zu essen. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich muss noch einkaufen! Der Kühlschrank war fast leer und morgen ist Sonntag – es war bereits 21:30 Uhr. Glücklicherweise haben die Supermärkte bei uns um die Ecke meistens bis 23:00 Uhr geöffnet. Also stopfte ich einen Stoffbeutel in meine Jackentasche und machte mich auf den Weg. Eigentlich nichts Ungewöhnliches nach einem langen Arbeitstag. Doch dieser Einkauf sollte meine Sicht auf den Supermarkt komplett verändern.
Der normale Wahnsinn und eine unerwartete Überraschung
Zunächst schien alles wie immer. Vor dem Rewe um die Ecke traf ich zufällig einen Arbeitskollegen, der ebenfalls noch einmal loszog. Nach einem kurzen Plausch im Laden erleichterte sich mein Stress: Weder Gemüse noch Obst waren restlos ausverkauft, es gab sogar noch essbare Exemplare. Langsam füllte sich mein Einkaufskorb und ich konnte meine Liste abarbeiten. Nur noch zur Kasse und dann ab nach Hause. Doch es kam anders als erwartet.
Das Smartphone rettet den Tag
Während meiner hektischen Vorbereitungen war das Wichtigste zuhause geblieben: mein Portemonnaie. “Kann ich es kurz hierlassen?”, fragte ich den Kassierer. “Nur, wenn es schnell geht”, kam die leicht genervte Antwort. “Wann schließt ihr?” “Vor zwei Minuten.” Einen Umweg von mindestens zehn Minuten wollte ich mir ersparen. Während ich darüber nachdachte, wo ich sonst noch etwas zu Essen besorgen könnte, kam eine völlig überraschende Frage vom Kassierer: “Haben Sie Paypal?”
Bevor ich mich fragen konnte, seit wann man bei Rewe mit Paypal zahlen kann, sah ich bereits, wie der Kassierer seine eigene EC-Karte zückte. Er diktierte mir kurz seinen Namen für die Paypal-App und zog seine Karte durch den Schlitz. Und schon hatte ich meinen Einkauf mit meinem Smartphone bezahlt.
Das Einkaufen wie früher oder doch nicht?
Seit dieser freundlichen Geste des Kassierers betrachte ich das Einkaufen mit anderen Augen. Warum muss ich eigentlich mein Portemonnaie ständig mit mir herumschleppen, während mein Smartphone nie von meiner Seite weicht? In der U-Bahn, beim Fliegen und bei der Bahn habe ich längst auf digitale Tickets umgestellt und sogar meine Bahncard ist in der App gespeichert. Beim Einkaufen hingegen zahlen wir immer noch wie vor 30 Jahren, seitdem die EC-Karte das Bargeld ablöste.
Natürlich hat sich mit der Kreditkarte oder den immer beliebteren kontaktlosen Karten schon etwas verändert, aber im Grunde bleibt die Frage immer noch: “Bar oder Karte?”. Das Portemonnaie muss trotzdem mit. Und von vielen kleineren Läden und Cafés, die nur Bargeld akzeptieren, will ich gar nicht erst anfangen. In Bezug auf Zahlungen fühlt es sich in Deutschland manchmal immer noch etwas mittelalterlich an.
Der fehlende Schwung von Google Pay und das Fehlen von Apple Pay
In anderen Ländern ist man da schon weiter. In den USA, wo man sogar einen Kaugummi mit der Kreditkarte bezahlen kann, akzeptieren mittlerweile über die Hälfte der Einzelhandelsgeschäfte den Zahlungsdienst Apple Pay. In Deutschland ist dieser noch nicht einmal verfügbar, da Apple sich nicht mit den Banken einigen kann. Die Android-Version Google Pay funktioniert bereits, aber aufgrund fehlender Werbung weiß kaum ein Besitzer eines Android-Smartphones, dass er damit an vielen Terminals kontaktlos bezahlen kann – sei es bei Aldi, Penny oder Kaufhof. Wahrscheinlich nutzen es deshalb auch nur wenige. Als iPhone-Besitzer warte ich sehnsüchtig darauf, dass sich etwas tut. Besonders nach dem Paypal-Einkauf.
Natürlich könnte man argumentieren, dass auch bei der Bezahlung per Smartphone ein Portemonnaie notwendig ist. Immerhin benötigt man gelegentlich einen Personalausweis, die Krankenkassenkarte oder den Führerschein. Und diese kann mir leider weder ein Polizist noch eine Arzthelferin per Paypal vorstrecken. Aber ein Schritt nach dem anderen.