Ein Hund kann manchmal mit seltsamen Symptomen überraschen. So erging es uns vor kurzem mit unserem 10-jährigen Whippetrüden Moony. Sein linkes Auge blieb unabhängig vom Lichteinfall weit geöffnet, während sein rechtes Auge normal funktionierte. Aufgrund dieser einseitigen Dysfunktion haben wir uns besorgt auf die Suche nach Antworten gemacht.
Ein alarmierendes Symptom
Eine solche Konstellation kann auf einen Schlaganfall hindeuten. Glücklicherweise zeigte Moony jedoch keine weiteren Ausfallerscheinungen, sodass wir keine sofortigen Maßnahmen ergreifen mussten. Dennoch haben wir sofort einen Termin in einer auf Augenbehandlungen spezialisierten Tierklinik vereinbart.
Die erste Diagnose: Irismelanom
Die Tierärzte in der Klinik haben bei Moony eine Verfärbung am unteren rechten Rand der Iris festgestellt. Die Diagnose lautete Irismelanom, das die Funktionalität der Iris einschränkt. Die Iris wurde mit Augentropfen behandelt, um die Pupille zu verengen. Dies führte jedoch zu einer ungewöhnlichen, sanduhrförmigen Pupille mit ausgefransten Rändern. Obwohl sich die Iris im Melanombereich zusammenzog, wurde es nicht größer. Auf unsere Nachfrage hin wurde die Diagnose bestätigt, und eine Zyste als Differentialdiagnose ausgeschlossen, da sie kugelförmig ist und sich deutlich von der Iris abhebt.
Die empfohlene Therapie: Entfernung des Auges
Die Tierklinik erklärte uns, dass Melanome fast immer bösartig sind und eine Entfernung des Auges in der Regel unumgänglich ist. Eine alternative Behandlungsmöglichkeit wurde nicht erwähnt. Wir sollten in vier Wochen zur Kontrolle wiederkommen, und wenn das Melanom wachsen würde, müsste das Auge sofort entfernt werden.
Eigene Recherchen und Zweifel
Nach der ersten Diagnose haben wir selbst recherchiert und dabei einige Fragen aufgeworfen:
- Warum änderte sich das Melanom nicht, als die Iris mittels Augentropfen kontrahiert wurde?
- Was sind das für Fransen und Fäden am Rand der Iris?
- Warum wurde eine Laserbehandlung für Irismelanome nicht erwähnt?
- Warum muss das Auge entfernt werden, wenn Irismelanome bei Hunden im Gegensatz zu Katzen selten metastasieren?
Eine zweite Meinung einholen
Angesichts unserer Zweifel war klar, dass wir eine zweite Meinung einholen mussten. Durch Bekannte sind wir auf eine Tierärztin in Bonn gestoßen, die sich ausschließlich auf Augenkrankheiten bei Tieren spezialisiert hat.
Die zweite Diagnose: Zwei unabhängige Erkrankungen
Schon beim ersten Blick der Spezialistin wurden ernsthafte Zweifel an der ursprünglichen Diagnose laut. Eine gründliche Untersuchung der Iris und des Augenwinkels brachte dann eine Erklärung, die alle offenen Fragen beantwortete und für uns logisch und nachvollziehbar war.
Die Verfärbung, die die Tierklinik als Irismelanom betrachtete, befand sich nicht auf der Iris, sondern am Innenrand der Hornhaut. Dadurch wurde ein Irismelanom ausgeschlossen. Die statische Größe der Verfärbung trotz einer Veränderung der Iris konnte so erklärt werden. Es handelte sich um die leere Hülle einer ehemaligen Iriszyste, die sich dort abgelagert hatte.
Die Dysfunktion der Iris ließ sich auf eine Irisatrophie zurückführen. Die Muskeln der Iris bilden sich zurück, was die Fransen am Rand der Iris erklärt. Der feine Faden war der Rest einer Muskelfaser der Iris.
Sowohl Iriszysten als auch Irisatrophien sind bei älteren Hunden weit verbreitet, jedoch harmlos und bedürfen keiner Therapie oder Operation.
Fazit und Empfehlung
Die fehlerhafte Diagnose eines Irismelanoms hätte fast dazu geführt, dass Moony ein gesundes Auge entfernt worden wäre. Bei Verdacht auf ein Irismelanom sollte eine Iriszyste unbedingt differentialdiagnostisch abgegrenzt werden, da sie häufig vorkommt.
Ein herzliches Dankeschön geht an Dr. Hertslet in Bonn, die mit viel Geduld und Kompetenz die richtige Diagnose gestellt und uns umfassend aufgeklärt hat.