Leider kommt es immer wieder vor: Man möchte einen Film vom Heim-Server auf den Fernseher streamen und plötzlich beginnt das Bild zu ruckeln. Das Problem liegt oft an der instabilen WLAN-Verbindung. Wenn man jedoch statt auf Funk auf Kabel umsteigt, funktioniert alles einwandfrei.
Zuverlässige Übertragung dank kabelgebundener Smart-Home-Systeme
Ähnliches gilt für die Haussteuerung, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Denn die zu übertragenden Befehle und Sensordaten benötigen weit weniger Bandbreite als Videos. Dennoch kann man sich mit kabelgebundenen Smart-Home-Systemen sicher sein, dass keine Probleme mit der Reichweite und benachbarten Funknetzen auftreten. Viele Menschen greifen deshalb bei der Installation eines Smart-Homes auf Kabel zurück.
Allerdings ist dies nur möglich, wenn man ein neues Haus baut oder eine Generalsanierung ansteht. Die meisten Menschen würden ihre Wände nicht aufschlagen, um Kabel zu verlegen. Als Alternative gibt es jedoch funkbasierte Smart-Home-Systeme, die teilweise auch nachgerüstet werden können. In diesem Artikel stellen wir euch einige interessante kabelgebundene Systeme vor.
Auch bei den kabelgebundenen Smart-Home-Systemen gibt es eine große Auswahl. Generell wird die Verkabelung und die Erstkonfiguration des Systems von einem Experten durchgeführt. Technisch versierte Nutzer können jedoch einen Teil der Konfiguration selbst übernehmen.
KNX – Der etablierte Standard
Der Standard KNX existiert bereits seit 1990. Daher gibt es eine besonders große Auswahl an kompatiblen Produkten – mehr als bei allen anderen Smart-Home-Standards. Wenn man also möglichst alles in seinem Haus intelligent steuern möchte, ist KNX die richtige Wahl. Hier können nicht nur Musik- und Beleuchtungsanlagen integriert werden, sondern auch die Wasseraufbereitung des Pools oder die Klimaanlage. Die Verbindung erfolgt über ein vieradriges Kabel, das oft parallel zur Stromleitung verlegt wird.
Allerdings hat KNX auch dazu beigetragen, dass Smart-Home-Systeme den Ruf haben, teuer zu sein. Das war vielleicht früher der Fall, aber heute gibt es auch kostengünstigere KNX-Lösungen. Es muss nicht unbedingt die teure Gira HomeServer-Zentrale sein, es gibt auch Server wie den Jung Smart Visu Server oder den Gira X1, die weniger als 1.000 Euro kosten.
Der Jung Smart Visu Server und der Gira X1 sollen auch einfacher zu konfigurieren sein als andere KNX-Server, was Kosten spart. Außerdem können die Bewohner auch selbst Änderungen an der Steuerung vornehmen. Allerdings ist der Funktionsumfang eingeschränkt. Aber wer will, kann später immer noch auf einen leistungsstärkeren KNX-Server aufrüsten.
Rollläden, Licht, Lautstärke oder Temperatur: Das alles lässt sich bei KNX-Installation per Wandtaster steuern. Daneben gibt es eine reichliche Auswahl an Touch-Displays für die Wand. (Foto: jung.de)
Plus:
- große Anzahl kompatibler Produkte
- starke Individualisierung durch Installateur möglich
- große Auswahl an Fachbetrieben
Minus:
- zum Teil recht teuer
- eigenständige Anpassungen nicht immer möglich
Geeignet für: kleine bis große Bauvorhaben
Kosten: moderat bis teuer (häufig mehr als 10.000 Euro für ein Einfamilienhaus)
Steuert: nahezu alles
Funktionsumfang: eingeschränkt bis enorm (abhängig vom Server)
Besonderheit: weltweiter Standard mit großer Produktauswahl
Mehr Infos: www.knx.de
Busch-free@home – Die kostengünstige Alternative zu KNX
Auch der Hersteller Busch-Jaeger bietet nicht nur teure KNX-Produkte an, sondern auch die kostengünstigere Alternative Busch-free@home. Obwohl es nicht alle Möglichkeiten einer KNX-Installation bietet, kann Busch-free@home auch Rollos, Licht, Klima, Heizung und die Türkommunikation steuern, sogar per Sprachsteuerung. Ein Multiroom-Musiksystem wie bei KNX lässt sich jedoch nicht direkt über den Busch-free@home integrieren. Außerdem ist die maximale Anzahl der per Kabel steuerbaren Geräte auf 64 beschränkt, was bei großen Häusern knapp werden kann.
