Kalligraphie ist nicht nur eine Form des Schreibens, sondern auch eine Bewegungskunst, die sowohl als Kunst als auch als Meditation betrachtet werden kann. Beim Schreiben mit einem Pinsel ist eine sorgfältige Vorbereitung erforderlich, die genaue Wahrnehmung und bewusste Bewegungen erfordert.
Im ersten Teil wurde über die Entstehung und Weiterentwicklung der chinesischen Schriftzeichen gesprochen, während der zweite Teil sich mit dem eigentlichen Schreiben befasst. Hierbei steht nicht die Technik oder die Kunstfertigkeit im Vordergrund, sondern der persönliche Charakter als Voraussetzung. Das Schreiben wird als “Weg oder Gesetzmäßigkeit des Schreibens” betrachtet, ein hoher philosophischer Ansatz.
Die verschiedenen Schriftarten der Kalligraphie entwickelten sich über die Epochen hinweg. Von der Orakelschrift auf Knochen und Schildkrötenpanzern über die Bronzeschrift auf Bronzegefäßen bis hin zur Siegelschrift auf Bambusstäbchen, Seidentüchern und Papier. Später entstanden weitere Schriftarten wie die Kanzleischrift, Musterschrift, Kursivschrift und Grasschrift. Die Han-Dynastie spielte dabei eine entscheidende Rolle, da sie die Grundlagen für Kalligraphien schuf, die bis heute als Maßstab gelten.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Schriftzeichen immer weiter und entfernten sich immer mehr von bildlichen Darstellungen hin zur Betonung der Pinselführung. Die Schriftzeichen wurden als “abstrakte Bilder” bezeichnet, da sie aus bildlichen Darstellungen entstanden sind.
Mit ausreichend Schriftzeichen und den “vier Schätzen der Studierstube” (Pinsel, Tusche, Papier und Reibstein) begann der Weg der Kalligraphie. Balance und Zentrierung spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Zeichen werden von links nach rechts, von oben nach unten und von innen nach außen betrachtet, um ihre Balance zu überprüfen. Die Musterschrift dient als Grundlage zum Erlernen der chinesischen Schrift.
Die Kalligraphie ist eine edle Sache, daher werden die Schreibutensilien als die “vier Schätze der Studierstube” bezeichnet. Sie bestehen aus dem Pinsel, der Bewegung symbolisiert, der Tusche, die das Resultat und die Qualität zeigt, dem Papier, das den Platz der Übertragung darstellt, und dem Reibstein, der die geistige Welt der Kalligraphien repräsentiert.
Der Weg der Kalligraphie erfordert Übung und Konzentration. Durch die Kontrolle der Bewegung des Pinsels und die richtige Verwendung der Tusche entsteht ein perfektes Schriftzeichen. Das Schreiben mit dem Pinsel wird als eine Methode des “Xiu Shen Yang Xing” bezeichnet, was so viel bedeutet wie “den Leib ordnen, reparieren oder kultivieren und den Geist pflegen”.
Die Kalligraphie ist eine Kunstform und gleichzeitig eine Möglichkeit, innezuhalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Beim Schreiben mit einem Pinsel entsteht eine Verbindung zwischen Bewegung und Meditation, die Harmonie und Balance schafft.
Autor: Wang Ning