Der christliche Glaube basiert darauf, dass Gott existiert, sich in Jesus Christus offenbart hat und dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Doch kann diese Hoffnung noch rational verteidigt werden? Haben die Naturwissenschaften nicht längst gezeigt, dass der Glaube an den christlichen Gott, der die Toten wieder zum Leben erweckt, irrational und unvernünftig ist? Der renommierte Theologe und Philosoph Prof. Dr. Dr. Benedikt Göcke hat sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt.
Die Wandelbarkeit der Vorstellung von Gott
Laut Prof. Göcke hat sich die christliche Vorstellung von Gott in den letzten 100 Jahren gewandelt. Es gibt einen Konsens in der Philosophie und Theologie, dass Gott, wenn er existiert, eine perfekte und anbetungswürdige Wesenheit ist, die die Welt aus dem Nichts erschaffen hat. Doch die Konzepte darüber, was genau ein perfektes und anbetungswürdiges Wesen sein sollte, haben sich im Laufe der Zeit verändert und werden sich weiterentwickeln. Es gibt verschiedene Ansätze und Theorien, wie wir Menschen über Gott sprechen können.
Naturwissenschaften und der Glaube an Gott
Trotz des Wissenszuwachses in den Naturwissenschaften bleibt es falsch anzunehmen, dass sie unaufhörlich immer mehr Wissen über die Wirklichkeit ansammeln. Die naturwissenschaftliche Theorie- und Modellbildung verläuft sprunghaft und es existieren oft mehrere gleichwertige Ansätze zur Erklärung desselben Phänomens. Zudem sind naturwissenschaftliche Theorien immer in größere philosophische und weltanschauliche Kontexte eingebettet. Die Naturwissenschaften allein können nicht über den Wert des Lebens oder über ethische Fragen entscheiden. Diese Themen werden in Philosophie und Theologie behandelt, einschließlich der Bibel, die als Reflexion der Erfahrungen der Menschen mit Gott verstanden werden sollte.
Es gibt jedoch auch Argumente, die sich auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse stützen und zeigen, dass es vernünftig ist, von der Existenz Gottes auszugehen. Ein Beispiel dafür ist das Kalam-kosmologische Argument, das darauf basiert, dass das Universum vor 13,8 Milliarden Jahren begann zu existieren und dass die Ursache für diese Existenz keine physikalische Ursache sein kann. Das Argument besagt, dass die Ursache eine Person sein muss, die das Universum erschaffen wollte.
Der Glaube an die Auferstehung nach dem Tod
Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist ein zentraler Gedanke im Christentum. Ob wir tatsächlich auferstehen werden, ist natürlich nicht mit Sicherheit bekannt. Doch aus philosophischer und theologischer Sicht können wir uns fragen, was genau mit einem Leben nach dem Tod gemeint ist und welche philosophischen Argumente für und gegen die Möglichkeit eines Lebens nach dem Tod sprechen. Es scheint, dass es aus philosophischen Gründen prinzipiell nicht ausgeschlossen werden kann, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Der Glaube an die Auferstehung ist daher keine irrationale Vorstellung, sondern eine begründete Hoffnung, die durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse nicht widerlegt werden kann.
Der Glaube an Gott ist also trotz des Fortschritts in den Naturwissenschaften rational verteidigbar. Die Naturwissenschaften können uns wichtige Erkenntnisse über die Welt liefern, aber sie können nicht über den Sinn des Lebens und die Möglichkeit eines Lebens nach dem Tod entscheiden. Diese Fragen werden in Philosophie und Theologie behandelt und der Glaube an Gott kann auch auf vernünftige Argumente gestützt werden.