Vielleicht kommst du dir manchmal komisch vor, weil du dich nie so richtig angekommen fühlst. Du arbeitest auf ein großes Ziel hin, wie deinen Abschluss, die Deadline eines Projekts oder einen langgehegten Wunsch. Du sagst dir: “Wenn ich dieses Ziel erreicht habe, dann bin ich endlich glücklich.” Nach viel Einsatz und Aufwand erreichst du endlich dein Ziel und erfüllst scheinbar das Unmögliche. Erleichterung und Glück machen sich in dir breit. Aber kurz darauf merkst du schon wieder, dass du dich nicht lange darauf ausruhen kannst. Du findest immer wieder neue Dinge, die dich unzufrieden machen und an die du deinen inneren Frieden knüpfst. Ziemlich anstrengend, oder etwa nicht?
Warum scheint das Glück manchmal so unerreichbar?
Es kann ziemlich ermüdend sein, einem Glück hinterherzujagen, das man immer nur mit den Fingerspitzen erreicht und dann wieder verliert. Mit der Zeit geht oft auch die Motivation verloren. Warum machen wir das Ganze überhaupt, wenn wir sowieso nie zufrieden sind? Wir leben in einer Zeit, in der uns nahezu alle Möglichkeiten offenstehen. Das ist zwar schön, kann uns aber auch einschüchtern und überfordern.
Wenn wir alles erreichen können, was wir uns vorstellen, wofür sollen wir uns dann noch entscheiden? Unsere Großeltern haben davon geträumt, die gleichen Chancen wie wir heute zu haben. Doch dieser Zustand kann uns manchmal sogar handlungsunfähig machen. Wir haben Angst davor, die falsche Wahl zu treffen und uns an einen Weg zu binden, der uns nicht glücklich macht. Glück und Zufriedenheit sind schließlich das, worauf wir alle hinarbeiten.
Die Vergangenheit spielt eine Rolle
Auch Autor und Dozent Nir Eyal hat sich diese Frage gestellt. In “Psychology Today” erklärt er, dass wir einfach nicht dazu veranlagt sind, vollkommen zufrieden zu sein. Das klingt erst mal ernüchternd, aber dahinter steckt viel mehr. Evolutionär betrachtet war es für unsere Vorfahren überlebenswichtig, ständig auf der Hut zu sein und sich auf die nächste Bedrohung einzustellen. Weiterentwicklung und Fortschritt waren essenziell für das Überleben unserer Spezies. Der Drang dazu entstand allerdings aus dem Gefühl der Unzufriedenheit. Hätten sich unsere Vorfahren mit dem Minimum zufriedengegeben, wäre ihre Überlebenschance gering gewesen und die Menschheit hätte es wohl nicht sonderlich weit gebracht.
Laut Eyal lässt sich unsere Unzufriedenheit in vier Komponenten unterteilen. Sie sind der Grund dafür, warum wir das Gefühl von Glück nicht allzu lange aushalten können und warum es uns so schwerfällt.
1. Die Langeweile
Langeweile ist definitiv etwas, das wir vermeiden möchten. In einer Studie wurde festgestellt, dass die meisten Menschen lieber Schmerzen ertragen, als sich nur mit ihren eigenen Gedanken zu beschäftigen.
2. Der Negativitätsbias
Wir erinnern uns eher an negative Ereignisse als an positive. Das hat seinen Ursprung in der Evolution, denn es war wichtig, sich vor negativen Dingen zu schützen.
3. Das Grübeln
Wir verbringen oft viel Zeit damit, über Vergangenes nachzudenken. Das ist nicht per se schlecht, denn es hilft uns, aus Fehlern zu lernen und uns zu verbessern. Aber es kann uns auch einnehmen.
4. Hedonistische Adaption
Wir können uns nach dem Erreichen eines Ziels nicht lange zufriedengeben. Wir werden von neuen Zielen angezogen, die uns aber meistens nur bedingt glücklich machen und uns zu weiteren Zielen führen.
Und wie machst du das Beste daraus?
Das klingt erst mal ziemlich negativ und düster, ist es aber nicht. Wir sollten uns nicht zu sehr auf Meilensteine fokussieren, sondern versuchen, genau jetzt glücklich zu sein. Anstatt unsere Zufriedenheit an äußere Dinge zu knüpfen, sollten wir uns auf die kleinen Dinge des Alltags konzentrieren und dankbar dafür sein. So entkommen wir dem ewigen Hamsterrad der Unzufriedenheit und finden die Zufriedenheit, die schon längst in uns ist.