Das Zusammenleben mit Hunden kann manchmal anstrengend sein. Besonders am Anfang müssen sich sowohl der Hund als auch der Mensch an die neue Situation anpassen. Die Geduld wird dabei oft auf die Probe gestellt und es kann vorkommen, dass einem in Momenten der Frustration fast “die Hand ausrutscht”. Aber wie erleben Hunde solche Situationen? Vergessen Hunde Schläge?
Gewalt als Erziehungsmittel
Immer noch wird die Meinung vertreten, dass Hunde Erlebtes schnell vergessen. Wenn Halter in solch einer Situation tatsächlich gewalttätig werden, wird dies oft gerechtfertigt. Dabei hört man Sätze wie:
- “Der Hund muss das abkönnen.”
- “Wölfe machen das in der Wildnis genauso.”
- “Dominanz muss man sich verdienen.”
- “Ich zeige ihm, wer der Rudelführer ist.”
Doch ab wann sprechen wir eigentlich von Gewalt? Dabei kann es sich sowohl um physische als auch um psychische Gewalt gegen Hunde handeln.
- Physische Gewalt: An der Leine ziehen, schlagen, treten, zwicken
- Psychische Gewalt: Wurfkette, Schreien, Rütteldose, den Hund auf den Boden werfen (Unterwerfung)
Niemand kann erwarten, dass ein Mensch-Hunde-Team sofort perfekt harmoniert. Mein Tipp ist es daher, sich und dem Hund bis zu sieben Tage Zeit zu geben, um sich anzupassen. Wenn keine positive Veränderung erkennbar ist und Sie sich hilflos oder überfordert fühlen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Hundetrainer kann den Hund besser einschätzen und Probleme identifizieren, bevor es zu Gewalt kommt.
Vergisst ein Hund Schläge des Vorbesitzers?
Hunde aus dem Tierschutz oder aus zweiter Hand hatten bereits ein Leben, bevor sie in Ihre Familie gekommen sind. Bei Tierschutzhunden ist die Vorgeschichte oft unbekannt, aber man kann davon ausgehen, dass die meisten von ihnen ein hartes Hundeleben hatten.
Ein einmaliger Ausrutscher
Wenn Ihnen oder dem Vorbesitzer einmal die Hand ausgerutscht ist und Sie Ihren Hund geschlagen haben, wird ihn das nicht traumatisieren. Ihr Hund wird sich an diesen Vorfall erinnern, jedoch wird es ihm helfen, wenn Sie ihm Zeit und Raum geben. Zwingen Sie sich nicht auf und drängen Sie sich nicht an ihn heran. Warten Sie ab, bis der Hund von sich aus auf Sie zukommt.
Wenn es sich um einen einmaligen Ausrutscher handelt, ist es wahrscheinlicher, dass sich die Beziehung zu Ihrem Hund wieder erholt. Setzen Sie den Alltag wie gewohnt fort, um dem Hund bei der Rückkehr zur Routine zu helfen. Es ist jedoch schwierig vorherzusagen, wie lange es dauern wird, bis ein Hund Schläge vergisst oder wie er reagieren wird. Jeder Hund ist individuell und seine persönliche Vorgeschichte spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Traumatisierte Hunde
Straßenhunde aus dem Tierschutz haben oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Selbst in einigen europäischen Ländern hat Gewalt gegen Hunde immer noch einen gewissen Stellenwert.
Wenn jedoch Gewalt zum Alltag des Hundes gehört, wird er höchstwahrscheinlich ein Trauma erleiden und Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Das Zusammenleben mit traumatisierten Hunden gestaltet sich sehr schwierig, da oft unklar ist, was ihnen in der Vergangenheit widerfahren ist. Diese Hunde leben in ständiger Alarmbereitschaft und erwarten den nächsten Ausbruch körperlicher Gewalt.
Traumatisierte Hunde vergessen niemals, was ihnen angetan wurde. Als Halter können Sie jedoch versuchen, ein neues Vertrauensverhältnis aufzubauen und die Bindung zu stärken. Wenn Ihr Hund jedoch in eine Situation gerät, die ihn an seine Vergangenheit erinnert, verfällt er wieder in alte Verhaltensmuster und wird von seinen Erinnerungen und Erfahrungen überwältigt. Diese Hunde haben Angst und leiden darunter.
Es fällt traumatisierten Hunden schwer, sich in neue Familien zu integrieren. Sie sind von ihrer Angst gelähmt und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Wenn Sie extremes Angstverhalten bei Ihrem Hund feststellen, sollten Sie umgehend einen spezialisierten Hundetrainer konsultieren.
Es ist nicht möglich pauschal zu sagen, wie lange sich ein Hund an Schläge erinnert. Das hängt vom Charakter des Hundes und seiner Vorgeschichte ab. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass das Vertrauen zu Ihrem Hund erst zerstört sein kann und es dann sehr schwer ist, es wiederherzustellen. Gewalt hat in der Hundeerziehung keinen Platz.
Fazit
Im Umgang mit Hunden ist es unerlässlich, respektvoll und gewaltfrei zu handeln. Es ist wichtig zu verstehen, dass Hunde Ereignisse nicht einfach vergessen, insbesondere wenn es um Gewalt geht. Ein einmaliger Ausrutscher kann verziehen werden, aber bei traumatisierten Hunden wird es viel Zeit und Geduld erfordern, um das Vertrauen wiederherzustellen. Wenn Sie überfordert sind oder Unterstützung bei der Hundeerziehung benötigen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nur durch gewaltfreies Handeln können wir eine liebevolle Beziehung zu unseren Hunden aufbauen.