Insolvenzantrag gestellt: Beliebtes italienisches Restaurant vor dem Aus

Insolvenzantrag gestellt: Beliebtes italienisches Restaurant vor dem Aus

Hannover. Wie lange wird eines der beliebtesten italienischen Restaurants in der Stadt noch überleben können? Aktuell läuft ein Insolvenzantragsverfahren gegen die “XII Apostel Gastrobetrieb GmbH”. Jens Buck, Sprecher des Amtsgerichts, bestätigte dies auf Nachfrage der NP.

Zoll soll Büros durchsucht haben

Der Rechtsanwalt Udo Müller wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt. Nach Informationen der NP wurde der Insolvenzantrag vom Finanzamt gestellt. Die GmbH soll Steuerschulden in Höhe von rund 260.000 Euro haben. Doch das ist noch nicht alles. Weitere Klagen sind laut NP-Informationen im Gange. Zahlreiche Mitarbeiter sollen nicht bezahlt worden sein, einige haben bereits rechtskräftige Urteile vorliegen und warten nun auf ihr Geld. Insolvenzverwalter Müller wollte sich dazu nicht äußern. Er sammelt derzeit Informationen, um zu prüfen, ob eine Insolvenz vorliegt. Im Februar soll der Zoll außerdem die Büros in der Pelikanstraße durchsucht haben. “Aus datenschutzrechtlichen Gründen können wir uns dazu nicht äußern”, so Hauptzollamtssprecher Hans-Werner Vischer.

Wer ist Mustapha S.?

Der aktuelle Geschäftsführer der insolventen GmbH ist Mustapha S.. Insolvenzverwalter Müller gibt zu, bisher noch nicht persönlich mit S. gesprochen zu haben. Zufall? Ein ehemaliger Mitarbeiter vermutet, dass sich hinter Mustapha S. eine Scheinidentität verbirgt. Müller hat bisher nur mit dem ehemaligen Geschäftsführer Timur Y. gesprochen. Dieser sagte gegenüber der NP: “Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Wir haben alle Rechnungen bezahlt.”

Mit der Übernahme des XII Apostel durch Timur Y. und seinen Schwager Ferdi G. im Februar 2016 begann der Niedergang des Restaurants, behauptet der ehemalige Mitarbeiter gegenüber der NP. Nach einigen Monaten gründete das Duo die “Mediterrano Gastrobetrieb GmbH”. In der Folge kauften Y. und G. das Mediterrano in Lehrte und eröffneten in Hannover zwei weitere Restaurants, das Já Dore und das Rocca Massima. Außerdem übernahmen sie die beiden XII-Apostel-Restaurants in Berlin.

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Immer mehr Restaurants ohne ausreichendes Kapital

“Diese ganzen Restaurants wurden alle gekauft, aber es war nie genug Geld vorhanden”, sagt der ehemalige Mitarbeiter Peter A. (Name geändert). Handwerksfirmen, Lieferanten und Mitarbeiter warteten alle auf ausstehende Zahlungen. Als diese nicht beglichen wurden, häuften sich die Klagen.

Die Berliner Restaurants sind mittlerweile vollständig geschlossen, ebenso das Já Dore in der Hainhölzer Straße. Auch das Rocca Massima in der Kurze-Kamp-Straße wird nicht mehr von Y. und G. betrieben. Es überrascht daher nicht, dass gegen die “Mediterrano Gastrobetrieb GmbH” im Februar dieses Jahres ebenfalls ein Insolvenzantragsverfahren eingeleitet wurde.

Timur Y. gab die Geschäftsführung der “XII Apostel Gastrobetrieb GmbH” bereits Mitte 2017 ab. Das Restaurant in der Pelikanstraße besteht derzeit weiter. Geschäftsführerin der neugegründeten “Amaro Apostel Gastro GmbH” ist Gülseren Y., die Mutter von Timur. Welche Auswirkungen die Insolvenz der alten GmbH auf die neue hat, ist noch unklar. Die Geschäftsführerin war am Dienstag für die NP nicht erreichbar. Abdulhadi Y., der Vater, der laut dem ehemaligen Mitarbeiter A. eigentlich die Fäden zieht, taucht nirgendwo auf. A. behauptet, Timur und Ferdi seien nur seine Handlanger. A. wartet ebenfalls noch auf sein Geld. Ihm stehen mehr als 60.000 Euro aus erbrachten Dienstleistungen zu. Ein Versäumnisurteil liegt bereits vor. Für ihn steht fest: “Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch das XII Apostel schließen muss.”

Von Timo Gilgen