Die digitale Revolution, auch bekannt als Industrie 4.0, hat das Potenzial, deutsche Unternehmen international wettbewerbsfähiger zu machen. Durch internetbasierte Technologien soll die Effizienz in der Industrie gesteigert werden. Ursprünglich auf der Hannover Messe im Jahr 2011 vorgestellt, hat das Thema mittlerweile auch im internationalen Wettbewerb an Bedeutung gewonnen.
Die Herausforderungen des Mittelstands
Eine Studie der Technischen Hochschule Mittelhessen zeigt, dass der Mittelstand, der das Rückgrat der deutschen Industrie bildet, das Thema Industrie 4.0 bisher nicht ausreichend umgesetzt hat. Obwohl der Begriff in vielen Arbeitskreisen, Verbänden und Gremien diskutiert wird, geben 74% der Unternehmen an, den Begriff Industrie 4.0 zu kennen. Dennoch bieten 77% der Unternehmen keine internetbasierten Dienstleistungen für ihre Kunden an, obwohl ihnen bewusst ist, dass das Internet in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen wird.
Die aktuelle Situation in Deutschland
Die Daten der Studie zeigen deutlich, dass viele Unternehmen mit dem Konzept von Industrie 4.0 noch nicht viel anfangen können. Obwohl sie erkannt haben, dass das Internet in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen wird, haben die meisten Unternehmen noch immer wenige Geschäftsprozesse durch das Internet optimiert. Es fehlt an praktischen Beispielen, die als Referenzen in der mittelständischen Industrie gefordert werden.
Die Gefahr des Stillstands
Während wir in Deutschland weiterhin versuchen, einen standardisierten Rahmen für zukünftige digitale Innovationen zu schaffen, besteht die Gefahr, dass wir auf der einen Seite von China überholt werden, wo physische Produkte kopiert und zu günstigeren Preisen produziert werden, und auf der anderen Seite von den USA, wo innovative Geschäftsmodelle unsere Daten nutzen. Daten sind das Gold der digitalen Welt, aber wir haben es bisher nicht geschafft, dieses Gold durch innovative Geschäftsmodelle zu nutzen.
Neue Geschäftsmodelle als Herausforderung
In den USA wurden bereits in den letzten Jahren zahlreiche neue Geschäftsmodelle entwickelt, die ganze Industrien umkrempeln. Unternehmen wie Netflix, Uber und Airbnb sind nur einige Beispiele dafür. Es stellt sich die Frage, wo wir in den nächsten 10 Jahren in der digitalen Wertschöpfungskette stehen werden. Werden wir nur noch Zulieferer von Produktideen für China sein oder standardisierte Datenlieferanten für die Datenriesen in den USA?
Der Weg vorwärts
Es ist an der Zeit, dass der Mittelstand die digitale Transformation ernst nimmt und den Innovationsprozess vorantreibt. Wir müssen Industrie 4.0 nicht in ein enges Schema pressen, sondern offen für neue Ideen und Geschäftsmodelle sein. Die Implementierung einer “digitalen Verwaltungsschale” allein wird den Mittelstand nicht effizienter machen. Es ist an der Zeit, dass wir aus der Theorie in die Praxis kommen.
Die Unterstützung des BMWi
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat erkannt, dass der Mittelstand Unterstützung benötigt und fördert ab 2016 fünf Zentren im Rahmen des Programms “Mittelstand 4.0”. Diese Zentren sollen dabei helfen, Erkenntnisse aus der Forschung in die Praxis umzusetzen. Eine vielversprechende Initiative, die hoffentlich dazu beitragen wird, den Mittelstand dort abzuholen, wo er steht.
Industrie 4.0 ist eine Chance für den deutschen Mittelstand, aber es wird Zeit, dass wir aufholen und die digitale Revolution nicht verschlafen. Lasst uns gemeinsam die Zukunft gestalten und den Mittelstand zu einem Vorreiter in der digitalen Industrie machen.