Die Einrichtung für den Installateur ist jedoch einfacher als bei KNX. Auch Änderungen an der Steuerung können jederzeit selbst vorgenommen werden. Man sollte jedoch bedenken, dass es sich bei free@home um ein proprietäres System handelt, das hauptsächlich Produkte von Busch-Jaeger unterstützt. Es gibt jedoch auch Partnerschaften mit Sonos, Philips Hue, BSH und Miele, sodass deren Musiksysteme, LED-Lampen oder Haushaltsgeräte integriert werden können.
Bei Busch-free@home lässt sich das Licht ganz einfach per Fingertipp vom Tablet oder Smartphone aus regeln. (Foto: busch-jaeger.de)
Plus:
- einfache Installation für den Handwerker
- eigenständige Anpassungen möglich
- relativ kostengünstig
Minus:
- proprietäres System
- weniger geeignet für große Häuser
Geeignet für: kleine bis mittelgroße Bauvorhaben
Kosten: moderat (ab ca. 5.000 Euro für ein Einfamilienhaus)
Steuert: Rollos, Licht, Klima, Heizung und Türkommunikation
Funktionsumfang: durchschnittlich
Besonderheit: Sprachsteuerung per App
Mehr Infos: www.busch-jaeger.de
Crestron – Für Bild und Ton in jedem Raum
Wer höchste Ansprüche an die Audio- und Videoverteilung im Haus hat, ist bei dem US-amerikanischen Hersteller Crestron genau richtig. Die Technik von Crestron kommt oft in Firmen und öffentlichen Einrichtungen zum Einsatz. Wer ein großes Budget für den Hausbau hat, kann sich die ausgefeilte Technik auch im eigenen Heim einbauen lassen. Crestron nutzt sein eigenes Steuerprotokoll, Cresnet, das mit anderen Standards gekoppelt werden kann. In Luxus-Bauten findet man häufig eine Kombination aus Crestron und KNX, wobei Crestron für die Audio-Video-Verteilung zuständig ist und KNX den Rest übernimmt.
Bei Crestron findet man eine reichliche Auswahl an Fernbedienungen und Touch-Displays, die individuell programmiert werden können. (Foto: crestron.de)
Plus:
- enorme Möglichkeiten bei der Audio- und Videoverteilung
- mit vielen anderen Standards kombinierbar
- etablierter Anbieter
Minus:
- relativ teuer
- eigenständige Anpassungen nicht vorgesehen
Geeignet für: Premium-Bauten
Kosten: teuer (ab ca. 10.000 Euro für ein Einfamilienhaus)
Steuert: Licht, Rollos, Heizung, Klima, Türkommunikation, Sicherheit, Musik, TV
Funktionsumfang: enorm
Besonderheit: Bild- und Tonverteilung im ganzen Haus
Mehr Infos: www.crestron.de
eQ-3 Homematic IP wired – Kabelvernetzung vom Funk-Pionier
Der deutsche Hersteller eQ-3 ist vor allem für sein funkbasiertes Smart-Home-System bekannt. Aber auch das aktuelle System Homematic IP bietet eine Kabelvariante. Ähnlich wie bei anderen Herstellern gibt es Komponenten für den Schaltschrank sowie für die einzelnen Räume. Sie werden über ein vieradriges Kabel verbunden. Das Kabel kann sogar als Ring verlegt werden, mit Ausgangs- und Endpunkt beim Homematic IP wired Access Point. Der Vorteil dabei ist, dass das Smart-Home weiter funktioniert, selbst wenn das Bus-Kabel an einer Stelle durchtrennt wird.
