Katzen haben sieben Leben, sagt der Volksmund, und in der Tat sind die Stubentiger zäh. Doch es gibt eine Krankheit, gegen die Katzen und ihre Besitzer bisher machtlos waren: FIP, die feline Infektiöse Peritonitis. Diese Viruserkrankung gilt als eine der häufigsten Todesursachen bei Katzen. Doch seit einigen Monaten kursiert ein Wirkstoff gegen FIP. Viele Tiere überleben. Aber den Wirkstoff gibt es bei uns nur auf dem Schwarzmarkt, und so “dealen” Katzenhalter – und behandeln ihre Tiere kurzerhand selbst.
Harmlose Viren, die zu einer tödlichen Krankheit mutieren
FIP ist eine recht häufige Infektionskrankheit bei Katzen. Weltweit infizieren sich Katzen mit Corona-Viren, und auch viele Jungtiere tragen das Virus in sich. Eine Impfung macht daher meist keinen Sinn. Die Viren leben im Darm der Katzen und gelten als harmlos. Doch unter Stress oder anderen Faktoren können sie mutieren und sich plötzlich in anderen Zellen vermehren. Der Organismus der Katze bekämpft dann diese eigentlich harmlosen Corona-Viren und reagiert mit multiplen Infektionen, was oft zum Tod der Katze innerhalb weniger Tage führt.
Ein Wirkstoff für Menschen wird zur Rettung der Katzen
Im Internet gibt es eine Facebook-Gruppe namens FIPfree, in der sich Katzenhalter austauschen und einen angeblich wirksamen Wirkstoff propagieren: “GS441524”. Ursprünglich wurde er zur Behandlung von gefährlichen Viruserkrankungen bei Menschen entwickelt. Über unbekannte Kanäle beschaffen sich die Katzenbesitzer dieses Heilmittel und spritzen es ihren Katzen selbst – drei Monate lang täglich eine Injektion.
Prof. Katrin Hartmann von der LMU München kennt diesen Wirkstoff und versteht die Katzenhalter. Es gibt eine Studie, die zu Beginn des Jahres in den USA veröffentlicht wurde und Erfolge bei der Behandlung von FIP-kranken Katzen zeigt.
Tierärzte dürfen GS nicht verwenden, aber die Besitzer schon
Die Katzenbesitzer haben eine Community im Netz gegründet, unter den Augen des Pharmaunternehmens, das das Patent auf das Medikament hält. Da es jedoch bisher nur diese Studie gibt, ist GS noch nicht als offizielles Medikament gegen FIP zugelassen. Tierärzte müssen daher abwarten, da sie ihre Zulassung verlieren könnten, wenn sie ein nicht zugelassenes Medikament verwenden. Bei den Besitzern ist dies anders, so erklärt Prof. Hartmann von der LMU. Wenn ein Besitzer ein Medikament privat anwendet, ist dies nicht illegal. Ihr Vorschlag als Expertin lautet daher, die Behandlung unter Anleitung eines Tierarztes durchzuführen, um sicherzustellen, dass es nicht zu schweren Nebenwirkungen kommt.
Die FIPfree Facebook-Gruppe ist mittlerweile auf über 3.000 Mitglieder angewachsen. Jeden Tag kommen neue Katzenbesitzer hinzu, die nach Hilfe suchen. Diejenigen, die die Behandlung abgeschlossen haben, posten stolz Bilder ihrer gesunden Katzen. Sowohl FIPfree als auch Prof. Katrin Hartmann von der LMU empfehlen ausdrücklich die Behandlung mit GS unter Aufsicht eines Tierarztes. Die FIP-Diagnose ist nicht einfach. Ideal ist ein Labortest sowie Ultraschall, Röntgen und Real-PCR-Tests. FIPfree rät dringend davon ab, ohne tierärztliche Betreuung zu behandeln. Besitzer einer erkrankten Katze können sich jederzeit gerne mit ihren Fragen an die Facebook-Gruppe wenden.
Ein offizielles Medikament lässt noch auf sich warten
Hartmann wird in Kürze eine Studie zur Erforschung des Heilmittels anmelden, damit GS möglichst bald legal zur Behandlung von FIP eingesetzt werden kann. Aber dies wird, schätzt die Tierärztin, noch einige Jahre dauern. Bis dahin werden sicherlich weitere Katzenbesitzer versuchen, ihre Tiere vor FIP zu retten – auch ohne Zulassung.