Die Türkei wurde in diesem Jahr von schweren Erdbeben erschüttert, bei denen Tausende Menschen ums Leben kamen. Nun droht Istanbul ein ähnliches Schicksal.
Die Türkei ist ein seismisch sehr aktives Gebiet, das immer wieder von Erdbeben heimgesucht wird. Besonders betroffen war zuletzt die Südosttürkei, wo schwere Beben enorme Verwüstungen anrichteten und Tausende Menschenleben forderten. Experten warnen nun vor weiteren, noch stärkeren Beben.
Das Marmarameer – das Ziel des nächsten Erdbebens in Istanbul
Istanbul gilt als besonders gefährdet, blieb jedoch in den letzten Jahren von schweren Beben verschont. Das könnte sich jedoch bald ändern. Professor Naci Görür, ein Geologe an der Technischen Universität in Istanbul, erklärt, dass die arabische Platte von Süden auf die anatolische Platte einwirkt und sie nach Westen schiebt. Während die Auswirkungen bisher nur im Südosten der Türkei spürbar waren, breiten sie sich nun immer weiter in westliche Richtung aus. “Das Marmarameer vor Istanbul wird deshalb das Ziel des nächsten Erdbebens sein”, warnt Görür.
Der Zeitpunkt des Erdbebens in Istanbul bleibt ungewiss
Auch Professor Marco Bohnhoff vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) betont, dass Fachleute sich einig sind, dass es in naher Zukunft zu einem schweren Erdbeben in der Region Istanbul kommen wird. Es geht also nicht darum, ob die Katastrophe eintreten wird, sondern wann. Ein genauer Zeitpunkt kann noch nicht vorhergesagt werden, aber der Geologe Sükrü Ersoy von der Technischen Universität Istanbul spekuliert, dass es in den nächsten zehn Jahren so weit sein könnte. Das letzte schwere Beben in der Türkei im Februar 2023 erreichte eine Stärke von 7,8 und forderte 56.697 Menschenleben.
Sichere Bauweise als Schutz vor dem Erdbeben in Istanbul
Obwohl Istanbul in den letzten Jahren verschont blieb, zeigen historische Aufzeichnungen, dass es bereits zu tödlichen Beben in der Stadt gekommen ist. Inzwischen leben über 15 Millionen Menschen in der türkischen Metropole. Um die Bewohner zu schützen, ist vor allem eine sichere Bauweise der Wohnhäuser entscheidend. Laut Professor Bohnhoff vom GeoForschungsZentrum macht es einen großen Unterschied, auf welchem Untergrund Gebäude errichtet werden. Je fester der Untergrund, desto besser. Bereits 2012 wurde ein Bauprojekt beschlossen, bei dem etwa 6,5 Millionen riskante Häuser und Wohnungen saniert und erdbebensicher gemacht werden sollen. Gebäude, bei denen eine Sanierung nicht möglich ist, werden abgerissen und durch neue Bauten ersetzt.
Viele Häuser würden bei einem Erdbeben in Istanbul zerstört werden
Nach Einschätzung des Geologen Ersoy sind derzeit noch rund 150.000 Gebäude nicht ausreichend gesichert und würden bei einem schweren Erdbeben zerstört werden. Die bevorstehende Katastrophe wird jedoch von den meisten Bewohnern Istanbuls nicht als Grund gesehen, die Stadt zu verlassen. Finanzielle und soziale Gründe binden die Menschen an ihre Heimatstadt. Um den Wiederaufbau nach den jüngsten Erdbeben in der Türkei zu unterstützen, hat die EU ein Hilfspaket beschlossen, an dem auch Deutschland mit 238 Millionen Euro beteiligt ist.
Quelle: Originalartikel