Einfache Kombination mit Funk-Komponenten
Ein weiterer Vorteil von Homematic IP wired ist die nahtlose Integration mit der Funkvariante Homematic IP. Dadurch können beispielsweise die Taster per Funk vernetzt werden, während die Aktoren kabelgebunden sind.
Als Zentrale für das kabel- und funkbasierte System kann die Smart-Home-Zentrale CCU3 verwendet werden. Sie bietet den maximalen Funktionsumfang, die Konfiguration ist jedoch aufwändig. Die Cloud-Lösung über die Homematic IP-App ist einfacher einzurichten.
In der Standardversion können in Homematic IP wired kaum Produkte anderer Hersteller integriert werden. Durch die Integration in ein übergeordnetes Smart-Home-System (z.B. von Mediola) ergeben sich jedoch mehr Möglichkeiten.
Dank Display lassen sich die Homematic IP wired-Geräte besonders komfortabel in Betrieb nehmen und bedienen. (Foto: eQ-3.de)
Plus:
- relativ günstig
- nutzt IPv6
- nahtlose Kombination mit Funk-Komponenten
- eigenständige Änderungen möglich
Minus:
- proprietäre Lösung
- standardmäßig kaum Produkte anderer Hersteller integrierbar
Geeignet für: kleine bis große Bauvorhaben
Kosten: moderat (ab ca. 5.000 Euro für ein Einfamilienhaus)
Steuert: Rollos, Licht, Klima, Heizung, Sicherheitssystem
Funktionsumfang: durchschnittlich bis enorm (über Integration in übergeordnetes System)
Besonderheit: basiert auf IPv6
Mehr Infos: homematic-ip.com
Loxone – Die österreichische Alternative
Der österreichische Hersteller Loxone hat früh erkannt, dass eine KNX-Installation das Budget vieler übersteigt – lange bevor Gira, Jung und Hager ihre eigenen kostengünstigeren KNX-Varianten auf den Markt gebracht haben. Das System von Loxone ist daher weit entwickelt und das Unternehmen expandiert schnell. Loxone bietet eigene Produkte für nahezu alle Bereiche an, wie z.B. Hutschienengeräte für den Schaltschrank, Heizkörperthermostate, Schalter, sogar einen Multiroom-Audio-Verstärker und einen Musik-Server.
Es gibt auch Schnittstellen, um Produkte anderer Hersteller einzubinden, z.B. für KNX, 1-Wire, DALI, DMX oder EnOcean. Technisch versierte Nutzer können den Miniserver, die zentrale Einheit von Loxone, selbst in Betrieb nehmen. Aber auch andere können die Einrichtung vornehmen und spätere Anpassungen können selbst vorgenommen werden. Im Gegensatz zur KNX-Installation liegt bei Loxone die gesamte Intelligenz – also die Programmierung des Systems – im zentralen Server. Wenn dieser ausfällt, funktioniert das Smart-Home nicht mehr.
Der Loxone Miniserver (grün) befindet sich in aller Regel im Schaltschrank. Über sogenannte Extensions (schwarz) lassen sich zusätzliche Geräte einbinden. (Foto: loxone.com)
Plus:
- einfache Installation durch Fachbetrieb
- eigenständige Anpassungen möglich
- relativ kostengünstig
- Schnittstellen zu anderen Standards
Minus:
- proprietäres System
- bei Ausfall des Servers funktioniert das Smart-Home nicht mehr
Geeignet für: kleine bis große Bauvorhaben
Kosten: moderat (ab ca. 5.000 Euro für ein Einfamilienhaus)
Steuert: Rollos, Licht, Klima, Heizung, Musik, TV und Türkommunikation
Funktionsumfang: enorm
Besonderheit: ausführliche Dokumentation, die für jeden frei zugänglich ist; kostenlose Konfigurationssoftware
Mehr Infos: www.loxone.com
LCN – Smart-Home beim Neubau vorbereiten
LCN (Local Control Network) gibt es bereits seit über 20 Jahren. Hinter dem proprietären System steht die Issendorff KG mit Sitz bei Hannover. Der Vorteil gegenüber vielen anderen kabelgebundenen Lösungen besteht darin, dass keine separate Datenleitung für die Steuerung benötigt wird. Anstatt eines herkömmlichen dreiadrigen Kabels für die Stromversorgung wird einfach ein fünfadriges Kabel im Haus verlegt. Eine der beiden freien Adern überträgt dann die Steuerbefehle.
