Die Gefängnisinsassen, die sich im Knast tätowieren, setzen sich oft dem Risiko von Krankheiten wie Hepatitis und HIV aus. In Luxemburg jedoch können Häftlinge sich in einem sterilen und sicheren Tattoo-Studio tätowieren lassen.
Die Gefangenen verwendeten früher alle möglichen Gegenstände wie Nähnadeln oder Kanülen, um sich zu tätowieren. Diese improvisierten Werkzeuge wurden häufig aus Teilen von CD-Playern oder Rasierapparaten hergestellt. Das Ergebnis war eine einfache, aber rustikale Tätowiervorrichtung.
Tätowierungen mit gemeinsam benutzten Nadeln bergen jedoch ein erhebliches Risiko für die Übertragung von Krankheiten wie HIV, Hepatitis und Tuberkulose, insbesondere unter Gefangenen, da der Anteil von Menschen mit diesen Erkrankungen im Gefängnis höher ist als im Durchschnitt der Bevölkerung.
Das Gefängnis Schrassig in Luxemburg hat etwa 600 Haftplätze. Hier werden jährlich rund 1.000 Häftlinge aufgenommen. Innerhalb von 24 Stunden nach der Aufnahme werden ihnen Bluttests angeboten, um Krankheiten wie HIV, Hepatitis A, B und C sowie Syphilis zu erkennen. Über 95 Prozent der Neuzugänge nehmen das Angebot an.
Eine Untersuchung ergab, dass etwa ein Drittel der Gefangenen in Schrassig ein Tattoo hatte. Etwa 100 Insassen hatten sich sogar während ihrer Haftzeit tätowieren lassen. Angesichts dieser Ergebnisse beschloss eine Kollegin von Mike Conrath, dem Pfleger auf der Krankenstation, das Inmates Tattoo Studio zu eröffnen – das erste Tätowierstudio hinter Gittern.
Das Ziel des Projekts ist es, den Schaden durch Drogenkonsum und Tätowieren in Grenzen zu halten. Durch die Bereitstellung steriler Materialien und einer sauberen Umgebung können die Insassen unter sicheren Bedingungen tätowieren.
Die Knast-Tätowierer wurden von Mike Conrath geschult und erhielten Informationen zur Hygiene, zur Vermeidung der Übertragung von Krankheiten und zur Pflege der Tätowierungen. Seit der Eröffnung des Inmates Tattoo Studios sind bereits über 200 Termine vergeben worden. Dabei haben 19 Tätowierer, darunter eine Frau, mehr als 140 Insassen tätowiert.
Die Qualität der Tätowierungen variiert stark. Einige Gefangene sind fast so gut wie professionelle Tätowierer, während andere nur einfache Knast-Tattoos anbieten können. Dennoch sind die Insassen mit den Ergebnissen zufrieden.
Das Inmates Tattoo Studio in Luxemburg ist ein erfolgreiches Modell, das die Gesundheit der Gefangenen schützt. Warum es Projekte wie dieses nicht auch in anderen Ländern gibt, liegt wahrscheinlich am Budget und den Möglichkeiten. Luxemburg kann sich dieses Projekt leisten, während es in Deutschland aufgrund der größeren Anzahl von Gefängnissen und Insassen möglicherweise nicht finanzierbar wäre. Dennoch bleiben die Argumente für eine solche Initiative bestehen.