Leipzig, im 19. Jahrhundert ein bekannter Industriestandort, hat sich seit der Wende stark verändert. Viele der alten Fabriken wurden saniert und umgewandelt. Es gibt zahlreiche verschiedene Umnutzungen, von Künstlerateliers bis hin zu Loftwohnungen. Einer dieser beeindruckenden Industriebauten ist das Panometer Leipzig, das wir uns genauer anschauen wollen.
Das Umnutzungskonzept des Gasometers
Das Panometer Leipzig befindet sich im Stadtteil Connewitz und ist ein Beispiel für ein gelungenes Umnutzungskonzept. Es basiert auf dem alten Gasometer, der früher die Gasvorräte für Leipzig speicherte. Heute nutzt der Architekt und Künstler Yadegar Asisi das runde Gebäude, um seine beeindruckenden 360-Grad-Panoramen auszustellen.
Aber was genau ist ein Gasometer und warum standen diese runden Gebäude ursprünglich in Leipzigs Süden? Die Gasometer wurden um 1900 in der Nähe der hiesigen Gaswerke erbaut. Sie dienten der Speicherung von Gas für den schwankenden Absatzmarkt. Die gemauerten Wände schützten vor Wettereinflüssen und sorgten für konstante Temperaturen im Inneren. Das eigentliche Gas wurde in einer innenliegenden Glasglocke gespeichert.
Die Gasometer spielten eine wichtige Rolle in Leipzig bis zum Jahr 1977, als die Gasversorgung auf Ferngas umgestellt wurde. Dadurch verloren die Gebäude ihre Funktion und gerieten in Vergessenheit.
Das Panometer Leipzig – Eine neue Funktion
Erst im Jahr 2002 wurde der Gasometer saniert und zu einem “Panorama Museum” umgebaut. Die Idee, das runde Gebäude als Panoramahülle zu nutzen, ist jedoch nicht neu. Bereits im 19. Jahrhundert besuchte die Bevölkerung rotundenförmige Gebäude, um Panoramabilder von vergangenen Schlachten zu betrachten.
Auch im Panometer Leipzig wurden schon Schlachten als Motiv für Panoramen genutzt, wie zum Beispiel die Leipziger Völkerschlacht von 1813. Derzeit können Besucher ein gigantisches, detailreiches Gartenpanorama bewundern. Im Inneren des Gebäudes wurde ein zusätzliches rundes Stahlgerüst aufgestellt, an dem die Leinwand befestigt ist. Der Raum ist abgedunkelt und Klänge begleiten die visuelle Erfahrung.
Diese außergewöhnliche Nutzung des Gebäudes lockt auch heute noch viele Touristen an. Sie können den begehbaren Stahlturm in der Mitte des Raumes erklimmen und das Panorama aus verschiedenen Perspektiven betrachten.
Weitere beeindruckende Panoramen
Neben dem Panorama des Gartens gibt es im Panometer Leipzig weitere eindrucksvolle Werke zu bewundern. Eines davon ist das Panorama des gewaltigen Mount Everest, das von 2003 bis 2005, 2012 und 2013 ausgestellt wurde. Yadegar Asisi führte die Besucher auf eine Expedition in das 6.000 Meter hohe “Tal des Schweigens” im Himalaya-Gebirge. Hierbei vermied er bewusst die Darstellung des Gipfels, um die Ehrfurcht vor dem höchsten Berg der Welt zu vermitteln.
Ein weiteres Panorama ist “NEW YORK 9/11”, das ab Juli 2021 gezeigt wird. Hierbei setzt sich Asisi mit den Angriffen auf das World Trade Center und den daraus resultierenden Kriegen auseinander. Die Ausstellung thematisiert die Reaktionen und Antworten auf Gewalt und wirft einen Blick auf die Kultur- und Religionskonflikte, die bis heute fortbestehen.
Noch bis Juni 2021 können Besucher das Panorama “CAROLAS GARTEN – Eine Rückkehr ins Paradies” bestaunen. Dieses beeindruckende Werk ermöglicht es den Besuchern, die Natur aus dem Mikrokosmos zu erleben und sich wie ein Blütenpollen in einem heimischen Garten zu fühlen.
Der Architekt und Künstler Yadegar Asisi
Yadegar Asisi ist ein gebürtiger Wiener, der sowohl als Künstler als auch als Architekt tätig ist. Er studierte Architektur an der Technischen Universität Dresden und Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 2003 konzentriert er sich auf die Erstellung von Panoramen, die im Panometer Leipzig sowie im Panometer Dresden ausgestellt werden.
Das Panometer Leipzig ist ein beeindruckendes Beispiel für die gelungene Umnutzung eines Industriebaus. Es zeigt die Vielfalt der Möglichkeiten, die solche alten Gebäude bieten. Besucher können hier einzigartige Panoramen erleben und in die faszinierende Welt von Yadegar Asisi eintauchen.