Die Infrastruktur für das Smart-Home verursacht bei LCN kaum Mehrkosten. Bei einem Einfamilienhaus liegen die Kosten deutlich unter 1.000 Euro. Wer also beim Neubau sparen möchte, kann alles entsprechend vorbereiten, um später eine Haussteuerung zu integrieren.
Im Gegensatz zu Standards wie KNX bietet LCN nur Produkte von Issendorff an. Das Sortiment umfasst jedoch alle wichtigen Bereiche. Es gibt Komponenten zur Steuerung von Beleuchtung, Heizung, Rollos oder Alarmanlagen. Es gibt auch einen Multiroom-Audio-Verstärker und Koppler, um Fernseher in das System einzubinden. Das System kann auch mit anderen Standards wie EnOcean, Modbus, BACnet usw. über Schnittstellen verbunden werden. Eigenständige Änderungen an der Konfiguration sind jedoch nicht vorgesehen.
Wand-Taster lassen sich dank der integrierten Displays bei LCN individuell gestalten. Daneben gehorcht das Haus natürlich auch dem Smartphone. (Foto: lcn.eu)
Plus:
- geringe Mehrkosten für Verkabelung
- Vernetzung über das Stromkabel
- Schnittstellen für andere Standards
Minus:
- proprietäres System
- eigenständige Anpassungen nicht vorgesehen
Geeignet für: kleine bis große Bauvorhaben
Kosten: moderat (ab ca. 5.000 Euro)
Steuert: Rollos, Licht, Klima, Heizung, Musik, TV, Alarmanlage und Türkommunikation
Funktionsumfang: enorm
Besonderheit: Datenleitung zur Haussteuerung wird über Stromkabel verlegt
Mehr Infos: www.lcn.eu
digitalSTROM – Vernetzt über das Stromkabel
digitalSTROM benötigt keine extra Kabel. Das unterscheidet das Smart-Home-System von allen anderen vorgestellten Lösungen. Denn digitalSTROM nutzt die Stromleitungen, um Befehle und Sensorinformationen zu übertragen. Daher eignet sich das System auch zum Nachrüsten in bestehenden Gebäuden.
Um beispielsweise einen Lichtschalter, einen Rolloschalter oder eine Steckdose intelligent zu steuern, werden kleine Module hinter dem Schalter oder in einer Unterputzdose installiert. Diese Module ähneln äußerlich Lüsterklemmen.
Auch Geräte, die nicht mit dem Strom verbunden sind, können per digitalSTROM gesteuert werden, z.B. Heizkörperthermostate. Dafür bietet das deutsch-schweizerische Unternehmen Funk-Erweiterungen an.
Generell setzt digitalSTROM auf Offenheit. Es gibt Schnittstellen zu vielen anderen Systemen, z.B. EnOcean, DALI, aber auch zu Sonos oder Philips Hue über die Verbindung zum Internet-Router.
Obwohl keine Kosten für die Verkabelung anfallen, ist digitalSTROM nicht günstiger als Systeme wie Loxone oder Busch-free@home. Die Kosten für die Vernetzungskomponenten von digitalSTROM sind relativ hoch.
Die intelligenten “Lüsterklemmen” von digitalSTROM werden hinter dem Schalter oder der Steckdose eingesetzt. (Foto: digitalstrom.de)
Plus:
- leicht nachrüstbar
- Schnittstellen zu vielen anderen Systemen
- eigenständige Anpassungen möglich
Minus:
- proprietäres System
- nur mit Strom verbundene Geräte können direkt integriert werden
Geeignet für: kleine bis mittelgroße Bauvorhaben
Kosten: moderat (ab ca. 5.000 Euro für ein Einfamilienhaus)
Steuert: Rollos, Licht, Alarmanlage, Tür, Heizung, Musik, alles mit einer offenen Schnittstelle
Funktionsumfang: überdurchschnittlich
Besonderheit: auch in Bestandsgebäuden installierbar
Mehr Infos: www.digitalstrom.de